Schicksalspfade
Vibrationen auf. Von einem Augenblick zum anderen glitten sie so ruhig dahin wie ein Spielzeugschiff über einen ruhigen Teich.
B’Elanna und Chakotay wechselten einen überraschten Blick.
»Sind Sie ein noch besserer Pilot als ich dachte oder haben wir die Badlands verlassen?«, wandte sich Chakotay an Tom.
»Nein, wir haben sie nicht verlassen«, erwiderte Paris. »Aber wir befinden uns jetzt in einem Teil der Badlands, in dem es keine Plasmastürme gibt.«
»Eine klare Sensorsondierung wird möglich«, fügte B’Elanna hinzu. »Der Bereich durchmisst ungefähr achthundert
Millionen Kilometer und ist völlig frei von Stürmen.«
»Wie das Auge eines Hurrikans«, brummte Chakotay und sah auf die Anzeigen seiner Konsole. Juri bemerkte den
interessantesten Aspekt ihrer Entdeckung. »Was ist das? Ein Gürtel aus Planetoiden? Captain, dies ist auf keiner
Föderationskarte verzeichnet.«
»Nun, Sie haben ihn gefunden, Juri.« Chakotay lächelte.
»Wie klingt ›Terikof-Gürtel‹ für Sie?«
Juris Augen leuchteten noch heller, als er wie ein glückliches Kind lächelte. »Klingt großartig«, erwiderte er. »Aber ich schätze, eine Entdeckung durch den Maquis wird man nie auf den Sternkarten der Föderation verzeichnen.«
»Wer weiß?«, warf B’Elanna ein. »Ich meine, Sie sollten eine Subraum-Nachricht schicken und den Namen registrieren lassen.« Sie lächelte, als sie an den Aufruhr dachte, der eine so kühne Geste bei den spießigen Föderationsbürokraten
bewirken würde. Einerseits gefiel es ihnen bestimmt nicht, einen Planetoidenring nach einem Maquis-Renegaten zu
benennen, aber andererseits waren sie verpflichtet, ihn als Entdecker anzuerkennen.
»Das unterlassen Sie besser«, sagte Chakotay, den Blick noch immer auf die Anzeigen seiner Konsole gerichtet. »Es sieht so aus, als könnten einige Planetoiden der Klasse M zugeordnet werden.«
Dadurch ergaben sich interessante Möglichkeiten. Wenn der Maquis Gelegenheit bekam, hier mitten in den Badlands einen Stützpunkt einzurichten… Er hätte weitaus mehr Sicherheit geboten als irgendeine Basis im Föderationsraum.
»Sollen wir es überprüfen?«, fragte Tom und Chakotay nickte knapp. Es war B’Elanna aufgefallen, dass gewisse Spannungen zwischen Captain und Pilot existierten, obwohl sie sich nicht an irgendwelche konkreten Zwischenfälle erinnerte. Tom konnte einem auch so auf die Nerven gehen, fand B’Elanna und nahm an, dass Chakotay Toms Arroganz auf die Nerven ging.
Kurze Zeit später schwenkten sie in den Orbit eines
Planetoiden der Klasse M und begannen mit einem Scan, um die Charakteristika des Himmelskörpers festzustellen. »Die Atmosphäre ist reich an Sauerstoff und atembar«, meldete Juri.
»Es gibt reichlich Vegetation auf Photosynthese-Basis und außerdem große Wassermengen. Klingt ganz nach Zuhause.«
Die letzten Worte bewirkten keine Reaktion bei den anderen Personen auf der Brücke und B’Elanna glaubte, den Grund dafür zu verstehen: Für diese Leute existierte kein Zuhause mehr, seit sie beschlossen hatten, auf den Friedensvertrag zwischen der Föderation und den Cardassianern zu pfeifen und ihre eigenen Vorstellungen von Gerechtigkeit durchzusetzen.
Dieser kleine Planetoid in den Badlands kam als Heimat ebenso gut in Frage wie ein beliebiger anderer Ort.
Chakotay gingen offenbar ähnliche Gedanken durch den
Kopf. »Wir schicken eine Einsatzgruppe. Tom, B’Elanna, Juri
– Sie begleiten mich. Und Seska kommt ebenfalls mit.«
Wenige Minuten später standen sie auf einer Wiese und ihren Blicken bot sich eine der prächtigsten Welten dar, die B’Elanna jemals gesehen hatte. Dichte, grüne Wälder
erstreckten sich über viele Kilometer hinweg. Hügel gingen in Berge mit schneebedeckten Gipfeln über. Ein sanfter Wind strich über das Gras der Wiese, das sich hin und her neigte. Ein angenehmer Duft ging davon aus, erinnerte B’Elanna an die Jasminfelder auf Nessik. Ein azurblauer Himmel wölbte sich über ihnen; hier und dort schwebten rosarote Wolken.
Sie schwiegen einige Sekunden lang, nachdem sie
materialisiert waren, bestaunten die Schönheit dieses Ortes.
Jeder von ihnen hing ganz persönlichen Gedanken nach und erinnerte sich an die frühe Kindheit, als die Welt nicht annähernd so kompliziert gewesen war und der Anblick einer blühenden Wiese genügt hatte, um das Herz mit Freude zu erfüllen.
Solche Gedanken bescherten B’Elanna ein alles andere als angenehmes Gefühl der Verwundbarkeit. Sie wandte
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