Schiffsdiebe
Glück auf dem Silbertablett serviert hatten, und er hatte nicht zugegriffen. » Wie kommt es dann, dass du in das Unwetter geraten bist, wenn du so wertvoll bist?«
» Mein Vater hat mich nach Süden geschickt, damit ich weit weg bin, falls es Gewalt geben würde. Eigentlich hätte niemand wissen dürfen, wo ich bin.« Ihr Blick schweifte in die Ferne. » Wir hatten keine Ahnung, dass wir verfolgt wurden. Wir haben nicht einmal geahnt …« Sie verbesserte sich. » Kapitän Arensman hat gesagt, dass wir uns beeilen müssen. Er wusste Bescheid. Ich weiß nicht, wie. Vielleicht gehörte er zu ihnen und hat es sich anders überlegt. Vielleicht haben die Parzen ihm etwas zugeflüstert.« Sie schüttelte den Kopf. » Ich weiß es nicht. Und ich werde es auch nie erfahren. Aber ich habe ihm nicht geglaubt, und deshalb habe ich gezaudert. Meine Leute sind gestorben, weil ich nicht glauben wollte, dass ich in Gefahr war.« Sie biss sich auf die Unterlippe. » Wir haben es kaum aus dem Hafen rausgeschafft, und selbst dann sind sie uns auf den Fersen geblieben, Tag und Nacht. Als dann der Sturm aufzog, hatten wir keine Wahl. Entweder riskierten wir zu kentern, oder wir hätten aufgeben müssen. Kapitän Arensman hat mir die Entscheidung überlassen.«
» Verhandeln konntet ihr nicht?«, fragte Nailer.
» Nicht mit Pyce. Dieser Mann lässt sich auf nichts ein, wenn er alle Trümpfe in der Hand hält. Also habe ich Arensman gesagt, er soll Kurs auf das Unwetter nehmen. Keine Ahnung, warum er zustimmte. Die Wellen waren schon ziemlich hoch.« Sie machte eine Handbewegung. » Die Wellen kamen schon über die Reling, wir konnten uns kaum noch aufrecht halten, und der Sturm drohte uns in Stücke zu reißen. Ich war mir sicher, dass wir sterben würden, aber wenn wir Pyce in die Hände geraten wären, wäre es dasselbe gewesen.«
Sie zuckte mit den Achseln. » Also segelten wir eben weiter, und die Wellen schlugen über dem Schiff zusammen, die Segel rissen, wir verloren unsere Maste, und das Wasser drang durch die Bullaugen.« Sie holte tief Luft. » Aber Pyces Leute haben abgedreht.«
» Du hast alles riskiert«, grollte Tool.
» Ich bin nur eine Schachfigur. Ein Bauer«, sagte sie. » Ich kann geopfert werden, aber ich darf nicht in Gefangenschaft geraten. Denn dann wäre das Spiel zu Ende.« Sie starrte zum Dschungel hinüber. » Ich muss entkommen oder sterben, denn wenn Pyce mich fasst, dann haben sie meinen Vater in der Hand, und dann zwingen sie ihn, furchtbare Dinge zu tun.«
» Wenn dein Vater bereit ist, sich für dich zu opfern«, sagte Tool, » dann vielleicht, weil er es am besten weiß.«
» Das verstehst du nicht.«
» Ich verstehe, dass du deine ganze Crew dem Sturm geopfert hast.«
Nita starrte ihn an und wandte sich dann ab. » Es gab keine andere Möglichkeit!«
» Deine Leute waren dir offenbar treu ergeben.«
» Im Gegensatz zu dir«, erwiderte sie unerwartet gehässig.
Tool blinzelte nur einmal, die gelben Augen ausdruckslos. » Du hättest wohl gerne, dass ich ein braves Hündchen bin, was? Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte zu Nailers Vater gehalten?« Er blinzelte erneut. » Hättest du gerne, dass ich so folgsam wäre wie deine Leute auf dem Klipper?«
Er lächelte und ließ seine scharfen Zähne aufblitzen. » Richard Lopez war der Meinung, dass die Organhändler für dein sauberes Blut und deine klaren Augen und dein kräftiges Herz einen hohen Preis bezahlen würden. Hätte ich wirklich tun sollen, was er verlangte?«
Nita warf Tool einen bösen Blick zu, aber ihre Knöchel waren weiß, so sehr ballte sie die Hände. » Versuch nicht, mir Angst zu machen!«
Tool bleckte die Zähne. » Wenn ich einem verzogenen Gör wie dir Angst einjagen wollte, müsste ich mich nicht anstrengen.«
» Hört jetzt endlich auf, ihr zwei«, ging Nailer dazwischen und berührte Tool an der Schulter. » Ich bin froh, dass du uns begleitest. Wir stehen in deiner Schuld.«
» Ich habe es nicht für dich getan«, sagte Tool, » sondern für Sadna.« Er musterte Nita abschätzig. » Diese Frau ist zehnmal mehr wert als dein reicher Vater. Tausendmal mehr als du, was deine Feinde auch denken mögen.«
» Erzählen Sie mir nicht, was mein Vater wert ist«, sagte Nita. » Er befehligt ganze Flotten.«
» Die Reichen messen alles am Gewicht ihres Geldes.« Tool beugte sich zu ihnen herüber. » Sadna hat einmal ihr Leben und das ihrer Kolonne riskiert, um mir zu helfen, einem Ölfeuer zu entfliehen. Sie
Weitere Kostenlose Bücher