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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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springen sollten. Tool riet ihnen jedoch ab, denn hier würde es ihnen nicht gelingen, wieder auf einen Zug aufzuspringen, also mussten sie sich zusammenreißen, wenn sie nicht tagelang zu Fuß gegen wollten.
    Allein die Vorstellung war Nailer zuwider, und so klammerten sie sich müde an die Leitern und vertrieben sich die Zeit mit Gesprächen.
    » Was sind denn das für Leute, die hinter dir her sind?«, fragte er Nita. » Warum bist du denen so wichtig?«
    » Sie gehören zu Nathaniel Pyce. Er hat in den Konzern eingeheiratet.« Sie zögerte und fuhr dann fort: » Sie wollen mich fangen, um meinen Vater unter Druck zu setzen.«
    Nailer runzelte verwirrt die Stirn, was Nita nicht entging. » Mein Vater ist dahintergekommen, dass Pyce die Ressourcen des Konzerns für seine eigenen Zwecke missbraucht. Und jetzt möchte Pyce mich als Geisel benutzen, damit mein Vater ihm keinen Ärger macht.«
    » Wie das?«
    » Pyce möchte, dass mein Vater ihm etwas erlaubt, dem er sonst niemals zustimmen würde. Wenn Pyce mich in seine Gewalt bekommt, muss mein Vater einwilligen. Dann würde Pyce Milliarden verdienen, und nicht in Dollar. Chinesische Währung. Milliarden!« Sie sah Nailer durchdringend an. » Das ist mehr, als alle Schiffbrecher an eurem Strand in ihrem ganzen Leben erwirtschaften. Damit könnte man tausend Klipper bauen.«
    » Und dein Vater ist dagegen?«
    »Es geht darum, Teersand abzubauen und zu raffinieren. Daraus lässt sich Brennstoff herstellen, als Ersatz für Rohöl. Das ist rentabel, denn Kohlenstoffverbindungen lassen sich nun mal nur beschränkt produzieren. Pyce hat auf unseren Ländereien im Norden Teersand raffiniert und an Bord von Patel-Klippern heimlich über den Pol nach China transportiert.«
    » Klingt nach einer einträglichen Sache«, erwiderte Nailer. » Als würde man auf ein Ölreservoir stoßen, und der Käufer steht schon bereit. Sollte dein Vater nicht einfach eine Beteiligung kassieren und Pyce weitermachen lassen?«
    Nita starrte ihn bestürzt an. Sie öffnete den Mund. Schloss ihn und öffnete ihn wieder, sichtlich perplex.
    » Das ist Schwarzmarktbrennstoff«, grollte Tool. » Laut Übereinkunft verboten, auch wenn die Realität anders aussieht. Mehr Profit könnte man höchstens noch machen, wenn man Halbmenschen verschifft, aber das wäre natürlich legal. Im Unterschied zu dieser Sache. Hab ich recht, Mädchen?«
    Nita nickte widerwillig. » Pyce umgeht die Kohlendioxidsteuer, weil in der Arktis um die Hoheitsrechte gestritten wird. In China kann er alles problemlos verkaufen, und dort verliert sich dann jede Spur. Es ist riskant, es ist illegal, und mein Vater ist ihm auf die Schliche gekommen. Er wollte Pyce aus der Familie drängen, aber Pyce ist ihm zuvorgekommen.«
    » Milliarden in Chinesischer Währung«, sagte Nailer. » Wirklich so viel?«
    Sie nickte.
    » Dann ist dein Vater verrückt. Er hätte das Geschäft selbst machen sollen.«
    Nita musterte ihn angewidert. » Sind nicht schon genug Städte untergegangen? Genug Menschen an der Dürre gestorben? Unser Familienkonzern arbeitet umweltfreundlich. Nur weil es einen Markt gibt, heißt das noch lange nicht, dass man ihn auch bedienen muss.«
    Nailer lachte. » Willst du mir etwa erzählen, dass ihr Blutkäufer ein reines Gewissen habt? Und dass es falsch ist, irgendeinen Brennstoff herzustellen, aber uns auf den Wracks schuften lassen, das ist okay?«
    » Ja, genau.«
    » Letztlich entscheidet doch nur das Geld. Und du bist viel mehr wert, als ich gedacht habe.« Er sah sie abwägend an. » Du hast Glück, dass du mir das nicht erzählt hast, bevor ich es mir endgültig mit meinem Vater verdorben habe.« Er schüttelte den Kopf. » Sonst hätte ich ihm vielleicht doch geholfen, dich an diesen Pyce zu verkaufen. Der hätte bestimmt ein Vermögen für dich hingeblättert.«
    Nita lächelte unsicher. » Meinst du das ernst?«
    Darauf wusste Nailer keine ehrliche Antwort. » Das ist wirklich verdammt viel Geld«, sagte er. » Ihr redet doch nur deshalb so moralisches Zeug daher, weil ihr nicht auf das Geld angewiesen seid.« Er unterdrückte ein Gefühl der Verzweiflung angesichts einer Entscheidung, die gefällt war und die er nicht mehr rückgängig machen konnte.
    Willst du vielleicht wie Sloth werden?, fragte er sich. Und alles tun, nur um etwas Kohle zu machen?
    Sloth war nicht nur eine Verräterin gewesen, sondern auch eine Närrin, aber Nailer konnte sich trotzdem nicht des Gefühls erwehren, dass die Parzen ihm das

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