Schicksalspfade
Piloten Setonak zu ersetzen, der während eines Kampfes mit
Cardassianern verletzt worden war und sich in einer
medizinischen Einrichtung auf Vulkan erholte. B’Elanna vermisste Setonak, dessen stoische Gelassenheit beruhigend auf sie gewirkt hatte. Sie fragte sich, ob sie ihre Gefühle jemals so gut kontrollieren konnte wie der Vulkanier. Mehrmals hatte sie mit dem Gedanken gespielt, Setonak auf seine mentalen Disziplinen anzusprechen, aber gerade jene Disziplinen waren es, die ihn unzugänglich machten.
Und jetzt nahm dieser arrogante Lackaffe namens Tom Paris seinen Platz ein. Was dachte sich Chakotay nur dabei?
Von Anfang an kam es zu Auseinandersetzungen zwischen ihnen. B’Elanna konnte Toms abschätzenden Blick nicht ausstehen – er sah sie an wie ein Objekt, dessen Wert taxiert werden musste. Sie verabscheute das verführerische Timbre in seiner Stimme: Es hätte besser in ein Schlafzimmer gepasst als in den Maschinenraum. Und vor allem hasste sie es, dass er sich in ihre Arbeit einmischte.
»Ich wollte Sie nur auf Folgendes hinweisen«, sagte er und schien jede einzelne Silbe zu dehnen. »Wenn Sie die
Einstellung für die vektorisierte Ablassausrichtung auf den niedrigsten Wert setzen würden, könnte ich unsere
Manövrierfähigkeit um dreißig Prozent erhöhen.«
»Wenn Sie auch nur den Hauch einer Ahnung hätten, so wäre Ihnen klar: Diese Einstellung würde im Maschinenraum schon bald zu einer Ansammlung giftiger Gase führen und in der Reaktionskammer eine Überladung bewirken, die zu einer Explosion führen könnte. Ich schlage vor, Sie kümmern sich um die Navigation und überlassen das Triebwerk mir.«
Tom nahm diese Worte mit einem Lächeln entgegen und das ärgerte B’Elanna noch mehr. Er schien über einen persönlichen Schild zu verfügen, an dem Kommentare und Kritik abprallten.
Es ließ sich unmöglich feststellen, was wirklich in ihm vor sich ging, denn der Außenwelt präsentierte er immer nur die sorglose und unzugängliche Oberfläche seiner Persönlichkeit.
»Was halten Sie von einem Waffenstillstand, Torres? Ich mische mich nicht in Ihre Dinge ein und Sie nicht in meine –
vielleicht können wir dann Freunde werden. Möglicherweise mögen Sie mich sogar, wenn Sie mich besser kennen lernen.«
»Gegen einen Waffenstillstand habe ich nichts einzuwenden.
Aber an einer Freundschaft bin ich nicht interessiert.«
Tom zuckte mit den Schultern und ging. Wenn er enttäuscht oder verletzt war, so zeigte er es nicht. B’Elanna ärgerte sich immer mehr über diese Eigenschaft des Piloten – bis ihr klar wurde, dass sie selbst gern darüber verfügt hätte.
Toms Geschick versetzte sie in die Lage, einen »Badlands«
genannten Raumbereich zu erforschen.
Es war eine sehr gefährliche Region, voller Plasmastürme, die ein Raumschiff innerhalb eines Sekundenbruchteils zerstören konnten. Vielen Besatzungsmitgliedern bereitete es Unbehagen, in die Badlands zu fliegen, obgleich sie Schutz vor cardassianischen und Starfleet-Schiffen boten, die jenen Bereich normalerweise mieden.
B’Elanna stellte schon bald fest, dass ihr die Badlands einen ganz besonderen Nervenkitzel boten. Ihr gefiel der Anblick wogender, brodelnder Wolken und der hin und her tastenden Plasmatentakel, die ihnen einen schnellen Tod bringen konnten. Gern sah sie dabei zu, wie Tom Paris das Schiff durch die Stürme flog, die Stirn vor Konzentration gerunzelt, und allen Gefahren auswich. Er war ein ausgezeichneter Pilot, das musste sie ihm lassen.
Und sie vermutete, dass er an diesen Herausforderungen ebenso großen Gefallen fand wie sie. Ein Flug in die Badlands löste bei ihr einen Adrenalinschub aus und das wirkte fast wie eine Droge auf B’Elanna. Gefahr schärfte ihre Sinne, hob ihre Stimmung und ließ ein Gefühl der Aufregung entstehen, das sie immer als angenehm empfunden hatte. Tom erging es offenbar ähnlich.
Eines Tages kartographierten sie einen Teil der Badlands für zukünftige Aktionen. Auf der kleinen Brücke befanden sich B’Elanna, Tom, Chakotay und der Navigator Juri Terikof. Juri war ein drahtiger Mann mit dunklen Ringellocken, kleinen, hellen Augen und einer großen Nase, die ihm ein seltsam vogelartiges Aussehen verlieh. Er schien überhaupt keine Furcht zu kennen und bei Gefechten war er für sie alle ein Vorbild. Starke Plasmastürme setzten dem Schiff zu und B’Elanna rechnete damit, dass Chakotay bald den Befehl zum Rückzug gab.
Ganz plötzlich hörten die Erschütterungen und
Weitere Kostenlose Bücher