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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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Darum sollten wir uns keine Sorgen machen. Es wird ein frohes Weihnachtsfest werden, Frankie, ganz bestimmt.«
    »Können wir nach Hause gehen und Kekse essen? Du hast es versprochen«, jammerte Patti. Sie hatte ständig Hunger.
    Frankie zog sein Gewand hoch und kramte zwei Vierteldollar hervor. »Du kannst bei der Bäckerei vorbeigehen, und dann feiern wir so richtig.«
    »Frankie!« Seine Mutter wurde rot. »Das ist dein Chorgeld. Das willst du doch sparen.«
    »Na und? Es ist Weihnachten. Jeder sollte etwas Leckeres zu essen haben.«
    Er bekam schon so viel aus dem Gemeinschaftstopf der Familienkasse, weil er weiter zur Schule ging. Dies war nur eine kleine Gabe, es fühlte sich gut an, etwas zurückzugeben. Jack kreuzte bestimmt irgendwann zu später Stunde auf, beladen mit Wein, Bonbons und anderen Leckereien, und niemand würde fragen, woher sie stammten. Er war ein Überlebenskünstler und viel mehr der Mann im Haus als Frankie – ein Streuner, der nicht zuließ, dass seine Familie hungerte. Doch diesen Gedanken fand Frankie keineswegs beruhigend.
    Eines Tags würde er beweisen müssen, dass all die Opfer, die sie für ihn brachten, nicht umsonst gewesen waren. Eines Tages, wenn er sein Gelübde ablegte, würde er die Bande zu seiner Familie für immer lösen müssen. Dann bestimmte er nicht mehr selbst über sein Leben – aber dieser Tag lag noch in weiter Ferne. Heute war Weihnachten, und sie sollten sich alle freuen können.

94
    Eine angespannte Stimmung herrschte am Esstisch, die auch durch die üblichen Weihnachtsrituale nicht aufgelockert werden konnte. Sie hatten wie immer Scharaden gespielt und sich dafür sogar verkleidet, aber Ella wirkte noch immer traurig und gequält. Sie hatte sich, in mehrere Schichten Wollpullover gehüllt, in ihren eiskalten Schuppen verzogen, und Selwyn war in seine alte Stammkneipe nebenan verschwunden. Celeste bekam das Gefühl, all die Mühen der Vorbereitung umsonst auf sich genommen zu haben. Selbst Archie saß ganz gedankenverloren da, als sie ihm ein Glas Sherry brachte und sich neben ihn setzte.
    Er blickte auf. »Ich will dich heiraten. Es wird Zeit, dass wir ein geordnetes Leben führen. Ich bin es leid, der heimliche Untermieter zu sein, der Liebhaber, der sich im Schrank verstecken muss.«
    »Aber das musst du doch gar nicht«, protestierte Celeste.
    »Hör mich bitte an«, erwiderte er. »Dieses Arrangement dauert nun schon sehr lange an, fast zehn Jahre. Ich finde, wir sollten einen Anwalt aufsuchen und uns beraten lassen. Wenn mir irgendetwas zustößt, will ich dich versorgt wissen.«
    »Ich bin versorgt … na ja, so gut wie.«
    »Das bist du nicht. Du lebst im Haus deines Bruders vom Erbe deines Vaters, das mittlerweile so gut wie aufgebraucht sein dürfte. Ich will, dass du bei mir lebst und meinen Namen trägst.«
    »Bist du hier denn nicht glücklich?«, wollte sie wissen, erkannte jedoch die Entschlossenheit in seinem Gesicht. Wie kam er jetzt nur darauf?
    »Natürlich bin ich glücklich, wo auch immer ich mit dir zusammen bin. Aber was ist mit dir, mit all deinen Belastungen? Es ist nicht leicht, das Kind einer anderen Frau großzuziehen. Und in den letzten Monaten war Ella dazu noch besonders schwierig.«
    »Sie ist einfach jung und desorientiert. Für mich ist Ella wie ein eigenes Kind. Ich weiß, sie macht gerade eine unangenehme Zeit durch, und dabei braucht sie eine Frau, die ihr zur Seite steht.«
    »Die junge Dame ist schon sehr gut in der Lage, selbst klarzukommen. Nicht mehr lange, und ein junger Mann wird sie von hier fortführen, aber ich hoffe, das geschieht erst, nachdem du ihr mitgeteilt hast, was sie wissen muss.«
    »Das kann ich nicht, noch nicht.« Celeste schüttelte den Kopf. »Du siehst doch, in welchem Zustand sie ist. Ich könnte diesen Keir Walsh umbringen dafür, wie er andauernd mit ihren Gefühlen spielt. Er lockt sie an und lässt sie dann wieder fallen wie ein Spielzeug. Wir müssen warten. Ella ist jetzt zu unglücklich.«
    »Aber ich will nicht mehr warten, Celeste. Ich finde, wir waren lange Zeit sehr geduldig. Es wird Zeit, dass du dein Leben für dich lebst. Selwyn kann hier sehr wohl allein fertigwerden, und Ella sollte ebenfalls wissen, wie die Dinge stehen.«
    »Dann hast du dir das also alles schon genau zurechtgelegt? Ich will nicht, dass irgendjemand mein Leben für mich plant, nicht du oder sonst jemand. Warum ist die Sache mit Ella denn jetzt so dringend? Sie kann warten.« Celeste merkte, wie aufgebracht sie

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