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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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löste sich aus dem Türrahmen und ging durchs Wohnzimmer.
    »Jasmine?«
    »Ja-a?«
    »Ich entschuldige mich – für das ganze Wochenende.«
    »Wenn Sie darüber reden wollen … irgendwann …«
    Er mied ihren Blick, während er nickte, und schwieg.
    In dieser Nacht machte sich Ben dreimal bemerkbar, und Hamnet war dafür fast dankbar, weil er die übrige Zeit einfach unter dem Ventilator lag und ihn anstarrte oder die Umdrehungen zählte. Schließlich hatte er sich gesagt, dass es besser war, früh ins Büro zu gehen; also klopfte er an Jasmines Tür und teilte ihr mit, dass er sich auf den Weg machen wollte.
    Im Büro war um diese Zeit niemand, und er starrte eine Weile auf seinen leeren Monitor, ehe er tief durchatmete und den Computer einschaltete. Während er die Routineschritte ins Programm abhakte, öffnete er einen der Ringbinder auf der Seite mit den Anund Ablegezeiten der Schiffe und den Positionsmeldungen – seine vorbereitete Ausrede hatte er ja noch nicht anwenden müssen, und so war sie immer noch brauchbar. Dann lief er teils per Mausklick, teils über die Tastatur durch die einzelnen Menüs und öffnete die entsprechende Seite. Und dann sah er es. Beziehungsweise: Er sah nichts. Nach Freitag um Mitternacht gab es keinerlei Positionsmeldungen mehr von der Collingson. Zweifellos hatte Janac ein paar hundert Seemeilen vor der philippinischen Küste zugeschlagen.
    Hamnet kehrte ins Hauptmenü zurück und stieg dann von dort aus in die Seite mit den neuesten Nachrichten auf See. Die Titelstory drehte sich um das verschwundene Schiff, und er las in aller Eile, dass sich die Collingson seit Freitagabend weder gemeldet noch auf irgendwelche Funksprüche reagiert hatte. Die in ihren Mitteln relativ beschränkte philippinische Küstenwache hatte am Morgen die US Navy um Unterstützung gebeten, mehr Einzelheiten waren auch diesem Bericht nicht zu entnehmen. Phil starrte bewegungslos auf den Bildschirm – und wollte mehr erfahren und gleichzeitig auch nicht.
    »Guten Morgen«, rief ihm Joan zu, als sich die Tür hinter ihr wieder geschlossen hatte. »Geht es Ihnen gut?«
    Hamnet schaute auf. »Mir ist ziemlich übel. Wahrscheinlich habe ich etwas Falsches gegessen, und außerdem hat mich mein Baby sehr beansprucht.« Er rieb seine Schläfen und dann seine Wangen, starrte sie aus großen Augen an und sah aus wie der Mann auf dem Bild »Der Schrei« von Munch.
    »Sie haben ein Baby?«, fragte Joan.
    Er lief in Richtung Herrentoilette und rief über die Schulter zurück: »Ja, entschuldigen Sie mich.« Die Geschichte über eine Fischvergiftung sollte glaubwürdig klingen; er zog die Spülung und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Sein Kopf war voller düsterer Erinnerungen an die Vorgänge auf der Shawould , und sie waren nicht so einfach zu vertreiben. Zehn Minuten später wusch er sich das Gesicht, spülte den Mund aus und putzte sich die Nase. Dann starrte er sein Spiegelbild an, sah, wie blass er unter der Bräune war, sah die Augenringe, die ihn anklagten, und kehrte an seinen Schreibtisch zurück, von wo Joan ihm besorgt entgegensah.
    »Geht es wieder?«, fragte sie.
    »Es war ganz bestimmt etwas, was ich gegessen habe, aber jetzt fühle ich mich schon wieder besser, es wird gleich vorbei sein.« Auf keinen Fall wollte er schon nach Hause gehen, denn nur hier im Büro hatte er Zugang zu den neuesten Informationen.
    Joan beobachtete ihn noch eine Weile und schlug dann vor: »Ich werde Ihnen schnell eine Tasse Tee kochen, und Sie erzählen mir alles über Ihr Kind.«
    Eine Stunde später verließ er zusammen mit Toby das Büro, um sich um ein einlaufendes Schiff zu kümmern, und zu diesem Zeitpunkt gab es keine weiteren Informationen. Er hielt sich an dem Gedanken fest, dass er an Bord ebenso schnell das Neueste erfahren konnte wie im Büro, aber die Zeit im Auto kroch quälend langsam dahin. Gegen elf standen sie dann endlich auf der Brücke der Konsan Endeavour, tranken mit dem Kapitän, einem stämmigen, leutseligen Norweger, eine Tasse Kaffee, und Toby wurde bereits ungeduldig, als der Funker mit einem gewaltigen Sonnenbrand auf der Nase auftauchte.
    »Über FleetNet habe ich soeben erfahren, dass die Amerikaner unser Schiff gefunden haben, offensichtlich ist es mit zehn Knoten im Pazifik unterwegs. Sie haben keinerlei Lebenszeichen an Bord ausgemacht, aber die Rettungsboote sind nicht ausgesetzt worden. In schätzungsweise einer halben Stunde werden die Amerikaner jemanden an Bord haben.«
    Hamnets

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