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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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sagte sein Vater. » Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was los war. Fast hätte ich Sadna umgebracht, bevor sie mir alles erklären konnte.«
    Nailer warf Pimas Mutter einen besorgten Blick zu, doch Sadna zuckte nur mit den Achseln. » Kein Problem.«
    » Von wegen.« Sein Papa grinste und strich sich übers Kinn. » Sadna hat einen Schlag wie eine Dampframme.«
    Einen Moment befürchtete Nailer schon, sein Vater könnte sauer sein, aber ausnahmsweise war er einmal nicht auf Slide. Fast wirkte er sogar vernünftig. Gänzlich nüchtern. Schon reckte er den Hals, um herauszufinden, wie das Essen verteilt wurde.
    » Tool ist da oben?« Er lachte und klopfte Nailer auf die Schulter. » Wenn Lucky Strike die Töle einstellt, dann nimmt er todsicher auch mich. Heute Abend essen wir gut.« Er drängte sich durch die Menge und lief zu Lucky Strikes Leibwächtern hinüber. Sadna und Pirma gönnte er keinen zweiten Blick.
    Nailer atmete erleichtert auf. Keine dicke Luft mehr.
    Alle waren damit beschäftigt, am Strand und auf den Schiffen Bestandsaufnahme zu machen. Gerüchten zufolge hatte das Unwetter östlich von hier, in Orleans Alley, am heftigsten gewütet. Der Hurrikan so hieß es, war über die Ruinen der Altstadt hinweggefegt und hatte dann weiter nördlich das überflutete Orleans II heimgesucht. Der Schaden hätte kaum größer sein können.
    Was bedeutete, dass sie in Bright Sands noch Glück gehabt hatten.
    Aber obwohl der Sturm sie nur gestreift hatte, hatte er gewaltiges Unheil angerichtet. Sie fanden überall Leichen – in den Kudzuranken des Dschungels, hoch oben in den Bäumen, in der Brandung. Lucky Strike organisierte Suchtrupps, die sich um die Toten kümmerten, ließ sie verbrennen oder in Übereinstimmung mit ihrem Glauben begraben, damit sich ja keine Krankheiten ausbreiteten. Die Namen der Toten machten die Runde.
    Bapi wurde vermisst; vielleicht hatte ihn das Unwetter in Stücke gerissen, vielleicht war er ertrunken – er tauchte jedenfalls nicht mehr auf. Niemand wusste, ob Sloth noch lebte oder umgekommen war. Tick-tock und seine ganze Familie wurden gefunden, unverletzt, aber trotzdem alle tot.
    Die Schrott- und Rosthändler, die für Lawson & Carlson arbeiteten, waren sämtlich landeinwärts geflohen, um das Ende des Sturms abzuwarten. Solange keine Firma wie GE Schrott für die Fabriken kaufte und kein Transportunternehmen wie Patel Global Transit nach Dingen Ausschau hielt, die sich in Übersee zu Geld machen ließen, hatten die Schiffsbrecher nichts zu tun. Die Buchhalter und Prüfer und Wachleute, die das Rohmaterial aus den Wracks wogen und kauften, waren fort, und da niemand da war, der ihnen etwas abnehmen würde, verbrachten die Schiffsbrecher ihre Tage damit, ihre Hütten wieder aufzubauen, den Dschungel nach Nützlichem abzusuchen und im Meer zu fischen. Bis alles wieder seinen gewohnten Weg ging, waren die Leute auf sich allein gestellt.
    Pima und Nailer machten sich daran, etwas zu essen aufzutreiben; sie sammelten grüne Kokosnüsse, die heruntergefallen waren, und wandten sich dann den Gezeitentümpeln zu. Weit draußen markierte eine Felsnase den Ausläufer einer Insel.
    » Dort hat es Krabben«, sagte Pima.
    » Meinst du? Ist aber ganz schön weit.«
    Pima zuckte mit den Achseln. » Dafür gibt es weniger Konkurrenz.« Sie deutete zu den ruhig daliegenden Wracks hinaus. » Vermissen wird uns wohl auch kaum jemand.«
    Also nahmen sie einen Hanfbeutel und einen Eimer und machten sich auf den Weg über die Landzunge, die zu der Insel führte. Der Ozean glitzerte im Sonnenlicht. Wellen rollten das Ufer hinauf, die Gischt so weiß wie die Zähne eines Kleinkinds. Die ausgeweideten Schiffsrümpfe hoben sich schwarz vom hellblauen Himmel ab, finstere Monumente einer Welt, die längst untergegangen war.
    Weit draußen glitt ein Klipper mit geblähtem Hochsegel über das Meer. Nailer hielt einen Moment in seiner Arbeit inne und schaute zu, wie das Schiff den Horizont entlangschwebte. So nah, und doch so fern.
    » Willst du den ganzen Tag vor dich hinträumen?«, fragte Pima.
    » Tut mir leid.« Nailer bückte sich und fuhr mit der Hand durch einen Tümpel. Kurz verzog er das Gesicht, weil ihm die Bewegung wehtat, aber insgesamt fühlte er sich besser als seit Tagen; seine Blutergüsse waren fast alle geheilt. Allerdings trug er noch immer den Arm in einer Schlinge, und das lästige Brennen in seiner Schulter wollte nicht aufhören. Sie schritten weiter auf die Landzunge hinaus. An

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