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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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er in London sonst gehen? Pack mir ein Sandwich ein, Schwesterherz … Ich werde selbst hinfahren. Da muss ein Fehler vorliegen …«
    Tante Celeste setzte sich zitternd an den Fuß der Treppe. »Wie kann er ausgerechnet jetzt alberne Spielchen treiben? Wo ist er? Warum haben sie uns nicht mitgeteilt, dass er früher zurückkommt? Das sieht ihm nicht ähnlich. Sollten wir die Polizei rufen? Er ist noch ein Kind … Er ist doch bestimmt nicht weggelaufen?«
    Ellas Mum setzte Tee auf und machte das Abendessen, aber niemand brachte einen Bissen herunter. Sie fuhren wieder zum Bahnhof, nur für den Fall, aber Roddy kam nicht. Ella spürte Angst in sich aufsteigen. Tante Celeste sank auf einem Stuhl zusammen und weinte, und Mum brachte sie dazu, ins Bett zu gehen und einen Weinbrand zu trinken. Onkel Selwyn zeigte so einen besorgten Gesichtsausdruck, als er bei der Polizei anrief und um Rat bat. Etwas stimmte nicht, aber niemand wusste, was es war. Ein Nebel aus Trübsinn, Angst und Panik wehte um das Red House, und Ella wusste nicht, wie sie helfen sollte. Jungen hatte keine Ahnung; sie waren nutzlose Geschöpfe. Sie war froh, dass sie bald auf eine Mädchenschule gehen würde.

73
    Roddy genoss die Zeit mit seinem neuen Vater. Der Plan war wie geschmiert gelaufen. Er hatte sich von den Potters auf dem Bahnsteig verabschiedet, sich fünf Minuten in das Abteil gesetzt, bis er sie nicht mehr sah, war herausgesprungen und zur Schranke gelaufen, an der ein großer Mann in schickem Blazer und Hose winkte. Er sah so gut aus, lächelte fröhlich, und er hatte ihm ein Eis gekauft. Sie gingen zu einem der feinsten Hotels und aßen zu Mittag, und er hatte alles verschlungen, was man ihm vorgesetzt hatte.
    »Ich bin froh, dass du noch immer einen amerikanischen Appetit hast, junger Mann. Du siehst genauso aus wie ich in deinem Alter. Ich hätte dich überall wiedererkannt. Hat deine Mum schon einen neuen Liebhaber?«
    Roddy schüttelte den Kopf. »Dafür hat sie zu viel damit zu tun, auf uns alle aufzupassen. Auf dem Schiff nach England haben wir einen netten Mann kennengelernt. Er hat mir das Schachspiel beigebracht … Mr McAdam, aber sie mag ihn nicht besonders.«
    »Ich werde dir beibringen, auf einem Pferd zu reiten und Baseball zu spielen. Akron wird dir gefallen. So viele Menschen brennen darauf, dich dort zu sehen. Ich habe große Pläne für uns, aber zuerst machen wir einen kleinen Ausflug zur amerikanischen Botschaft.«
    »Da muss ich zuerst Mum fragen«, sagte er, von dieser Information überfordert.
    »Dazu hast du noch jede Menge Zeit, mein Sohn … Wir werden es uns so schön machen. Ich habe meine Geschäfte vorzeitig erledigt, daher können wir uns richtig gut kennenlernen. Ich möchte alles über dein Leben wissen, was du an dieser Schule machst. Treibst du Sport?«
    »Ich bin in der zweiten Elf für Rugby und in der ersten für Junior Cricket …«
    »Das sind englische Sportarten. Wir haben in Akron die beste amerikanische Football-Mannschaft. Wenn du willst, können wir uns ein Spiel ansehen.«
    Roddy wusste nicht, wie er erklären sollte, dass er bald nach Hause musste, da die Schule bald wieder anfing. Für eine Reise nach Amerika war keine Zeit mehr. »Danke für die Mahlzeit, Sir«, sagte er.
    »Ich dachte, wir sehen uns eine Vorstellung im West End an und gehen zu Madame Tussauds, aber zuerst suchen wir die Botschaft auf. Da habe ich etwas zu tun.«
    Sie nahmen ein Taxi zu einem prächtigen Stadthaus mit Marmorstufen und einer großen amerikanischen Flagge über der Tür. »Wir müssen Fragen beantworten, wenn wir hier reingehen. Es ist ein Stück Heimat direkt hier in London, und wenn der Mann dich etwas fragt, musst du eine ehrliche Antwort geben … verstanden?«
    Die Besprechung war eigenartig. Sie kamen in einen Raum, in dem der Mann hinter dem Schreibtisch Roddy nach seinem Namen und Geburtsdatum fragte, wo er geboren sei, ob dies sein richtiger Vater sei, wer seine Mutter sei und wo sie wohne. Der Mann reichte seinem Vater mehrere Papiere und lächelte. »Gute Reise.«
    »Danke, Sir«, erwiderte er. »Die werde ich haben.«
    Das Herumfahren und die Aufregung machten ihn müde und hungrig. Er kaufte ein paar Postkarten als Andenken, um sie an Ella und Mom zu schicken. Er hatte immer Briefmarken in seiner ledernen Schultasche. Sie sahen sich das Musical
No, No, Nanette
an, das mit viel Singerei verbunden und ein bisschen schmuddelig war. Roddy konnte kaum die Augen offen halten und schlief im Taxi

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