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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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die von der Orange zurückgeblieben waren. » Ich wäre nie da herausgekommen. Mein Gold hätte euch reich gemacht. Warum?«
    » Frag unseren Lucky Boy«, erwiderte Pima verärgert. » Meine Idee war das nicht.«
    Das Mädchen sah ihn an. » Lucky Boy, ist das dein Name?«
    Nailer wusste nicht so recht, ob es eine ehrliche Frage war, oder ob sie sich über ihn lustig machte. Er unterdrückte sein Unbehagen. » Dein Wrack hab ich ja auch gefunden, oder?«
    Um ihren Mund zuckte es. » Tja, dann bin ich wohl Lucky Girl, nicht wahr?« Ihre Augen blitzten.
    Pima lachte. » Das kannst du laut sagen, Lucky Girl.« Einen Moment lang ruhte ihr Blick begierig auf den Händen des Mädchens – auf dem Gold, das auf der braunen Haut funkelte. » Du hast verdammtes Glück gehabt.«
    » Warum habt ihr euch dann nicht mein Gold genommen und seid abgehauen?« Sie hob die Hand hoch, an der Pima ihr Messer angesetzt hatte. » Meine Finger hätten bestimmt hübsche Glücksbringer abgegeben.«
    Ihre Miene hatte sich versteinert. Sie war klug, dachte Nailer bei sich. Verweichlicht, aber nicht dumm. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, sie am Leben zu lassen. Es war so schwer zu entscheiden, wann man klug war und wann klüger, als gut für einen war. Und Lucky Girl … sie schien bereits den Raum um das Feuer herum für sich zu beanspruchen. Als würde er ihr gehören. Sie stellte Fragen, anstatt sie zu beantworten.
    Lucky Strike sagte immer, dass zwischen klug und dumm nur ein schmaler Grat verlief. Und lachte sich jedes Mal halb tot dabei. Während Nailer über das Feuer hinweg dieses Mädchen beobachtete, das ihn neckte und veralberte, hatte er das Gefühl, dass er genau verstand, was Lucky Strike damit gemeint hatte.
    » Meine Finger hätten bestimmt ein cooles Amulett für dich abgegeben«, sagte das Mädchen zu ihm. » Dann hättest du noch viel mehr Glück gehabt!«
    Pima lachte erneut. Nailer blickte finster drein. Die Zukunft breitete sich in zahllosen Verzweigungen vor ihm aus. Alles hing von seinem Glück und dem Willen der Parzen ab … und der Variablen, die Lucky Girl darstellte. Die Pfade, die in alle möglichen Richtungen von ihm wegführten, waren für ihn deutlich sichtbar. Er stand auf einem Knotenpunkt und blickte auf sie hinab, konnte jedoch nur ein Stück weit sehen, ein oder zwei Schritte höchstens.
    Und jetzt starrte er in die wachen Augen dieser makellosen Bonzentusse und wurde sich bewusst, dass ihm ein Faktor fehlte. Er wusste nichts über dieses Mädchen. Gold dagegen war eine sichere Sache. Mit Gold konnte er sich von der Leichten Kolonne und der Arbeit auf den Schiffen freikaufen. Lucky Strike war diesen Weg gegangen. Es wäre klüger gewesen, wenn Nailer die Klappe gehalten und Pima das Mädchen einfach abgemurkst hätte.
    Aber was war, wenn es noch andere Pfade gab? Wenn eine Belohnung für dieses reiche Mädchen ausgesetzt war? Wenn sie ihm in irgendeiner Form nützlich sein konnte?
    » Gehörst du zu einer Kolonne, die nach dir sucht?«, fragte er.
    » Kolonne?«
    » Vermisst dich jemand?«
    Ihr Blick wich dem seinen nicht eine Sekunde lang aus. » Natürlich«, sagte sie. » Mein Vater sucht bestimmt schon nach mir.«
    » Ist er reich?«, fragte Pima. » So wie du?«
    Nailer warf ihr einen verärgerten Blick zu. Das Mädchen wirkte dagegen fast belustigt. » Er wird zahlen, wenn du das meinst.« Sie hob eine Hand hoch. » Und zwar mehr, als mein Schmuck wert ist.« Sie zog sich einen Ring vom Finger und warf ihn Pima zu. Pima fing ihn überrascht auf. » Viel mehr. Mehr als alles, was ich auf dem Schiff habe.« Sie musterte sie eindringlich. » Solange ich lebe, bin ich mehr wert als alles Gold.«
    Nailer und Pima wechselten einen vielsagenden Blick. Das Mädchen wusste, was sie wollten. Wie eine Strandhexe, die Knochen warf und in die Zukunft blicken konnte. Es machte ihn stinksauer, dass er und Pima so durchschaubar waren. Er kam sich vor wie ein kleiner Junge, einfältig und dumm wie die Bengel, die sich hinter Chens Garküche herumtrieben und darauf hofften, dass ihnen jemand einen Knochen hinwarf.
    » Woher sollen wir wissen, dass du nicht lügst?«, fragte Pima. » Vielleicht hast du sonst gar nichts, was du uns geben könntest. Vielleicht machst du uns nur was vor.«
    Lucky Girl zuckte unbekümmert mit den Achseln und strich über ihre Ringe. » Ich habe Häuser, in denen fünfzig Diener auf meine Anweisungen warten. Ich besitze zwei Klipper und ein Luftschiff. Meine Diener tragen Uniformen

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