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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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Welt leuchtete hell im Schein der tropischen Morgensonne.
    » Wie blau alles ist«, flüsterte Pima. » So blaues Wasser habe ich noch nie gesehen.«
    Nailer brachte keinen Ton heraus. Der Strand war sauberer, als er es für möglich gehalten hätte.
    » Na, seid ihr noch am Leben?«
    Moon Girl grinste sie an. Sie war von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt, aber sie hatte überlebt. Wo sie wohl Unterschlupf gefunden hatte? Hinter ihr stolperten Pearly und ihre Eltern auf den Strand, sichtlich bestürzt, während sie versuchten, all die Veränderungen zu verarbeiten.
    » Uns geht’s gut.« Pima ließ den Blick über den Strand schweifen. » Hast du irgendwo meine Mutter gesehen?«
    Moon Girl schüttelte den Kopf; ihre Piercings glitzerten in der Sonne. » Vielleicht ist sie da drüben.« Sie deutete in die ungefähre Richtung des Bahndepots. » Lucky Strike gibt an alle Essen aus, die Hunger haben. Jeder hat bei ihm Kredit, bis die Arbeit an den Schiffen wieder losgeht.«
    » Er hatte Essen in Reserve?«
    » Ein paar Waggons voll.«
    Pima zupfte Nailer am Ärmel. » Komm, los.«
    Die Züge waren von einer Menschenmenge umlagert; alle warteten darauf, dass Lucky Strike seine Vorräte austeilte. Pima und Nailer schauten sich suchend um, konnten Sadna jedoch nirgendwo entdecken.
    Lucky Strike lachte laut und sagte: » Macht euch keine Sorgen! Es ist genug für alle da! Keiner muss hungern, während wir darauf warten, dass Lawson & Carlson aus MissMet zurückkommt. Die Rosthändler verstecken sich vielleicht vor dem Hurrikan, aber Lucky Strike lässt niemanden im Stich.«
    Lucky Strike grinste über das ganze Gesicht; die langen schwarzen Dreadlocks hatte er sich nach hinten gebunden. Nailer wusste, dass er den Leuten klarmachen wollte, dass es keine Hungerrevolten geben würde. Und wenn es jemanden gab, auf den die Leute hörten, dann war es Lucky Strike.
    Lucky Strike war immer mächtiger geworden, seit er sich nach seinem ersten Glückstreffer von seiner Schweren Kolonne freigekauft hatte. Jetzt schmuggelte er alles Mögliche nach Bright Sands Beach – von Antibiotika bis Crystal Slide. Mit den Vorarbeitern hatte er einen Deal geschlossen, sodass er tun und lassen konnte, was er wollte. Er hatte die Finger – unter anderem – in den Spielhöhlen und den Nagelschuppen, womit er offensichtlich eine Menge Geld verdiente: an den Spitzen seiner Dreadlocks funkelten Goldnuggets, und an seinen Ohren baumelten breite Ringe. Lucky Strike triefte nur so vor Reichtum.
    » Bleibt zurück!«, rief er jetzt. » Bleibt zurück!« Er lächelte und wirkte selbstbewusst, aber hinter ihm stand eine Gruppe bezahlter Schläger, die seiner Autorität Nachdruck verliehen.
    Nailer musterte die Ganoven – manche davon kannte er, weil sein Vater sich mit ihnen herumtrieb. Allem Anschein nach hatte Lucky Strike die Perlen der Unterwelt zu seinen Leibwächtern auserkoren. Sogar ein Halbmensch war darunter. Die riesige, muskulöse Gestalt des Ungeheuers überragte die anderen Schläger ein ganzes Stück; er hatte seine Hundeschnauze halb geöffnet und fletschte die Zähne, um den hungrigen Menschen Angst einzujagen.
    Pima folgte Nailers Blick. » Der hat mal für Mamas Schwere Kolonne gearbeitet. Sie hat erzählt, er sei vier Mal so stark wie alle anderen.«
    » Was macht er da oben?«
    » Hat wohl rausgekriegt, dass er als Gorilla mehr verdient.«
    Der Halbmensch entblößte ein weiteres Mal sein Gebiss und ließ ein Knurren hören. Die Menschenmenge, die sich um die Waggons versammelt hatte, wich zurück.
    Lucky Strike lachte. » Na ja, wenigstes hört ihr auf meine Killertöle, was? So ist es gut. Alle einen Schritt zurück! Oder mein Freund Tool hier bringt euch gutes Benehmen bei. Ich meine es ernst – macht mal etwas Platz. Wenn Tool euch nicht mag, frisst er euch roh!«
    Ein unzufriedenes Murmeln lief durch die Menge, aber niemand wagte es, sich mit Tool anzulegen.
    » Pima!«
    Nailer und Pima wandten sich um. Sadna kam auf sie zugeeilt, Nailers Vater auf den Fersen. Sadna schlang die Arme um Pima und hob sie hoch.
    Nailers Vater blieb neben ihr stehen und senkte den Kopf. » Sieht so aus, als hättest du mir den Arsch gerettet, mein Junge.«
    Nailer nickte vorsichtig. » Schon möglich.«
    Plötzlich lachte Richard Lopez und packte ihn. » Verdammter Mist, willst du deinen Vater nicht anständig begrüßen?« Nailers Nähte schmerzten, und er verzog das Gesicht, aber er wehrte sich nicht. » Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht«,

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