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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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geht es ganz gut. Die Nachricht über Selwyns Verwundung bei der Offensive an der Somme hat mich schwer getroffen, aber Ihre Zusicherung, dass er im Krankenhaus behandelt wurde, lässt mich hoffen, dass er sich wieder vollständig erholt. Ich werde schreiben, aber Vater hat mir angedeutet, er sei noch nicht in der Lage zu korrespondieren. Ich kann immer noch nicht fassen, dass ich Bertie in diesem Leben nie wiedersehen werde.
    Ihre neue Wohnung in der Nähe des Stowe Pool mit Blick auf die Kathedralentürme klingt gut. Ich hoffe, dass ich eines Tages das große Kirchenschiff wieder mit eigenen Augen erblicken werde.
    Wenn Amerika in den Krieg eintritt, besteht die Chance, in den Büros der Regierung Arbeit zu finden. Ich werde die Wahrheit ein wenig ausschmücken müssen. Verheiratete Frauen werden sie nicht nehmen, aber eine Witwe bekommt vielleicht ein Vorstellungsgespräch. Ich gebe noch immer Anstandsunterricht. Freunden von Freunden gefällt anscheinend, was ich für sie organisiere. Ich schlug vor, dass wir alle denselben Roman lesen und gemeinsam darüber sprechen, was sie zunächst komisch fanden. Ich bin mir sicher, dass einige meiner Kundinnen für gewöhnlich nichts lesen außer Modezeitschriften, aber es war eine lebhafte Sitzung.
    Wenn Amerika in den Konflikt in Europa eingreift, wird dieser verdammte Krieg bestimmt ein Ende nehmen. Die Macht dieses Landes muss glaubhaft zur Geltung gebracht werden; Millionen junger Männer auf dem Vormarsch werden der Blockade ein Ende setzen.
    Darf ich Sie ganz ehrlich fragen, ob mein Vater etwas ahnt? Ich sollte ihm unseren richtigen Aufenthaltsort mitteilen, aber ich möchte ihn nicht weiter mit schlechten Nachrichten belasten. Er hat im Moment genug andere Sorgen.
    Die Ehe meiner Eltern war ein Vorbild an Liebe, Freundschaft und Vertrauen. Er wird so enttäuscht von mir sein, dass ich mich nicht an meine Gelübde gehalten habe. Sie sind Augen und Ohren für mich, wie immer, und Worte können Ihnen nicht sagen, welche Erleichterung es ist, jemanden zu haben, der die Wahrheit kennt.
    Ich hoffe, die Bluse passt Ihnen, und die kleine Ella wird in das Kleid hineinwachsen. Das waren Kleidungsstücke, die eine der reichen Frauen, denen ich Benimmunterricht gebe, ausrangiert hat. Sie wird kaum erfahren, dass ich einige davon selbst trage. Hat Papa unser Foto gefallen? Roddy hat in seinem Matrosenanzug so goldig ausgesehen, finden Sie nicht?
    Ich freue mich schon auf Ihren nächsten Brief. Für jemanden, der behauptet hat, er könne keine Briefe schreiben, beschämen Sie mich.
    Ihre Freundin,
    Celeste Rose
    Celeste ahnte nicht, wie schwer Selwyn verwundet war, nicht so sehr körperlich, sondern geistig, seufzte May. Sein Vater hatte das Irrenhaus besucht, in der man verwundete Offiziere behandelte, die an einer sogenannten Kriegsneurose litten. Er sprach nicht und hörte nicht zu. Er starrte nur aus dem Fenster in eine andere Welt, hatte der Kanonikus ihr unter vier Augen berichtet. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Ich bin froh, dass wenigstens eines meiner Kinder vor diesem ganzen Chaos in Sicherheit ist«, sagte der Kanonikus zu May. »Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihnen etwas zustieße.«
    Da hatte May angeboten, sich um das Red House zu kümmern. Dort waren Soldaten einquartiert, und Mrs Allen, die Zugehfrau, war nicht sehr glücklich mit dem Zustand ihrer Zimmer. Der Garten war umgegraben worden, um Gemüse anzubauen, und Ella spielte dort gern und jagte die Kaninchen. May war froh, vom Kolleg fortzukommen. Florrie Jessup piesackte sie andauernd, machte sich über Mays Akzent lustig, versteckte ihre Staubtücher und Bürsten und versuchte sie bis aufs Messer zu reizen. Eines Tages würde May ihr eins auswischen, was sie so schnell nicht vergessen würde. Wenn man in einem Waisenhaus aufwächst, lernt man zwangsläufig, sich zu verteidigen.
    Wenn sie im Küchengarten arbeitete, konnte sie die Schikanen im Kolleg vergessen und einfach tun, was nötig war. Es war zwar Arbeit im Freien, aber sich zu beschäftigen war die beste Medizin. Gern beobachtete sie Ella, wie sie herumtrappelte und zu helfen versuchte. Wer ist dieses dunkelhaarige Kind mit den funkelnden, schwarzen Augen? Wo ist sie geboren? Wem ähnelt sie? Warum ist sie am glücklichsten, wenn sie Stift und Papier hat und Bilder malen kann? Wie konnte ich sie nur als mein Eigen an mich reißen?
    Die Bürde dieses Geheimnisses beschlich sie im Lauf der Jahre immer stärker. Habe ich das Falsche aus

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