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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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»Cunard hat ihn mir geschenkt. Nun weiß ich endlich, wie ein Zobel aussieht.«
    »Ein überaus kostbares Geschenk«, entgegnete Jannick. »Ich weiß nicht, ob du das annehmen kannst.«
    »Gewiss kann sie das.« Cunard trat lächelnd einen Schritt vor. »Ihr stellt die Elisabeth in den Dienst Heiligenhafens, um die Bewohner zu schützen. Was ist dagegen ein kleines Zobelfell, mit dem ich der Schwester des Eigners eine Freude mache?«
    Jannick antwortete nichts darauf, aber der Blick, den er Barbara zuwarf, war eindeutig. Keine weitere Tändelei!
    »Na, dann bedient euch!« Hinrich wies auf den gedeckten Tisch. »Ist genug für alle da.«
    Ungeachtet des missmutigen Blicks ihres Bruders nahm Barbara neben Cunard Platz. Brida unterdrückte ein Lächeln. Jetzt zeigte Jannick den gleichen Gesichtsausdruck wie Simon in den Tagen zuvor.
    Von der Diele her hörten sie, wie die Haustür erneut geöffnet wurde.
    »Hier geht’s ja heute zu wie in der Hafentaverne«, bemerkte Hinrich.
    Bridas Herz klopfte schneller. Ob Simon doch noch kam? Doch sofort zerschlug sich ihre Hoffnung.
    »Guten Morgen!« Kalle betrat die Küche. In seiner Begleitung befand sich ein junger Mann, den Brida noch nie gesehen hatte. Ihr fiel auf, dass Kalle ihn am Oberarm festhielt, so, als fürchte er, der Bursche könne ihm davonlaufen.
    »Er darf nicht auf der Kogge bleiben, wenn wir demnächst auslaufen«, sagte der Schmuggler.
    Jannick war sofort aufgestanden.
    »Wer ist das?«, fragte Kapitän Hinrich.
    »Ein Verwandter von mir.«
    Der junge Mann schnaubte verächtlich, aber Brida war sich sofort sicher, dass Jannicks Worte der Wahrheit entsprachen. Er hatte das gleiche helle Haar wie Simon, auch wenn seine Augen braun waren.
    »Allerdings ein Verwandter, auf den wir ein wachsames Auge haben müssen«, fügte Kalle hinzu. »Ich glaub, dein Schuppen wär der richtige Ort, Hinrich. Die Tür hat ’n ordentlich festen Riegel.«
    Barbara musterte den jungen Mann eingehend.
    »Magnus?«, fragte sie unsicher. Der Angesprochene zuckte zusammen, sagte aber kein Wort.
    »Scheint ja ’ne bemerkenswerte Geschichte zu sein.« Kapitän Hinrich schüttelte den Kopf. »Hat er was mit den Schwierigkeiten zu tun, die Euch jeder ansieht, Jannick?«
    »Kann man so sagen. Magnus ist Däne. Sein Vater ist der Bruder unserer Mutter.«
    »Aber ich hab nicht den Eindruck, als sei er einfach so zu Besuch gekommen, ne?«
    »Nein«, bestätigte Jannick. »Er ist ein Spion, aber er ließ sich aufs Auskundschaften ein, um seinen Bruder zu schützen. Und deshalb steht er unter meinem Schutz.«
    »Ich brauch deinen Schutz nicht!«, fauchte Magnus.
    »Ach nein? Ich dachte, du weißt, was man mit Spionen anstellt. Willst du, dass es dir wie Christian ergeht?«
    »Christian war kein Spion! Das war alles Simons Schuld!«
    »Und deshalb wünschst du ihm den Tod an den Hals?« Jetzt war auch Jannick laut geworden. »Du weißt ganz genau, dass er Christian niemals absichtlich in diese entsetzliche Lage gebracht hätte. Verdammt, Christian war immer mehr als sein Vetter! Er war sein Freund.«
    »Und trotzdem hat er ihn verraten. Wäre er ehrlich gewesen, dann hätte mein Bruder sich in Acht genommen. Dann wäre er heute kein Krüppel!«
    Barbara schlug die Hand vor den Mund. »Was ist mit Christian?«, hauchte sie.
    »Man hat ihn für einen Spion gehalten und grausam gefoltert«, zischte Magnus. »Und dein feiner Bruder hat sich einfach aus dem Staub gemacht.«
    »Nein! Nein, das hätte Simon niemals getan!«
    »Doch«, beharrte Magnus mit fester Stimme. »Genau das hat er getan.«
    Bevor die Stimmung sich noch weiter aufschaukeln konnte, packte Kalle Magnus erneut am Oberarm.
    »Ich setz ihn in deinem Schuppen fest, Hinrich. Nur damit ihr’s wisst.«
    »Fass mich nicht an! Ich lauf dir schon nicht weg.«
    »Das musste dir schon gefallen lassen. Ich trau dir nicht übern Weg.«
    Magnus schnaubte noch einmal, schwieg aber und ließ sich widerstandslos von Kalle aus dem Haus bringen.
    Barbara starrte ihnen nach.
    »Das war nicht sein Ernst, das mit Christian, oder?«
    »Es war nicht Simons Schuld«, antwortete Jannick. »Schuld daran ist der Krieg. Und dieser machthungrige Dänenkönig.« Er erhob sich. »Entschuldigt mich bitte, ich habe noch etwas zu regeln.«
    Barbara sah ihrem Bruder mit ausdruckslosem Blick nach. Magnus’ Eröffnungen hatten sie mehr getroffen, als Brida erwartet hatte.
    »Tja, so ist der Krieg«, bestätigte Bridas Vater, kaum dass Jannick verschwunden war.

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