Schief gewickelt (German Edition)
aufholen können? Die Menschenmassen peitschen Klaras Mama nach vorne. Sie kämpft verbissen. Wir haben es hier mit der schnellsten Latzhose vom ganzen Prenzlauer Berg zu tun, da gehe ich jede Wette ein. Da – sie stolpert über eine schiefe Gehwegplatte! Aber nein, kein Sturz! Bravourös, wie sie hier aus aussichtsloser Lage ihr Gleichgewicht wiederhergestellt hat. Und Klaras Mama holt auf. Meter um Meter kämpft sie sich heran. Uuuuuund jetzt hat sie ihre Kleine geschnappt! Bravo! Applaus für
KLARAAAAAA UND IHRE MAMAAAAAA !
So, die Streckenposten signalisieren uns, dass die Rennstrecke nun für unseren regulären Fahrer mit der Nummer 8 frei ist. Fritz-Bertrams Papa ist startklar. Die Stoppuhren auch.
Vier! Drei! Zwei! Eins! Start!
Oh, man sieht auf den ersten Blick, er meint es ernst. Mit kraftvollen Beinstößen bringt er das Bobby-Car auf Touren und versucht auf die Ideallinie einzuschwenken. Also, wenn er dieses Tempo ins Tal bringt, dann ist was drin, da bin ich mir sicher. Gleich hören wir die Zwischenzeit vom Acud. Kann ein Rennen spannender sein …?
40,6!!! Das gibts nicht! Er hat tatsächlich als Erster die Bestzeit geknackt! Und wir erinnern uns, dass Daniels Papa im unteren Drittel noch ein kleines Malheur hatte, das ihn zusätzlich Zeit gekostet hat. Mit anderen Worten: Fritz-Bertrams Papa kann den Sack hier zumachen! Jetzt kommt alles darauf an, dass er die Schikane gut meistert. Das Bergstübl hat er geschafft … Jetzt die Magnetbar. Nach den Erfahrungen mit den vorhergehenden Fahrern weichen die Leute noch mehr zurück und machen den Weg frei. Auch die Magnetbar hat unsere wackere Nummer 8 ohne Schnitzer geschafft … und Taebs Bistro auch! Meine Damen und Herren, wenn alles mit rechten Dingen zugeht, sehen wir hier tatsächlich einer neuen Bestzeit entgegen!
Fritz-Bertrams Papa schwenkt nun nach links. Wir erinnern uns: So nah wie möglich am Straßenbahnwartehäuschen hinter Taebs Bistro vorbeifahren, das war Daniels Papas Tipp. Und ich glaube, er wird sich in diesem Moment nichts sehnlicher wünschen, als dass er seinen Tipp für sich behalten hätte. Zu menschlich, zu menschlich … Aber was ist das? Mir scheint, Fritz-Bertrams Papa ist just neben dem Straßenbahnwartehäuschen in einen gigantischen Hundehaufen hineingefahren … Ja, die Kollegen bestätigen es mir hier eben per Funk. Das linke Vorderrad unserer Startnummer 8 ist von zähem Kot blockiert. Der Schwung ist dahin. Fritz-Bertrams Papa muss mit den Füßen nacharbeiten. Das reicht nicht mehr für die Bestzeit. Kann denn das wahr sein! So wenige Meter vor dem Ziel …«
*
»… und der zwölfte und letzte Fahrer des heutigen Tages bereitet sich nun auf den Start vor. Seine Frau hat mir verraten, dass er heute so aufgeregt war, dass er zweimal ohne Schlüssel aus dem Haus gegangen ist und zu guter Letzt auch noch seinen Tankdeckel an der Tankstelle vergessen hat. Aber das war vorhin. Jetzt wird er uns hoffentlich mit einem souveränen Ritt über das Trottoir beeindrucken. Für die Garantia Versicherungsagentur mit der Nummer 12 am Start:
GRETAAAS PAPAAAA !!!
Modisch gesehen spielt er die sportliche Karte aus. Türkisgrüner Jogginganzug mit – man achte auf die Feinheiten – türkisgrünem Helm. Ich könnte mir vorstellen, dass er mit diesem Outfit montagvormittags in Berthas Bierquelle durchaus Eindruck schinden kann, aber ob er auch unsere Modejury überzeugt? Wir werden sehen. Jetzt gilt es erst einmal, gegen die immer noch geltende Bestzeit anzufahren: Die sagenhaften eine Minute und 38,6 Sekunden von Daniels Papa. Bereit, Gretas Papa?
Vier! Drei! Zwei! Eins! Start!
Gut, spontan würde ich sagen, wir haben heute schon andere Fahrer schneller aus den Boxen kommen sehen, aber wir wissen auch spätestens seit Fritz-Bertrams Papa, dass das Rennen erst im unteren Drittel gewonnen wird. Also warten wir ab … und, oho, mir scheint, Gretas Papa legt langsam an Tempo zu. Mensch, Mensch, Mensch, der wird doch nicht etwa verbotenen Kraftstoff getankt haben? Der wird ja immer noch schneller. Warten wir auf die Zwischenzeit …
Das gibt’s nicht! 34,1 Sekunden beim Acud! Gretas Papa deklassiert das ganze Feld. Und er rollt unaufhaltsam weiter. Ja, er ist mehr so der Typ Dampflok. Kommt langsam in Fahrt, aber dann ist er nicht mehr zu stoppen.
Jetzt die Schikane. Die Gäste des Bergstübl stieben kreischend auseinander. Hier will definitiv keiner zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Auch das Magnetbar-Publikum
Weitere Kostenlose Bücher