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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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Manchmal hatte sie das Gefühl, als schwebte May irgendwie um sie herum und applaudierte, dass sie und Archie endlich offiziell Mann und Frau wurden. Ihr letztes Geständnis empfand sie nicht mehr als Last, sie war nur traurig, dass sie beide so wenig Zeit gehabt hatten, es zu teilen.
    »Es wird Zeit«, rief Selwyn vom Fuß der Treppe aus. Er hatte den kleinen Sportwagen geputzt und sogar ein weißes Band über die Kühlerhaube drapiert, damit sie stilgerecht vorfahren konnten. »Lass den armen Kerl nicht warten. Er hat schon so lange auf diesen Tag gewartet.«
    Die Sonne schien, und trotzdem trübte sich ihr Blick, als Celeste zu den drei majestätischen Türmen der Kathedrale hochblickte, und sie seufzte. Dies war ein Ort von ganz besonderer Bedeutung für ihr Leben. Erst wenn sie in der Seitenkapelle den Segen erhalten hätten, würde sie sich richtig verheiratet fühlen.
    Ella saß auf dem Beifahrersitz und hatte schützend die Hände auf ihr Anstecksträußchen aus Farn und rosa Rosen gelegt. »Fahr langsam, Selwyn, immer mit der Ruhe.«
    »Du kennst doch meine Schwester, ständig zu spät. Ich will ja nur, dass sie da ist, bevor der arme Mann aufgibt und wieder nach Hause fährt.«
    Sie lachten, und die Frauen hielten ihre Kleider fest, während Selwyn »Hier kommt die Braut« pfiff und Richtung Standesamt düste. Celeste hatte vor Aufregung Herzklopfen, als sie an die bevorstehende Zeremonie dachte.

99
    Akron
    Roddy wollte, dass für den »Staatsbesuch« in seinem neuen Haus an der Portage Road alles perfekt war. Seine Mutter sollte sehen, was er aus seinem Leben gemacht hatte. Sein Geschäft florierte. Freight Express beschäftigte ein ganzes Team von Transportfahrern, die dreißig Reifenfirmen quer durch die Staaten belieferten, von New York bis nach Atlanta, von Wichita bis nach Baltimore, und er hatte jede Menge zu tun. Allerdings nicht so viel, dass er nicht hin und wieder in seinen schicken Sportwagen steigen und einige der zweihundert Fahrer überprüfen konnte, um sicherzugehen, dass sie rechtzeitig auslieferten. Er wollte niemanden beschäftigen, der Zeit vergeudete.
    Es war schade, dass Grandma Harriet seinen Erfolg nicht mehr erlebte, aber sie war eines Morgens nach der Kirche friedlich in ihrem Lehnsessel eingeschlafen. Bei der Beerdigung hatte er seinem Vater fest in die Augen gesehen, aber sie hatten kein einziges Wort gewechselt. Sie hatten einander nichts zu sagen gehabt – bis Grover eines Tages mit einer Whiskeyfahne in Roddys Büro aufgetaucht war und um Arbeit gebeten hatte.
    Eine Sekunde lang war Roddy verblüfft gewesen und hatte tatsächlich überlegt, seinem Vater einen Job zu geben, bis ihm wieder einfiel, wie er seine Mutter jahrelang auf die Scheidung hatte warten lassen, und dass er bislang keinerlei Interesse an der Firma gezeigt und ihn ignoriert hatte, bis das Unternehmen Erfolge zeigte.
    Er schrieb ihm einen Scheck als Hochzeitsgeschenk aus und sagte, er könne sonst nichts weiter für ihn tun.
    »Ist das alles, was du deinem Vater nach all den Jahren zu sagen hast?«, entgegnete Grover, während er gierig nach dem Scheck griff.
    »Du hast mir gesagt, ich solle verschwinden, und das habe ich getan. Es war das Beste, was ich je gemacht habe, Pa. Und nun besitzt du die Frechheit, hier aufzukreuzen und Arbeit zu verlangen! Was willst du hier denn tun – Lastwagen fahren?«, fragte Roddy herausfordernd. Der Mann vor seinem Schreibtisch kam ihm wie ein Fremder vor.
    »Ein Mann schuldet seinem Vater Respekt – nach allem, was ich für dich getan habe.«
    »Ich schulde dir überhaupt nichts. Und nur um Grandmas willen will ich dich nicht mir leeren Händen ziehen lassen. Hier hast du dein Hochzeitsgeschenk. Geh und bau dir in Cleveland ein neues Leben auf.«
    Dann ließ er Grover von seiner Sekretärin hinausbegleiten.
    »Ich hoffe, du schmorst in der Hölle!«, rief der Betrunkene so laut, dass alle es hören konnten. Roddy wusste, er würde ihn nie wiedersehen. Er war ein Teil seines alten Lebens, von nun an würde er von niemandem mehr abhängig sein.
    Während Roddy bedauerte, dass es mit ihm und seinem Vater so weit gekommen war, so freute er sich doch, dass Archie und Mom endlich hatten heiraten können. Was ihn betraf, so ging er Bindungen aus dem Weg, keine feste Freundin, keine Trittbrettfahrer. Ihm gefiel es, frei zu sein und kommen und gehen zu können, wann es ihm beliebte, ohne jemandem Rechenschaft ablegen zu müssen. Sein Haus war sein ganzer Stolz, mit glatten

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