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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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abmühten.
    Eine schmutzige Welle schlug über Nailer zusammen – das Kielwasser eines vorbeifahrenden Bootes. Die Brandung drückte ihn gegen die Planken, direkt unter den Schuhen seines Vaters. Sein Gesicht schürfte über das raue Holz, und er hielt den Atem an, als er erst nach unten sank und dann wieder gegen die Planken gehoben wurde. Splitter stachen ihm in die Lippen, Wasser lief ihm in die Nase. Er musste sich zusammenreißen, um nicht loszuprusten. Wenn er sich verriet, war er so gut wie tot. Er duckte sich unter Wasser und blies die Nase sauber, tauchte dann wieder auf und holte ganz langsam Luft.
    Die drei Jäger standen noch immer über ihm und schauten sich um. Nailer fragte sich, ob sie wohl erraten hatten, dass er nach Orleans gehen würde, oder ob sie Pima und Sadna gefoltert hatten. Er zwang sich, an etwas anderes zu denken. Daran konnte er jetzt nichts ändern. Erst musste er sich um seine eigenen Probleme kümmern.
    Die Halbmenschen musterten die Dockarbeiter mit derselben Abgeklärtheit wie Tool. Sie beobachteten die Menschen, und Nailer beobachtete sie. Dabei musste er die Hände gegen das Holz stemmen, weil die Brandung ihn wieder nach oben zu drücken drohte. Er hoffte, dass sie vielleicht etwas sagen würden, aber wenn, dann hörte er es nicht. Er betete inständig, dass Nita auf der Hut sein würde. Und Tool auch. Er selbst hatte schlicht Glück gehabt. Bei dem Gedanken, wie knapp er seinem Vater entkommen war, überlief ihn ein Schauder.
    Richard und die Halbmenschen schlenderten weiter. Bestimmt suchten sie nach dem Mädchen. Nailer tastete sich an der Unterseite der Planken entlang, um ihnen zu folgen. Fast hätte er sie zwischen den vielen Menschen aus den Augen verloren – er schwamm ihnen nach und hätte sich beinahe verraten, als Richard Lopez in ein Boot stieg. Nailer erhaschte einen kurzen Blick auf das Gesicht seines Vaters. Sofort tauchte er unter und schlüpfte in die Sicherheit des Plankenwegs zurück.
    Als er wieder auftauchte, sagte sein Vater gerade: » … fragen, ob eine der anderen Kolonnen mehr Glück gehabt hat, und dann sagst du auf dem Schiff Bescheid.«
    Der Halbmensch nickte, erwiderte jedoch nichts. Sie setzten die Segel, und das Boot legte ab. Nailer sah ihnen nach und fragte sich, ob sein Vater ihn jemals in Frieden lassen würde. Er mochte weglaufen und sich verstecken, aber Richard Lopez ließ ihn nicht entkommen. Nailer schwamm unter dem Plankenweg hindurch zu den Bojen hinüber. Er wusste nicht, wo Tool war, aber Nita müsste eigentlich am Wasser Töpfe auswaschen – ein Fischverkäufer hatte ihr den Job gegeben. Wenn sein Vater sie entdeckte, war alles vorbei. Tool … Tool würde selbst für sich sorgen müssen.
    Als er Nita schließlich fand, war sie ganz aufgeregt. Sie zog die Hand aus dem trüben braunen Wasser, in dem sie das Geschirr wusch, und deutete auf ein Schiff, das ihm Hafen lag. Offenbar war es gerade erst eingetroffen.
    » Das dort! Die Dauntless. Das ist einer der Klipper, die ich gesucht habe.«
    Nailer lief es eiskalt den Rücken hinunter. » Da irrst du dich. Mein Vater ist hier. Er und seine Kumpanen. Halbmenschen. Ich glaube, er steckt mit deinem reichen Onkel unter einer Decke – diesem Pyce.« Er zog sie von der Garküche weg. » Wir müssen uns eine Weile verstecken.« Er suchte das Gedränge nach seinem Vater ab, konnte ihn jedoch nirgends entdecken. Aber das bedeutete nicht, dass er nicht hier war oder dass nicht andere nach ihnen suchten. Lopez war ein gerissener Hund. Er tauchte immer dann auf, wenn man ihn am wenigsten erwartete.
    » Nein!« Nita schüttelte seinen Arm ab. » Ich muss auf dieses Schiff.« Sie deutete zu dem Klipper hinüber. » Meinst du, ich will für immer hier festsitzen? Wir müssen nur irgendwie an Bord gelangen.«
    » Ich bin mir nicht so sicher, ob das wirklich das richtige Schiff ist. Mein Vater hat etwas von einem Schiff gesagt. Es kann doch kein Zufall sein, dass es gerade jetzt anlegt, wo mein Vater auftaucht.« Er fasste sie wieder am Arm. » Wir müssen uns wirklich verstecken! Mein Vater klang so, als wäre er nicht der Einzige, der nach uns sucht. Die finden uns bestimmt, wenn wir nicht machen, dass wir von hier verschwinden!«
    » Du willst die Dauntless also einfach wegsegeln lassen?«, fragte Nita fassungslos.
    Nailer starrte sie an. » Warum willst du mir nicht zuhören? Mein Vater ist hier, von den Halbmenschen ganz zu schweigen. Sie haben alle nagelneue Klamotten an. Und er hat über ein

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