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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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absetzen können, die durch den Wald poltern und auf jede nur erdenkliche Weise versuchen, Aufmerksamkeit zu erregen.«
    Harry zuckte innerlich zusammen. Er verstand, was
    Nimembehs Worte bedeuteten, und die Ungerechtigkeit
    empörte ihn so sehr, dass er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete. »Bei allem Respekt, Sir, als unsere Mission begann, wussten wir nicht, dass es darum ging, uns verborgen zu halten. Wir alle gingen von einem Test unserer
    Überlebensfähigkeiten aus.«
    »Eine weit verbreitete Ansicht«, erwiderte Nimembeh
    trocken.
    Harry blickte sich um und sah Dutzende von enttäuschten Kadetten – die Anführer der anderen Gruppen, vermutete er.
    Nur eine Gruppe in der Ecke wirkte ein wenig lebhafter.
    »Soll das heißen… die anderen haben ebenfalls ihre Leute verloren?«, fragte Harry. Es beruhigte ihn ein wenig zu wissen, dass sich die Demütigung nicht auf ihn allein beschränkte.
    »Eine Gruppe wandte die richtige Taktik an und überlebte intakt.«
    Harry fühlte sich von Verbitterung erfasst. Rote Flecken entstanden auf seinen Wangen, als er sich Nimembeh
    zuwandte. Verzweiflung und Ärger der vergangenen fünf Tage machten ihn ungewöhnlich aggressiv. »Sir, die Umstände der Situation hätten uns erklärt werden sollen. Wie konnten wir uns auf die richtige Weise verhalten, wenn wir nicht wussten, worum es ging? Dieser Test war einfach nicht fair.«
    Bevor Harry das letzte Wort ausgesprochen hatte, schloss sich Nimembehs Hand um sein Handgelenk und drückte fest zu. Der Commander war klein und hager, hatte nicht ein Gramm Fett am Leib, aber er erwies sich als sehr stark, zeigte eine Kraft, die aus seinem Innern zu kommen schien. Sein Griff fühlte sich fester an als Titanium. Harry starrte ihn überrascht an. Nimembehs Blick durchbohrte ihn und seine Stimme hatte die Intensität eines Phaserstrahls.
    »Der Test war nicht fair? Tut mir Leid, dass Sie benachteiligt wurden, Kadett. Aber denken Sie an Folgendes: Wenn Sie sich jemals in feindlichem Territorium wiederfinden sollten, bin ich nicht da, um Ihnen zu sagen, was Sie tun und lassen sollen. Sie müssen lernen, selbständig zu denken, das Schlimmste zu erwarten und darauf vorbereitet zu sein. Es wird keinen Transporter geben, der Sie ins Basislager zurückbeamt, wenn’s brenzlig wird, ebenso wenig einen Injektor mit konzentrierten Nährstoffen. Sie sind völlig auf sich allein gestellt, im Gebiet des Feindes, und in einer solchen Situation gibt es keine Entschuldigungen. Sie können der Person, die Sie mit einem Phaser erschießt, wohl kaum sagen, die Situation sei nicht fair gewesen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Harry nickte, eingeschüchtert von Nimembehs scharfen

Worten. Doch der Commander war noch nicht fertig. »Ich soll Kadetten ausbilden, die in jeder Situation überleben können.
    Wenn einer meiner Leute im Einsatz stirbt, so stirbt auch ein Teil von mir. Ich werde nicht zulassen, dass meine Leute Fehler machen, die fatal sein können. Sie sollen begreifen, worauf es ankommt. Sie sollen sich konzentrieren können und zäh genug sein, um selbst die schlimmsten Situationen zu überstehen.«
    Wieder nickte Harry. »Ja, Sir«, sagte er demütig, aber Nimembeh ließ ihn nicht los.
    »Sagen Sie mir jetzt, was Sie falsch gemacht haben, Kadett«, zischte der Commander.
    »Sir, wir hätten sofort in Deckung gehen und die Situation einschätzen sollen. Wir hätten vor allem nachts marschieren und keine Feuer anzünden sollen. Wir hätten die Höhenzüge meiden sollen, weil ein eventueller Gegner dort unsere Silhouetten gesehen hätte. Wir setzten keinen Späher ein, um das vor uns liegende Gelände zu erkunden. Wir haben nicht eine einzige der Regeln beachtet, die für den Aufenthalt in feindlichem Territorium gelten.« Harry sah Nimembeh so würdevoll wie möglich an und hoffte, dass der Commander jetzt zufrieden war und seinen schrecklichen Griff löste. Aber Nimembehs Hand blieb um sein Handgelenk geschlossen und Harry spürte, wie seine Finger zu prickeln begannen – der Blutkreislauf war unterbrochen.
    »Was sonst noch?«
    Was sonst noch? Gab es weitere Fehler? Erschöpfung und Verwunderung bewirkten, dass Harry keinen Ton
    hervorbrachte. Er versuchte seine Gedanken zu sammeln und herauszufinden, was er sonst noch falsch gemacht hatte, aber ihm fiel nichts ein. Hilflos sah er Nimembeh an. »Ich… ich…«
    »Wissen Sie, welcher Fehler Ihnen außerdem unterlaufen ist, Kadett?«
    »Nein, Sir.«
    »Sie haben sich

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