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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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schien.
    Hamnet ließ ihn los. Keine Sekunde zu früh für Dubre. Hamnet konnte seinen Plan einfach nicht zu Ende bringen, auch wenn er jetzt keine Wiederbelebungsversuche an dem Mann machte, der seiner Meinung nach für Annas Tod verantwortlich war. Außerdem hatte Dubre selbst noch genug Kraft, um wieder nach Atem zu ringen. Langsam pumpte er seine Lungen voll, während er keuchend wie ein gestrandeter Wal dalag und an die Rokokodecke starrte. Fassungslos und noch halb benommen versuchte er, mit dem Mann klarzukommen, der von den Toten auferstanden war, um ihn nun zur Hölle zu schicken.
    Hamnet lehnte sich im Sitzen gegen die Wand und schaute widerwillig zu, wie Dubre wieder zum Leben erwachte, obwohl er schon fast hinüber gewesen war. Als sich Dubre einigermaßen erholt hatte, rollte er auf die Seite und kam langsam auf die Füße. Ohne ein Wort zu sagen, taumelte er durch die Halle, verschwand durch die erste Tür auf der linken Seite und tauchte mit einem Revolver in der Hand wieder auf – einem alten Browning, der aussah, als hätten ihn die Briten nach dem Zweiten Weltkrieg in Singapur vergessen.
    Hamnet starrte ihn zynisch an. »Warum drückst du nicht ab? Du hast Anna umgebracht, also bring den Job zu Ende, du Bastard. Oder bist du zu feige, es selbst zu tun?«
    Dubre räusperte sich und versuchte, seine Kehle frei zu bekommen, holte pfeifend Luft und krächzte: »Ich will dir nichts antun, Phillip.« Er fuchtelte mit dem Revolver herum. »Den hab’ ich nur für den Fall geholt, dass du wieder auf mich losgehst.« Er setzte sich auf die dritte Stufe von unten und lehnte sich ebenfalls gegen die Wand. Dann schaute er Hamnet schmerzverzerrt und fassungslos an. »Wie, in Gottes Namen, hast du es zurückgeschafft?« Hamnet stand auf und drehte sich in Richtung der offenen Tür, während Dubre ihn mit dem Revolver auf den Knien, dessen Lauf auf Hamnets Bauch zielte, weiter beobachtete. »Wo willst du hin?«, fragte er misstrauisch.
    »In mein Bett«, antwortete Hamnet.
    »Phillip, bleib, bitte. Jede Menge Leute wollen mit dir sprechen, du kannst nicht einfach wieder verschwinden.«
    Hamnet sah ihn an und ließ die Schultern sinken. »Du weißt, wo du mich finden kannst, Dubre.« Dann drehte er sich um, ging hinaus und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
     
    Am nächsten Morgen wurde Hamnet durch ein Klopfen geweckt. Er rollte sich schwerfällig im Bett herum und sah den Kopf von Margaret Bullen in der leicht geöffneten Tür.
    »Ich wollte nur wissen, ob Sie noch ein Frühstück möchten oder ob wir abräumen können.«
    Schlaftrunken suchte Hamnet nach seiner Uhr. »Wie spät ist es?«
    »Kurz nach elf.«
    Es war ihm peinlich. »Sie hätten mich wecken sollen. Aber ich bin in einer Minute unten.«
    »Wunderbar. Ich setze frischen Kaffee auf.« Die Tür schloss sich wieder.
    Hamnet duschte, zog sich eilig an und erschien gleichzeitig mit dem frischen Kaffee am Frühstückstisch. Nachdem er Margaret einen guten Morgen gewünscht hatte, berichtete sie ihm ausführlich das Neueste von Ben, der gut gegessen hatte und nun schlief. Alles deutete darauf hin, dass das Baby durch die Überlebensprobe keinen ernsthaften Schaden genommen hatte. Während Hamnet sich dem Frühstück widmete, teilte er ihr mit, dass er sein Apartment aufsuchen wolle, um ein paar Papiere und frische Anziehsachen zu holen und Annas Angelegenheiten zu ordnen. Er fragte Margaret, ob sie sich um Ben kümmern könnte und einen Reserveschlüssel hätte, obwohl er die Antwort im Voraus kannte. Eine halbe Stunde später holte Margaret den Rover aus der Garage und fuhr die Holland Road hinunter, während Hamnet deprimiert aus dem Autofenster schaute, bis das Auto stoppte. Diesen Augenblick hatte er gefürchtet.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich allein hinaufgehe?«, fragte er.
    »Natürlich nicht. Soll ich warten?«
    »Nein, danke, es wird etwas dauern.«
    »Rufen Sie mich einfach an, falls Sie mich brauchen, mein Bester. Ich kann sie jederzeit abholen.«
    Hamnet brachte ein kleines Lächeln zustande. »Danke.«
    Anna hatte den Lift immer gehasst, so dass Hamnet jetzt damit hinauffuhr, um im Treppenhaus nicht an sie erinnert zu werden. So bekam er noch eine Galgenfrist, bis er oben auf dem kalten Betonflur ausstieg und zu ihrer Wohnungstür ging. Dort lehnte er sich leicht gegen das Nummernschild aus Plastik und versuchte, sich die Diele vor Augen zu rufen, damit ihn die Erinnerung und die Trauer nicht unvorbereitet

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