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Schieber

Schieber

Titel: Schieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Rademacher
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Geräte sind so sorgfältig
poliert, als kämen sie direkt vom Hersteller. Die Stelle im Dach, durch die der
Blindgänger schlug, ist allerdings noch nicht geflickt worden. Stave meint, im
grellen Sonnenlichtkegel dort noch immer Blutflecken auf dem Boden auszumachen.
Muss Einbildung sein.
    »Haben wir alle Papiere?«, fragt Blohm, ohne sich zu seinen
Begleitern umzudrehen. Ein Mann springt vor, öffnet eine Ledermappe.
»Frachtpapiere der Sowjets. Sie bestätigen den Empfang der Maschinen auf der
›Sibirien‹.«
    »Was haben sie tatsächlich bekommen?«
    »Einige ältere, nicht funktionsfähige Teile. Ein paar Tonnen
Eisenschrott. Viele Zigaretten. Cognac.«
    Blohm nickt, deutet auf die Maschinen, feuert Kommandos ab. »Wir
brauchen stabile Regale vor den Geräten. Hoch, tragfähig, am besten aus Eisen,
zur Not aus Holz. Dazu Kisten, besorgen Sie sich Frachtkisten aus dem Hafen,
die niemand mehr benötigt. Dann schaffen wir Schrott herein, vor allem Motoren:
Kranmotoren, Schiffsdiesel, demontieren Sie von mir aus eine von den alten
Schmalspurlokomotiven. Die Sachen sollen dreckig sein, verrußt, verölt. Kippen
Sie auch etwas Schmieröl am Boden aus. Wir lassen unsere Werkzeugmaschinen
hinter den Wänden aus öligem Plunder verschwinden. Die Tommies machen sich ihre
Uniformen nicht gerne dreckig. Falls jemals eine britische Streife
hierherkommt, wird sie nur Schrott sehen und wieder gehen.«
    »Denkst du«, flüstert MacDonald.
    »Wann sind die Lastwagen bereit?«, fragt Blohm.
    »Nächsten Monat«, antwortet der Mann mit der Mappe.
    »Schön. Dann laden wir die Werkzeugmaschinen auf und verfrachten sie
zu den Schuppen in Harburg. Da sind sie in Sicherheit. Wenn es so weit ist,
nehmen Sie den ganzen Schrott aber vorher nicht wieder heraus. Das dauert zu
lange. Sie brechen von außen ein Loch in die Wand und laden die Maschinen
direkt in die Lastwagen. Falls es eine Stelle an der Außenwand gibt, die gut
zugänglich ist, aber nicht von den britischen Posten gesehen werden kann.
Stellen Sie das klar!«
    Einige Männer eilen nach den Anweisungen gen Ausgang. Stave bedeutet
seinem Begleiter mit dem Kinn, sich ihnen anzuschließen. So kommen sie
unauffällig aus der Halle hinaus, während Blohm und die meisten seiner Helfer
drinbleiben.
    »Blohm ist skrupellos«, murmelt der Lieutenant.
    »Damit kann man es zu allen Zeiten weit bringen«, antwortet Stave.
    »Wohin nun?«, flüstert MacDonald, als sie das Gebäude einige Meter
hinter sich gelassen haben.
    »Zur ›Leland Stamford‹. Ich möchte wissen, ob die tatsächlich einen
Schaden hat. Seltsamer Zufall.«
    Da die Männer aus Blohms Gefolge in alle Richtungen ausschwärmen,
hält es der Oberinspektor für das Beste, allein über die Werft zu gehen. In
weniger als fünf Minuten sind sie an dem Kai, an dem der Liberty-Frachter
festgemacht hat, direkt neben einem der großen Docks. Über dem stählernen Rumpf
flirrt die Luft. Auf den Decks könnte man Spiegeleier braten. Einige
amerikanische Matrosen stehen mit nackten Oberkörpern rauchend an der Reling
und werfen ihnen gelangweilte Blicke zu. Im Brückennock lehnt ein sehr junger
Offizier, liest die Stars and Stripes und bläst blassrosafarbene
Kaugummiblasen auf. Zwei verschwitzte Arbeiter gehen über die Gangway zur
»Leland Stamford« hoch, ein großes, seltsam geformtes Metallteil in ihren
verölten Händen haltend.
    »Maschinenschaden«, vermutet MacDonald. »Also doch ein Zufall.«
    »Abwarten.« Stave deutet auf einen Kran, der auf dem
steingepflasterten Boden liegt, als wäre er mit einer Riesensense abgeschnitten
worden. »Tun wir so, als befolgen wir die Befehle vom Boss. Blohm wünscht sich
Kranmotoren. Irgendwo in diesem Ungetüm muss ein Motor stecken.«
    »Männer wie wir machen sich nicht die Hände schmutzig.«
    »Wir inspizieren das Ding doch nur. Falls jemand fragt. Tatsächlich
behalten wir den amerikanischen Frachter im Auge. Falls jemand was anderes an
Bord schafft als öltriefende Ersatzteile.«
    Sie klettern durch das Wrack des Krans, reißen hier eine verbogene
Blechklappe auf, zerren dort an einem abgerissenen Kabel. »Wenn uns ein
Werftarbeiter beobachtet, wird er denken, dass wir keine Ahnung haben, was wir
hier tun«, flüstert MacDonald, dem der Schweiß die Schläfen hinabperlt.
    »Perfekte Tarnung«, gibt der Oberinspektor zurück. »Arbeiter halten
Prokuristen grundsätzlich für Idioten.«
    »Hoffentlich kommen sie nicht auf die Idee, gerade jetzt die
Revolution auszurufen.«
    »Dann

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