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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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Ellas erstem Semester am College und von Mr McAdam, der als Lehrer am Theologischen Kolleg unterrichtete und Cricket spielte.
    Das Bild der baumgesäumten Straße zum Red House erschien vor seinem inneren Auge, mit der großen Kastanie und dem Tor zur Kanalbrücke bei Streethay. Er konnte die Kathedrale sehen mit ihren Kerzen und den Chorknaben in ihren Stühlen. Es fühlte sich real an, aber sehr weit entfernt. Es war eine andere Welt – eine Welt, die er vor vielen Jahren verlassen hatte. Mom erkundigte sich nach der Schule und was sein Vater als Nächstes für ihn geplant habe: Harvard oder die Universität von Akron? Er wusste nicht, warum sie das fragte. Er hatte einst davon geträumt, nach Oxford zu gehen. Mr McAdam hatte ihm von den Punts, den Stakenbooten auf der Themse erzählt, von den altehrwürdigen College-Gebäuden, den Rugbyspielen … aber das war, bevor er hierhergekommen war.
    Er hätte ihr gern viele Fragen über zu Hause gestellt und spürte, dass auch sie so vieles wissen wollte. Intuitiv spürte er, dass ihr die Frage auf der Seele brannte, warum er sie damals verlassen hatte, doch im Moment war es sicherer, über beiläufige Themen zu sprechen, locker zu plaudern. Er führte sie in Richtung des Portage Path und der Indianerstatue.
    »Hier bin ich immer entlangspaziert, bevor du geboren wurdest«, sagte sie lächelnd und betrachtete die Landschaft. Er hatte vergessen, wie gut sie aussah und dass ihr Haar in der Sonne wie Gold glänzte.
    »Warum sind wir von hier weggegangen?« Die Frage, die ihn seit Jahren beschäftigte, brach unvermittelt aus ihm heraus.
    »Weil dein Vater und ich uns in vielen Dingen nicht einig waren.«
    »Weißt du, dass er eine Freundin hat? Louella? Sie ist sehr hübsch, aber nicht viel älter als ich. Warum hasst er dich so?« Er sah, wie sie bei seinen unverblümten Worten zusammenzuckte.
    »Weil ich ihm widersprochen und mich geweigert habe, alles so zu tun, wie er es wollte, und das mag er nicht.«
    »Hat er dich je … geschlagen?«, wollte Roddy wissen.
    Sie blieb stehen und drehte sich um, schockiert über seine Direktheit. »Wer hat dir das erzählt?«
    »Niemand, aber ich habe mal gesehen, wie er Grandma behandelt hat. Sie war zu langsam, als sie etwas für ihn suchen sollte, also schubste er sie, und sie fiel hin. Warum wird er manchmal so böse?«
    »Hat er dich je geschlagen?« Er hörte die Eiseskälte in ihrer Stimme.
    »Nur einmal vor langer Zeit, als ich frech zu ihm war. Er kann andere Menschen nicht gut leiden, oder?« Warum redete er so mit ihr? Er spürte, dass er rot wurde.
    Seine Mutter sah ihn aufmerksam an. »Du musst nicht in diesem Haus bleiben, Roddy. Ich wünschte, du hättest mir das schon früher erzählt.«
    »Wie hätte ich es dir sagen sollen? Ich habe das Gefühl, es ist alles mein Fehler … weil ich weggelaufen bin. Es tut mir leid, dass ich euch weh getan habe, gerade als Großvater starb.«
    »Du warst noch ein Junge. Was hat er dir erzählt, damit du uns verlässt?«
    Roddy zuckte verlegen mit den Schultern. »Nichts. Er nahm einfach an, ich sei aus diesem Grund zu ihm nach London gekommen. Wir sind zur Botschaft gegangen und ins Theater. Ich bin eingeschlafen, und als ich aufwachte, war ich am Hafen von Southampton. Er hatte alles schon im Voraus gebucht.«
    Celeste strich ihm über den Kopf, alle Sorge um Peinlichkeit war vergessen. »Armer Junge, du musst furchtbar durcheinander gewesen sein. Außer mir hat sich noch nie jemand gegen ihn aufgelehnt. Ich glaube, er ist krank.«
    »Sag das nicht«, protestierte er. »Er ist mein Vater.« Roddy wollte solche Dinge nicht hören, selbst wenn sie stimmten.
    »Ein wahrer Mann muss Menschen nicht schlagen, damit sie sich seinem Willen beugen. Überlege dir, was du tun willst. Du kannst von ihm fortgehen oder auch mit mir zurück nach England …«, bot sie vorsichtig an.
    »Nein! Es geht mir gut. Es gefällt mir hier. Jetzt bin ich daran gewöhnt. Ohio ist ein toller Ort zum Wandern und Zelten. Ich habe Freunde gefunden, und Grandma ist gut zu mir. In Lichfield kenne ich doch niemanden mehr.« Er sah, dass seine Mutter stehen blieb. Seine Antwort hatte sie offenbar sehr getroffen.
    Dann sah sie ihn an. »Du sollst nur wissen, dass ich damals, als du klein warst, mit dir fortgegangen bin, weil Grover einen grausamen Zug an sich hat. Wie sonst, meinst du, hat er dich zurückbekommen, wenn nicht durch Betrug und Betäubungsmittel? Er konnte nicht riskieren, dass du Nein sagst und wieder

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