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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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ein ganzes Leben ausreichte.
    Wenn man doch nur herausfinden könnte, wer sie war! Es war an der Zeit, die Wahrheit zu sagen, wenn sie noch genug Luft dazu hätte. Mühsam öffnete sie die Augen. Erleichtert sah sie, dass Selwyn sich über sie beugte.
    »Du wollest mich sehen … Du solltest dich ausruhen.«
    »Dort, wo ich hingehe, kann ich noch genug ausruhen. Hör mich an, solange ich noch genug Luft dazu habe. Ich muss unbedingt Celeste sehen. Ich muss durchhalten, bis sie zurückkommt. Warum ist sie noch nicht hier? Weiß sie es nicht?«
    »Sie wird bald kommen«, versicherte Selwyn, doch May ließ ihn kaum ausreden.
    »Du wirst dich um Ella kümmern, ja?«
    »Natürlich, aber jetzt ruh dich aus. Wir wollen, dass du wieder gesund wirst …
Ich
will, dass du wieder gesund wirst.« Er nahm ihre Hand. »Wir brauchen dich.«
    »Nein, das tut ihr nicht, ihr werdet gut zurechtkommen. Versprich mir, dass Ella bei dir ein Zuhause hat.«
    »Natürlich. Immer. Und jetzt schlaf.«
    »Nicht, bevor ich deine Schwester gesehen habe. Ich muss ihr dringend etwas sagen.«

86
    Als Celeste den dritten Tag in Akron war, lief Harriet plötzlich nervös durch den Flur. »Dein Vater ist früher zurückgekehrt, Roderick. Er ist im Wohnzimmer.«
    »Gut«, sagte Celeste mit fester Stimme. »Es ist ohnehin an der Zeit, dass wir offen miteinander reden.«
    Harriet wollte sie begleiten, aber Celeste verstellte ihr den Weg. »Danke, aber das möchte ich allein machen. Was wir einander zu sagen haben, sollte sonst niemand hören.«
    Trotz ihrer Forschheit spürte Celeste, dass sie blass wurde. Sie strich den Rock glatt und nahm allen Mut zusammen. Ich bin nicht mehr die schüchterne kleine Maus, die ich einmal war, dachte sie. Sie beschwor ihren Kampfgeist herauf: Ich bin ebenso viel wert wie er – mehr sogar.
    »Ach, die verlorene Tochter ist heimgekehrt«, kommentierte Grover, als sie eintrat. Er stand neben dem Kamin, die Hände in die Westentaschen geschoben, und musterte sie von oben bis unten.
    »Grover.« Celeste ignorierte den Seitenhieb. »Ich bin froh, dass wir endlich reden können. Du hast mit Roddy gute Arbeit geleistet. Die Schule und Harriet haben einen Gentleman aus ihm gemacht.«
    »Du wirst also in dem Wissen nach Lichfield zurückkehren, dass es hier am besten für ihn ist.« Warum musste er nur immer so abwertend über ihre Heimatstadt sprechen?
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Akron ist nicht gerade der Mittelpunkt der Welt, oder?«
    »Es ist eine der wohlhabendsten Städte in Ohio. Die Welt blickt auf all unsere Entwicklungen: Automobile, Flugzeuge, die Gummiindustrie. Für Roderick gibt es hier jede Menge Möglichkeiten.«
    »Ich bin nicht sicher, dass es das ist, was er will. Er scheint mir ein rechter Wandervogel zu sein«, erwiderte sie. »Meiner Meinung nach wäre es gut, wenn er reisen, die Welt sehen könnte.« Sie hoffte, zumindest einen Anflug von Zustimmung in ihrem Ehemann zu entdecken, doch er stand steif und unnachgiebig da. Er war gealtert, wie ihr auffiel. In seinem Haar schimmerte es grau, seine Wangen waren aufgedunsen, und über dem Gürtel zeichnete sich deutlich ein Bauch ab. Grover hatte seine beste Zeit hinter sich. Seine Laune schien sich zu verschlechtern, als könnte er ihre Gedanken lesen.
    »Was er tut, geht dich jetzt nichts mehr an. Ich habe seine Zukunft schon geplant.«
    »Ich denke, Roddy hat eigene Pläne.«
    »Hör auf, ihn bei seinem Kindernamen zu nennen. Er heißt Roderick.«
    »Für mich wird er immer Roddy sein.«
    »Wie du willst. Du bist hergekommen, du hast ihn gesehen, und nun kannst du wieder gehen …«
    Doch Celeste blieb stolz und aufrecht stehen. Sie hatte keine Angst mehr vor seinem Imponiergehabe und konnte nicht fassen, dass sie ihn je attraktiv gefunden hatte. Was hatte sie nur in ihm gesehen? »Ich denke, es gibt noch etwas, das wir besprechen müssen.«
    »Ach ja? Was könnte das sein?«, entgegnete er spöttisch.
    »Unsere Ehe besteht schon seit Jahren nicht mehr. Wäre es nicht an der Zeit, sie auch offiziell zu beenden? Eine Scheidung ist zwar nicht das, was ich mir für mein Leben gewünscht hätte, aber warum sollen wir so tun, als wären wir etwas anderes als Fremde füreinander?«
    »Geht es darum, dass du deinen Galan vom Schiff heiraten kannst? Versuch nicht, mich zu täuschen, Celestine. Ich weiß alles über deinen Archie McAdam.«
    »Archie ist nur ein guter Freund, während du eine hübsche Geliebte hast, wie Roddy mir erzählt hat.«
    »Halt Louella

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