Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
Vom Netzwerk:
Uhr ist immer noch besser, als sich auf der anderen Seite des Teiches den Kopf wegpusten zu lassen. Sie müssen es leicht nehmen und Ihre Muskeln aufbauen.«
    »Wie kann ich in dem Zustand meine Kinder ernähren?«, rief Angelo entsetzt. »Ich bin nutzlos.«
    »Lassen Sie sich Zeit, die Natur heilt«, erwiderte der Arzt. »Sie sind jung und zäh genug, um zu überleben, was Tausenden anderen nicht vergönnt war.«
    Das hatte er nicht hören wollen. Wie sollte er mit erhobenem Kopf durch das Leben gehen, wenn er nie einen Schuss im Felde abgegeben hatte? Er würde es ihnen schon zeigen.
    Er schaffte es nur mit Mühe, einen Anzug anzuziehen, seine Montur an sich zu nehmen und sich auf den Weg nach New York zu machen. Wie ein alter Mann fühlte er sich, als er keuchend im Zug saß, und die Leute starrten ihn an, als wäre er ein Deserteur.
    Kathleen wartete an der Grand Central Station, um ihn in Empfang zu nehmen. Sie schloss ihn sogleich in die Arme. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Die Grippe ist überall. Ich habe unsere Kleinen nicht mitgebracht. Sie haben mir gesagt, dass du vielleicht stirbst«, schluchzte sie.
    »Jetzt wird nie ein Soldat aus mir.«
    »Das spielt keine Rolle. Ich habe dich heil wieder, und das können viele aus unserem Block nicht von sich sagen. Komm, ich helfe dir. Du siehst fertig aus.«
    Angelo fühlte sich schwach und leblos. Sie durfte noch nichts von seiner Herzschwäche erfahren. Das würde sie zu sehr beunruhigen. Er brauchte Zeit, um gesund zu werden, wie sollte er sonst je wieder ein Mann sein?

53
    Lichfield, Weihnachten 1918
    Liebe Celeste,
    Ihr Paket ist unversehrt und diesmal auch ungeöffnet hier eingetroffen. Welche Leckerbissen! Vielen Dank von uns allen.
    Unser erstes Weihnachtsfest im Frieden, endlich. Wie haben wir alle dafür gebetet, von dem schrecklichen Chaos erlöst zu werden, zu dem dieser Krieg geworden war. Nach den ersten Tagen des Feierns und der Begeisterung über den Waffenstillstand trat plötzlich eine entsetzliche Ernüchterung ein. Niemand, dessen Kinder gefallen sind, will gern feiern. Wir gedenken aller, die nicht an einem Knallbonbon ziehen, keinen Plumpudding essen und keine Weihnachtslieder unter dem Tannenbaum im Kreis der Familie singen werden. Die Lebensmittel sind noch immer knapp, aber ich habe genug Marken zurückgelegt, um für Ella ein paar Leckerbissen zu bekommen. Sie wird ihren Strumpf haben, ein paar Süßigkeiten und selbstgebasteltes Spielzeug, dank der Freundlichkeit Ihres Bruders.
    Selwyn ist wieder im Red House. Sein Gesicht ist voller Narben. Er schließt sich in der Remise ein und bastelt an Sachen herum, die repariert werden müssen. Ich gehe mit Ihrem Vater hin und bringe den Garten in Ordnung. Selwyn spricht nicht viel mit mir, daher war ich überrascht, als ich ein Puppenbett in der Diele fand. Er hatte es aus Holzresten zusammengezimmert, geschliffen und geölt, dass es glänzte. Es sieht nagelneu aus. Der Weihnachtsmann wird es am Heiligen Abend für Ellas Puppen durch den Schornstein herablassen. Ella ist ganz wild auf Puppen und stellt sie auf, als wäre sie die Lehrerin.
    Und jetzt kommt meine große Neuigkeit. Ich habe es getan. Ich habe es Florrie Jessup gegeben und sie abserviert. Sie ist zu weit gegangen. Gerade erzählte ich einer der Köchinnen von Selwyns nettem Geschenk. Florrie bekam es mit und begann zu stänkern, ich hätte mir das Geschenk mit gespreizten Beinen verdient. Schließlich würde ich immer zu dem Haus schleichen, um den Soldaten zu trösten, und so weiter.
    Habe ich Rot gesehen? Auf jeden Fall. Ich habe ihr eine schallende Ohrfeige versetzt. Sie hatte es verdient, aber die Haushälterin hat alles mitbekommen und entließ uns auf der Stelle. Da stand ich nun ohne Arbeit und mit einem Kind, das ich zu unterhalten hatte, gerade jetzt, da die Studenten wieder ins Kolleg zurückkommen. Manche von ihnen sind in einem traurigen Zustand.
    Ich wollte schon meine Sachen packen, aber zu meiner Überraschung erhoben sich ein paar Mädels und erklärten der Hausmutter, was da seit Jahren im Gang gewesen war, wie ich die rüden Bemerkungen von Florrie ertragen hatte. Daher bekam am Ende Florrie den Laufpass, nicht ich, was eine große Erleichterung ist.
    Ihrem Vater habe ich nicht viel von dem ganzen Tamtam erzählt. Aber im Kathedralenhof verbreiten sich Gerüchte wie ein Lauffeuer. Er schlug mir vor, ich sollte doch die Arbeitsstelle wechseln und Mrs Allen im Red House helfen und ein paar anderen Geistlichen

Weitere Kostenlose Bücher