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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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über das Schiff.«
    Nailer wandte sich um und entdeckte Tool, der sich durch die Menge langsam in ihre Richtung vorarbeitete. Er empfand gleichzeitig Erleichterung und Enttäuschung über diese Unterbrechung. Und dann fiel ihm noch etwas anderes ins Auge: Zwei Halbmenschen eilten durch das Gedränge, um Tool abzufangen.
    » Das sind sie!«, sagte Nailer. » Die waren mit meinem Vater zusammen.«
    Nita stieß ein leises Keuchen aus. » Sie haben Tool gesehen.«
    » Wir müssen ihn warnen.« Nailer wollte aufstehen, aber Nita packte ihn und riss ihn nach unten.
    » Du kannst ihm nicht helfen«, flüsterte sie heiser.
    Er versuchte Tool etwas zuzurufen, aber sie presste ihm die Hand auf den Mund. » Nein«, zischte sie. » Sei still! Sonst erwischen sie uns auch noch!«
    Nailer blickte ihr in die weit aufgerissenen Augen und nickte schließlich. Kaum hatte sie jedoch ihre Hand weggenommen, sprang er auf und warf ihr einen vernichtenden Blick zu. » Du denkst wirklich nur an dich, was? Dann versteck dich doch, wenn du meinst. Aber ich lass Tool nicht im Stich!«
    Bevor sie ihn daran hindern konnte, lief er los, sprang durch die Ranken und auf die Plattform. Tool sah ihn rennen und winken. » Pass auf!«, schrie Nailer.
    Tool wandte sich um und entdeckte seine Verfolger. Ein vielfaches Knurren hallte durch die Nacht, und dann setzten die Halbmenschen sich in Bewegung. Schnell. So schnell, dass sie kaum noch zu sehen waren. Schneller als jeder normale Mensch. Die Hundemenschen hatten plötzlich Macheten in der Hand. Zähnefletschend stürzten sie sich auf Tool. Einer von ihnen flog, von Tool abgewehrt, rückwärts durch die Luft, aber der andere schwang seine Machete. Blut spritzte, ein Schwall schwarzer Flüssigkeit, die im Schein der Laternen glänzte. Nailer schaute sich nach einer Waffe um, nach etwas, das er werfen konnte, ein Knüppel, irgendwas …
    Da packte ihn Nita und zerrte ihn zurück. » Nailer! Du kannst ihm nicht helfen!«, sagte sie. » Wir müssen von hier verschwinden, bevor sie uns sehen!«
    Nailer blickte zu Tool hinüber und wehrte sich verzweifelt. » Aber …«
    Die Menge geriet um die knurrenden, kämpfenden Halbmenschen herum in Aufruhr. Nailer hörte Holzpfeiler knirschen. In dem Gedränge konnte er nicht sehen, was geschah, aber plötzlich gab die morsche Fassade eines Gebäudes nach und fiel in sich zusammen. Staub wirbelte auf. Die Leute kreischten laut und rannten von den Trümmern weg. Nita riss an seinem Arm. » Komm schon! Diesen Kampf kannst du nicht gewinnen. Sie sind zu stark und zu schnell. Du hast Halbmenschen noch nie kämpfen sehen. Du kannst ihm nicht helfen!«
    Nailer starrte zu der Stelle, wo Tool in den Trümmern verschwunden war. Wieder hallte lautes Knurren zu ihnen herüber, und dann ertönte ein schriller Schrei.
    Nailer wandte sich um und rannte davon. Später würde er sich dafür hassen.
    Sie kauerten sich am Ufer zwischen die Büsche, beobachteten die Lichter, die weit draußen über das Meer glitten, hielten Ausschau nach Pyces Handlangern. Die Leute, die an ihnen vorbeischlenderten, schenkten den beiden Kindern keine Beachtung – elternlose Herumtreiber waren hier so alltäglich wie das Treibgut, das überall angespült wurde.
    » Tut mir leid«, sagte Nita. » Ich wollte ihn auch nicht im Stich lassen.«
    Nailer sah sie finster an. » Er hat uns geholfen.«
    » Manche Kämpfe kann man nicht gewinnen.« Sie senkte den Blick. » Halbmenschen kämpfen nicht wie wir. Sondern eher wie Wirbelstürme. Wir wären getötet worden, oder sie hätten uns geschnappt. Und wahrscheinlich wären wir Tool nur zwischen die Beine geraten.«
    » Und jetzt ist er tot.«
    Nita schwieg, die Lippen zusammengepresst, und starrte in die Nacht hinaus. Der Schein der Fackeln und LED -Baken spiegelte sich auf dem Wasser. Riemen klapperten in Dollen, und in der Ferne knatterte ein Lotsenboot über die Bucht.
    Schließlich sagte Nita: » Wir müssen versuchen, an Bord der Dauntless zu gelangen. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht.«
    Nailer wollte ihr widersprechen, aber ihm fiel auch nichts Bessers ein. Ohne Tool, der sie beschützte, waren sie in dieser Stadt kleine Fische, die bald gefressen werden würden. Sie würden nicht einmal ihr Zimmer behalten können, wenn er ihnen nicht zur Seite stand. Aber das plötzliche Eintreffen des Schiffes und seines Vaters mit den Halbmenschen bereitete ihm Unbehagen. Da gab es bestimmt einen Zusammenhang. Das Schiff hatte angelegt, und sein Vater war

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