Schiffsdiebe
brutaler Schmerz, der ihm durch und durch ging und wie Säure brannte. Offenbar hatte er sich gestern zu viel zugemutet. Die ganze Schlepperei, und dann hatten sie auch noch das Mädchen rausgetragen. Verdammter Mist! Vorsichtig bewegte er den Arm, um ihn ein wenig zu lockern. Die Schmerzen waren furchtbar.
» Na, endlich wach?«
Er hob den Kopf. Lucky Girl schaute zwischen den Farnwedeln hervor. Auch bei Tageslicht war sie äußerst hübsch. Ihre leicht gebräunte Haut war glatt und sauber, wie frisch gewaschen. Sie hatte die langen schwarzen Haare zu einem Knoten zurückgebunden, was ihre hohen Wangenknochen zur Geltung brachte. » Pima möchte wissen, ob du auf bist«, sagte sie mit einem Lächeln.
» Ja, ich bin auf.«
» Schluss mit dem Schönheitsschlaf, Nailer!«, rief Pima. » Wir möchten frühstücken!«
» Yeah?« Nailer rappelte sich auf und schob sich durch die Büsche. Die Mädchen hatten wieder ein Lagerfeuer angezündet. Das Schiff lag noch immer in der Nähe des Ufers – die Felsen verhinderten, dass Ebbe und Flut es allzu weit hinauszogen. Das Glück blieb ihnen anscheinend treu, dachte er bei sich, vor allem wenn sie wollten, dass das Mädchen möglichst rasch von ihren Leuten gefunden wurde.
Er sah sich nach etwas zu essen um, konnte aber nichts entdecken. » Was gibt es denn zum Frühstück?«, fragte er verwirrt.
» Das hängt ganz von dir ab«, erwiderte Pima, und sie und das Mädchen lachten.
» Ha ha.« Nailer verzog das Gesicht. » Im Ernst, was habt ihr denn?«
» Mich brauchst du nicht anzuschauen.« Sie ließ sich auf den sandigen Boden zurücksinken. » Ich habe Feuer gemacht.«
Nailer warf ihr einen bösen Blick zu. » Wir sind nicht auf Arbeit, also spiel hier nicht den Boss.«
Pima lachte. » Tja, dann wirst du wohl Kohldampf schieben müssen.«
Nailer schüttelte den Kopf und fing an, in den Beuteln zu kramen, die sie gestern Abend von dem Schiff herübergeschleppt hatten. » Wunder dich bloß nicht, wenn dir jemand ins Essen spuckt.«
Pima setzte sich auf. » Wenn du mir ins Essen spuckst, spuck ich dir in den Hals!«
» Yeah?« Nailer wandte sich um. » Versuch’s doch!«
Pima lachte nur. » Du weißt genau, dass ich dir den Arsch versohlen kann, Nailer. Kümmer dich besser ums Frühstück, und sei froh, dass wir dich schlafen gelassen haben.«
Lucky Girl versuchte zu schlichten. » Ich kann dir helfen.«
Nailer schüttelte den Kopf. » Kein Problem. Pima kocht nur deshalb nicht, weil sie keine Ahnung hat, wie. Zu viele Muskeln, zu wenig Verstand.« Er holte etwas Obst aus einem Beutel und sah in einen anderen hinein. » Schaut mal.« Er hielt eine Tüte mit Getreide hoch.
» Was ist das?«, wollte Pima wissen.
» Weizenkörner.«
» Schmecken die?«
» Ziemlich gut, ja. Lassen sich jedenfalls besser kauen als Reis.« Er dachte einen Moment nach. » Habt ihr Zucker?«, fragte er das Mädchen.
» Drüben auf dem Schiff«, erwiderte sie.
» Wirklich?« Nailer blickte zum Ufer hinab. Er wollte nicht da runtersteigen und dann wieder hinauf. » Kannst du Zucker und noch etwas Wasser holen?«
Das Mädchen nickte überraschend bereitwillig. » Klar.«
Nailer wühlte weiter in den Beuteln herum, während sie den Hügel hinunter verschwand. » Mannomann, ich kann gar nicht fassen, wie viel die zu essen haben!«
» Jeden Tag ein Festmahl«, sagte Pima.
» Erinnerst du dich noch an die Taube, die Moon Girl mir als Glücksgeschenk gebracht hat?«
» Ja, die war lecker.«
Nailer wies mit einer Kopfbewegung zu dem Mädchen hinüber, die gerade auf das Schiff kletterte. » Sie wäre bestimmt anderer Meinung.«
» Willst du deshalb mit ihr von hier verschwinden?«
Nailer zuckte mit den Achseln. » Bis gestern Abend hab ich mir darüber eigentlich nie Gedanken gemacht …«
Es fiel ihm nicht leicht zu erklären, was ihm durch den Kopf ging. » Du hast doch ihre Kabine gesehen, oder? Die ganzen schicken Sachen? Ihr bedeutet das alles rein gar nichts. Und ihre Ringe und der Diamant, den sie in der Nase trägt – uns beide würde das reich machen. Und sie nimmt das überhaupt nicht mehr wahr.«
» Yeah, die ist wirklich reich. Aber sie gehört nicht zu uns. Ganz egal, was du sagst. Ich trau der nicht über den Weg. Ich habe sie nach ihrer Familie gefragt, was die so machen …« Pima schüttelte den Kopf. » Sie ist mir immer ausgewichen, wie Pearly, wenn man ihn fragt, warum er sich für Krishna hält. Sie hat irgendwas zu verbergen. Lass dich nicht von ihr
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