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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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Beschwerden anhörte oder nur bei ihnen saß und mit ihnen rauchte.
    Viele seiner Amtsbrüder hatten vor den Strapazen kapituliert, und es gab wenig Ersatz. Die katholischen Geistlichen erreichten nie ihre Quote. Die, die noch da waren, hatten das Gefühl, nicht genug zu tun, nicht alle zu erreichen, von denen sie gebraucht wurden.
    Frank hoffte, dass der nächste Vorstoß sie nach Norden brächte. Er wollte den Heiligen Stuhl sehen und italienische Stimmen hören, außer sich vor Freude über ihre Erlösung. Die Muttersprache seines Vaters klang ihm im Ohr. Es würde ein paar kostbare erholsame Urlaubstage geben. Doch wer würde seinen Platz einnehmen, wenn er nicht da wäre? Den Luxus von großer Stille und spiritueller Zurückgezogenheit in irgendeinem Kloster würde es für ihn nicht geben. Er würde sich nur so viel freie Zeit nehmen wie diese Männer, keine Stunde mehr. Wie könnte er ihnen in die Augen sehen, wenn er gut genährt, sauber und erfrischt zurückkäme, während sie vor Erschöpfung fast umfielen?
    Er fragte sich, wie es ein Stück weiter vorne Paul erging, dem Jesuitenpater, den er in der Ausbildung kennengelernt hatte. Er beneidete die Jesuiten um ihre militärische Disziplin. Darin waren sie ihm weit voraus, und sie bildeten die größte Gruppe katholischer Priester hier draußen, den Männern nah und dennoch getrennt von ihnen durch ihre Berufung. Er hatte große Tapferkeit bei ihnen gesehen und große Opfer. Sie waren schließlich auch nur fehlbare, furchtsame Menschen, die sich sorgten, wie sie es bis zum nächsten Gottesdienst schaffen oder wie viele ihrer Brüder wohl nach Hause zurückkehren würden. In ihrer Angst waren alle Menschen gleich.
    Während er sich in sein Schützenloch duckte, schämte er sich, als er den kleinen Talisman in seiner Tasche berührte, die
scarpetta d’Angelo
, den Babyschuh. Zuerst hatte er nach Zuhause und der Seife seiner Mutter gerochen. Jetzt war er schmutzig von dem Staub und Dreck an seinen Händen, aber er war immer noch da, genau wie er selbst auch.
    Seine Männer betrachteten ihn als unverwüstlich. »Halt dich an Pater Frank, dann passiert dir nichts«, sagten sie oft, wenn sie die Neuzugänge grinsend in seine Richtung schoben.
    Sie sahen einen gütigen Vater in ihm, auch wenn er kaum älter war als die meisten. Das Kreuz an seinem Ärmel wies ihn als jemand Besonderen aus, aber nicht so besonders, dass sie nicht vor ihm lachen und herumalbern konnten. Es gab Zeit für persönliche Dinge – etwa, über einen Brief von zu Hause zu reden, der schlechte Nachrichten brachte, oder über Beschwerden im Unterleib, die eine Untersuchung auf Geschlechtskrankheiten und eine Beichte nötig machten. Er wachte über sie, während sie ihre Stellung verteidigten, in dem Wissen, dass ihre Mütter sie unter Schmerzen geboren und mit Fürsorge großgezogen hatten.
    Es musste doch einen besseren Weg geben als diesen, betete er. Sobald der Krieg vorbei wäre, würde er sich darum kümmern, dass keine weiteren jungen Männer solch einen Preis zahlen müssten wie die Soldaten am Brückenkopf von Anzio. An vorderster Front zu stehen, hatte seine gesamte Weltsicht verändert, hatte ihm die Einsicht ermöglicht, dass ein Mensch, der nicht Katholik war, nicht automatisch in die Hölle käme. Es gab gute Menschen unter Andersgläubigen und Nichtgläubigen, die hier ihre Tapferkeit unter Beweis stellten. Auch sie waren auf dem rechten Pfad. Nichts war mehr nur schwarz oder weiß. Falls er lebend hier herauskäme – wie sollte er je zu seinen alten starren Glaubensgrundlagen zurückkehren?
    »Anzio Annie macht uns wieder die Hölle heiß, Padre«, schrie eine Stimme, die durch eine plötzliche Explosion und Hilferufe übertönt wurde. Es wurde Zeit hinzugehen und sie zu suchen. Frank rappelte sich auf und versuchte, seine Hand so ruhig wie möglich zu halten, als er sich bekreuzigte.
»In mano tuo, Domine«
, betete er und kroch bäuchlings in die Richtung, aus der er die Schreie gehört hatte. Es kam ihm vor wie etliche Meilen.
    Wenn es eins gab, was er hasste, dann war es, einen Jungen vor Schmerzen schreien zu hören, ohne dass ihm Morphium verabreicht werden konnte. Doch dass jemand allein in seinem Schützenloch starb, würde auf seiner Wache nicht passieren, solange er es verhindern konnte.
    Kugeln pfiffen um ihn herum, doch er robbte weiter. Seine Männer sagten immer, er sei ihr Spürhund, der instinktiv die Verwundeten erschnüffele. Aber das glaubte er nicht. Es

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