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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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von meinem Rettungsboot aufgenommen. Dann wurde ein Baby gerettet, von Captain Smith, dem Kapitän der
Titanic
, und er reichte ihr dieses Baby ins Boot. Das warst du. Als es Tag wurde, merkte May jedoch, dass du gar nicht ihre Ellen warst, sondern ein anderes Baby. Aber da konnte sie dich schon nicht mehr hergeben.«
    Ella starrte sie an. Ihre Augen waren durch den Schock dieser Neuigkeiten ganz dunkel geworden. Ungläubig schüttelte sie den Kopf.
    »Und all die Monate seit dem Tod meiner Mutter hast du das gewusst?«, fragte sie nach. »Sie hat es niemandem erzählt außer dir?« Abrupt riss sie die Hand weg, die Celeste gehalten hatte, und schlug sie vor den Mund. Dann flüsterte sie: »Glaub ihr nicht. Sie war verrückt … Sie hatte vorher schon einmal behauptet, ich sei nicht ihre Tochter. Das kann nicht stimmen. Sie konnte doch kein Baby stehlen.« Ella sprang auf und machte ein paar taumelnde Schritte. »Ich glaube das alles nicht. Warum erzählst du mir das ausgerechnet jetzt?«
    Celeste lief ihr nach. »Weil Archie meinte, ich hätte es dir sofort erzählen sollen, sobald ich es wusste. Es tut mir leid.«
    »Dir tut es leid?« Ellas Augen funkelten nun zornig. »Es ist diese Frau, der es leid tun sollte. Wie konnte sie einfach ein fremdes Baby stehlen?«
    »Sprich nicht so von May. Sie hat dich immer geliebt wie eine eigene Tochter. Du warst ihr Kind von dem Moment an, als sie dich in den Armen hielt. Auf der
Carpathia
, dem Rettungsschiff, hat niemand nach dir gesucht, also dachte sie, sie sei selbst gerettet worden, um dir eine Mutter zu sein.«
    »Aber wer bin ich?« Ellas Stimme klang hart und erbost. »Sag mir, wer ich bin. Du hast mir gerade erklärt, dass meine Mutter überhaupt nicht meine Mutter war. Wer bin ich dann? Wo finde ich meine wahren Eltern?«
    »Ella, Liebes, ich weiß es nicht – vielleicht irgendwo auf der Passagierliste der
Titanic
. Es muss eine Antwort geben. Wir könnten versuchen, es herauszufinden.«
    »Wie soll das gehen? Nach all den Jahren … Wer kümmert sich denn jetzt noch um die
Titanic
? Und überhaupt ist das nicht deine Sache. Du bist gar nicht mit mir verwandt!«, rief Ella böse.
    »Das war ich nie, und trotzdem bist du wie eine Tochter für mich.« Celeste suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. »Es tut mir leid. Es hätte nie einen guten Zeitpunkt gegeben, es dir zu sagen. Ich weiß nicht, warum ich es jetzt erzähle, aber Weihnachten ist eine seltsame Zeit für Familien mit so vielen Erinnerungen. Die Vergangenheit steht uns wieder vor Augen – und die Wahrheit«, erklärte Celeste, doch Ella hörte gar nicht zu.
    »Du hast eine Familie. Ich nicht. Du hast mir gerade alles weggenommen, von dem ich glaubte, dass es zu mir gehört. Ich hoffe, du bist zufrieden.«
    In diesem Moment kam Archie mit dem silbernen Tablett, stellte es schweigend auf den Tisch und sah zu den beiden Frauen, die sich aufgebracht gegenüberstanden. »Bitte, gib Celeste nicht die Schuld, Ella. Es war meine Idee. Aber es war schon so lange ein Geheimnis, und ich bin froh, dass es jetzt heraus ist.«
    »Nun, ich bin nicht froh! Behaltet euren blöden Sherry. Ich muss hier weg.« Ella stürmte davon, und sie hörten die Hintertür zuschlagen.
    Celeste setzte sich und seufzte verzagt. »Bist du jetzt zufrieden, Archie McAdam? Du hast mich völlig in die Ecke gedrängt, und nun musste ich sie damit überrumpeln. Was für ein Desaster, eine schreckliche Geschichte, und alles nur, weil du mir die Pistole auf die Brust gesetzt hast. Ich hoffe, du weißt, was du da angerichtet hast.«
    »Hab nur Geduld, alles wird sich wieder einrenken«, meinte er beruhigend.
    »Ach, Archie, das sagt sich so leicht. Die Katze ist jetzt aus dem Sack, und niemand kann sie wieder zurückstecken. Ich gehe ins Bett … allein. Heute kannst du gern einmal der anständige Untermieter sein. Gute Nacht.«
    Celeste warf sich Stunde um Stunde im Bett herum. Sie sollte zu Ella gehen und sie trösten. Sie sollte eine Wärmflasche in Archies kaltes Besucherzimmer bringen. Sie sollte … ach, zum Teufel mit allem Sollen! Heute Nacht würde sie nur an sich selbst denken. Sie musste das alles überschlafen, aber sie war zu müde und wütend und besorgt und unsicher. Es würde eine lange Nacht werden.
    Ella ergriff eine Laterne und stürmte in ihren Schuppen. Es war ihr kleines Refugium, mit einem Petroleumofen, einem Stuhl und all den unfertigen Arbeiten. Alles in ihr bäumte sich wütend gegen das auf, was sie gerade

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