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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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eine Einladung bei Charlie Potter ergaunert, dem Sohn eines Pfarrers in der Nähe von Wimbledon. Sie würden sich die Sehenswürdigkeiten der Stadt anschauen: die Kronjuwelen, die Museen, den Wachwechsel. Er würde sich dort geschlagene zwei Wochen aufhalten, während sein Vater in Southampton einlief und mit dem Zug zu ihrer Londoner Fabrik in Silvertown kam, um an wichtigen Besprechungen teilzunehmen.
    Er konnte kaum glauben, dass er den Mut gehabt hatte, zu schreiben. An die Adresse zu kommen, war leicht, nachdem Grandpa ihm erzählt hatte, dass Pa für die Diamond Rubber Company in Akron arbeitete. Er bekleidete dort eine wichtige Stellung und bekam bestimmt Briefe. Er hatte während der Hausaufgaben abends geschrieben und die Anschrift seines Internats in bester Handschrift vorangestellt. Sein Wörterbuch lag daneben. Der erste Brief fiel ihm am schwersten, denn er wusste nicht, ob sein Dad ihm böse war.
    Liebe Diamond Rubber Company,
    ich schreibe mit der Bitte um Informationen über meinen Vater, Mr Grover Parkes aus Akron. Ich bin sein Sohn Roderick Grover Forester, zur Zeit besuche ich das Denstone College, Staffordshire. Sollte er meine Bekanntschaft machen wollen, richten Sie ihm bitte aus, er möge mir an die oben genannte Adresse schreiben.
    Hochachtungsvoll,
    Roderick ( 12  Jahre alt)
    Zunächst war ihm, als würde er einem Fremden schreiben, aber als die erste Antwort mit dem Foto seines leiblichen Vaters eintraf, war er begeistert.
    Mein lieber Sohn,
    ich wusste, dass Du eines Tages neugierig auf Deine amerikanische Familie sein würdest. Ich gratuliere Dir, dass Du Dich auf die Suche nach meiner Arbeitsstätte gemacht hast. Deine Grandma, Harriet, und ich freuen uns sehr, dass Du in England gut aufgehoben bist. Das hatte ich mir nicht für Dich gewünscht, aber vorerst wird es reichen. Bitte, erzähle mir von Dir und von Deinem Leben.
    Ich meinerseits habe nicht den Wunsch, Deine Mutter über unseren Briefwechsel in Kenntnis zu setzen. Ich glaube nicht, dass sie uns erlauben würde weiterzumachen.
    Natürlich bin ich überglücklich, Dich wieder in meinem Leben zu haben. Ich hatte nie die Absicht, so viele Jahre von Dir getrennt zu sein.
    Wenn ich das nächste Mal geschäftlich in London bin, haben wir vielleicht die Möglichkeit, uns zu treffen. Ich freue mich auf dieses Wiedersehen. Bitte, schick mir ein Foto, wenn Du kannst.
    Dein Dich liebender Vater,
    Grover Parkes
    Danach hatte Roddy jede Woche geschrieben, sich aber Sorgen gemacht, wie es in den Sommerferien weitergehen sollte. Pa hatte dann die Idee, sich im August doch in London zu treffen, und jetzt konnte Roddy es kaum erwarten. Er würde ohne Begleitung mit dem Zug fahren. Die Potters würden ihn in Euston abholen und mit zu sich nehmen. Irgendwie musste er eine Ausrede erfinden und darum bitten, früh wieder nach Hause zu fahren, damit sie ihn zurück zum Bahnhof bringen würden. Dort würde er sich verabschieden und dann für ein paar Tage seinen Vater sehen. Es war wie eine Abenteuergeschichte aus
Boy’s Own Paper
, die Wirklichkeit wurde.
    Ein so großes Geheimnis für sich zu behalten, fiel ihm schwer. Wenn es herauskäme, würde seine Mutter wütend und außer sich sein, dass er sie hintergangen hatte, aber es war albern, so zu tun, als hätte er keine lebenden Verwandten in Amerika. Das war eine Lüge, und der Kaplan in der Schule sprach immer darüber, wie aus kleinen Lügen größere werden. Wenn seine eigene Mutter die Lüge verbreiten konnte, sie sei verwitwet, warum sollte er dann nicht dasselbe tun? Nur dass es keine Lüge, sondern die Wahrheit war. Er hatte einen Pa, dem er am Herzen lag, der ihn vermisst und versucht hatte, ihn zu finden. Er hatte bedeutende Anwälte auf sie angesetzt. Er wusste, dass sie in Lichfield waren. Er wusste alles über ihre Reise von Washington nach England, aber er hatte Roddy gesagt, er sei sicher gewesen, dass sie am Ende zur Vernunft kommen und eine Vereinbarung treffen würden, damit sein Vater wieder an seinem Leben teilhaben könne.
    Vater erzählte ihm, er habe ein großes Haus auf dem Lande mit Pferden, und Grandma Parkes sehne sich auch danach, ihren Enkel zu sehen. Roddy fragte sich, ob er sie mitbringen würde. Er konnte es nicht erwarten.
    Er hatte Mama angebettelt, ihm für London einen schicken neuen Anzug mit langer Hose zu kaufen, aber sie hatte geantwortet, man trage im Sommer erst ab dem sechzehnten Lebensjahr eine lange Hose, und stattdessen ein paar Hemden, einen

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