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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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erhalten, aber sie sagte immer wieder, die seien alle mit der
Titanic
untergegangen. Ich will keine Unruhe stiften, aber je länger ich darüber nachdenke, fällt mir ein, dass May immer recht nervös war, wenn es um Bolton ging, und sie auf keinen Fall dorthin zurück wollte. Vielleicht lauern dort zu viele Erinnerungen, dachte ich damals, aber was, wenn ihre letzte Beichte stimmt? Mir ist der Gedanke, dass sie uns die ganze Zeit belogen und ausgenutzt hat, so zuwider.«
    »Liebes, das wäre nicht die May, die wir kannten.« Archie lehnte sich zu Celeste und ergriff ihre Hand. »Sie war eine gute Freundin und dir treu ergeben. Die arme Frau hat eine falsche Entscheidung getroffen und konnte dann nicht mehr zurück, denke ich. Die Lüge wurde immer größer und größer, bis sie sie nicht mehr beherrschen konnte. Wir könnten in Selwyns Klapperkiste nach Bolton fahren und ganz diskret ein paar Erkundigungen einziehen. Nur, damit du wieder zur Ruhe kommst.«
    »Wir?« Celeste spürte, wie ihr Herz schneller schlug. »Das heißt, du würdest mitkommen?«
    »Natürlich! Was soll ein Dozent in den Ferien schon anderes tun als reisen? Vielleicht könnten wir dann weiter in den Lake District fahren. Ullswater und Borrowdale würde ich liebend gern wiedersehen. Lass uns eine Urlaubsreise daraus machen – ganz anständig natürlich … mit getrennten Schlafzimmern …«
    »Oh«, sagte sie, fast ein bisschen enttäuscht. »Natürlich.«
    »Ich denke ja nur an deinen guten Ruf«, meinte er lachend.
    »Ich nicht. Tatsächlich bin ich es leid, herumsitzen und warten zu müssen, bis Grover sich irgendwann dazu durchringt, die Scheidung einzureichen. Vermutlich wird es nie passieren.« Sie sah ihm geradewegs in die Augen. »Aber du und ich, wir haben schon so lange gewartet, oder nicht? Das Leben kann so kurz und grausam sein – das zumindest habe ich durch May und die
Titanic
gelernt. Es wird Zeit, dass wir unser Leben so leben, wie wir wollen, was meinst du?« Seufzend strich sie über seine Hand, die ihre festhielt. »Hätten wir uns doch schon viel früher kennengelernt!«
    »So funktioniert es aber nun mal nicht. Wir können die Uhr nicht zurückdrehen. Ich war damals auch verheiratet. Dann gab es Krieg, und Alice und Rupert starben …« Er brach ab und hielt ihre Hand ganz fest. »Aber du hast recht. Wir sollten unsere Zeit nutzen, mein Liebling, unsere zweite Chance aufs Glück. Ich will nur verhindern, dass dein Name in den Schmutz gezogen wird.«
    »Wer merkt es denn schon, wenn wir zusammen Urlaub machen? Das geht niemanden etwas an.«
    »Und Ella? Was für ein Beispiel geben wir ihr damit?«, gab er zurück.
    »Glaub mir, die junge Dame bekommt auf dem College schon eine ganze Menge mit. Erst gestern hat sie mir erzählt, dass einer ihrer Lehrer so betrunken zum Unterricht erschien, dass sie ihn in einem Nebenraum ins Bett legen mussten, und dann hat ein älterer Student aus seinen Aufzeichnungen vorgelesen, bis der Lehrer wieder nüchtern war. Aber du musst natürlich auch an deine Stellung im Theologischen Kolleg denken.«
    »Wie ich mein Privatleben führe, ist meine Sache, solange ich guten Unterricht erteile und meine Schüler durchs Examen bekomme. Ich mache mir eher Sorgen um dich. Dies ist eine kleine Stadt mit vielen kleinkarierten Menschen, die dir das Leben schwermachen könnten.«
    »Ach, Archie, ich liebe dich dafür, dass du dir solche Sorgen machst! Ich weiß nicht, wie ich das alles ohne dich durchgestanden hätte … als Roddy wegging und Grover die Sache so schwierig machte. Und jetzt das mit May und ihrem Geheimnis um Ella.« Sie dachte an ihre erste zufällige Begegnung mit Archie an Bord der
Saxonia
. Das Schicksal spielt seine Karten ganz eigenwillig aus, dachte sie. »Du warst mein Fels in der Brandung. Wenn ich daran denke, wie ich dich am Anfang behandelt habe …«
    »O ja, die eisige Mrs Forester! Aber ich wusste, du würdest eines Tages schon schmelzen.« Lächelnd sah Archie auf die Uhr. »Sieh nur, wie spät es schon ist. Ich sollte zurück in meine Unterkunft fahren.«
    »Warum?«
    »Darum.« Er stand auf, um zu gehen, doch sie hielt ihn zurück.
    »Bleib hier, Archie. In deiner Behausung wartet doch nichts auf dich, oder?« Sie errötete.
    »Bist du sicher …? Was ist mit Selwyn?«
    »Ach, um Selwyn kümmere ich mich schon. Solche Dinge sind ihm nicht mehr wichtig. Wir haben schon genug Zeit verschwendet. Dein Platz ist von nun an hier bei mir. Die Leute können ruhig denken, was

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