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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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wie ein Gespenst auf der Plattform aufgetaucht. Es war reines Glück gewesen, dass er Nailer nicht geschnappt hatte.
    Und nun schaukelte die Dauntless da drüben auf den Wellen wie ein Köder an der Schnur.
    Nitas Feinde würden jetzt, nachdem sie sicher waren, ihre Fährte aufgenommen zu haben, noch gründlicher nach ihr suchen. Dass sie auf Tool gestoßen waren, würde noch mehr Leute herbeilocken. Und Nailers Vater würde sich doppelt anstrengen. Für sie beide würde es unmöglich sein, auf den überfluteten Straßen von Orleans zu überleben. Sie konnten sich keine Arbeit mehr suchen, konnten sich nirgendwo mehr zeigen.
    » Wir gehen an Bord des Schiffes«, sagte Nita. » Kapitän Sung wird uns helfen, zu meinem Vater zu gelangen.«
    Nailer zuckte mit den Achseln. » Wenn du unbedingt ins offene Messer laufen willst.«
    » Und du?«
    Nailer starrte zu den Anlegestellen und dem nächtlichen Treiben von Orleans hinüber. Wie ein auferstandener Zombieleichnam war die tote Stadt noch halb von Leben erfüllt – die Leute waren auf den Handel angewiesen, und jenseits der Mississippi-Mündung strömte der große Fluss noch immer mitten durch den Kontinent. Riesige Lastkähne transportierten Nahrungsmittel und die Erzeugnisse der Städte im Norden landeinwärts. Dort konnte man sich bestimmt gut verstecken. Wie Treibgut, das irgendwo ans Ufer geschwemmt wird …
    » Wir könnten den Fluss hinauf fahren«, schlug er vor.
    » Nicht bevor wir wissen, was es mit der Dauntless auf sich hat.« Nita deutete auf die fernen Umrisse des Schiffes. » Ich werde jedenfalls hingehen. Mit dir oder ohne dich.«
    Nailer ließ den Blick über das Gewirr von Menschen schweifen und stieß einen Seufzer aus. » Na gut. Aber überlass das mir.« Er hob die Hand, um ihrem Widerspruch zuvorzukommen. » Wenn deine Kapitänin da irgendwo ist, finde ich sie. Und dann hole ich dich nach.«
    » Aber die kennen dich doch überhaupt nicht!«
    » Nach dir wird überall gesucht. Für mich interessiert sich niemand, außer um an dich ranzukommen. Meine Chancen stehen gut, dass ich mich wenigstens in Ruhe umschauen kann. Dich würden sie sofort erkennen. Das sind deine Leute, nicht meine.«
    » Was ist mit deinem Vater?«
    Nailer stieß ein verärgertes Knurren aus. » Wenn du dir solche Sorgen machst, dass er sich an Bord des Klippers befindet, warum willst du dann überhaupt da hin? Da du nicht auf mich hören und die Sache auf sich beruhen lassen willst, werde ich mich dort mal umsehen. Ich bin gut im Anschleichen, und alleine ist das viel leichter.« Er verzog das Gesicht. » Halt dich bloß versteckt! Wir treffen uns in unserem Zimmer, und dann sage ich dir Bescheid.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, lief er den Steg hinunter und watete in das schwarze Wasser. Dann verließ er den gekennzeichneten Weg und schwamm langsam zu der Plattform hinüber. So würde ihn wenigstens niemand bemerken.
    Das Wasser war kalt und die Finsternis fast vollständig. Der schnittige Klipper kam immer näher. Von einem solchen Schiff hatte er immer geträumt. Und jetzt würde er sich gleich an Bord schleichen …
    Wenn er ehrlich war, gab es nichts, was ihn so sehr in Begeisterung versetzte wie diese Schiffe mit ihrem Rumpf aus Carbon und den anmutigen Segeln und Tragflügeln – Schiffe, die auf ihrem Weg über die großen Ozeane oder über den Pol das Meer wie ein Messer zerteilten. Nailer fragte sich, wie kalt es im Norden wohl war. Er hatte Bilder von Klippern gesehen, die mit Raureif überzogen gewesen waren, während sie durch die Polarnacht auf die andere Seite der Welt hinüberfuhren. Die Entfernungen waren immens, und dennoch ließen sich die Seeleute von nichts abschrecken.
    Nailer schwamm fast eine Viertelstunde, und als er die Dauntless erreichte, taten ihm die Arme weh. Er schlüpfte unter den Steg, ließ sich vom Salzwasser auf- und abwiegen und lauschte. Stimmen: Männer und Frauen unterhielten sich über ihren Landgang. Jemand beschwerte sich über die Preise und die betrügerischen Praktiken der Stadtbevölkerung.
    Auf der Gangway standen zwei Halbmenschen Wache, und auch im Bug und im Heck lauerte je einer von ihnen. Nailer bekam eine Gänsehaut. Er hatte gehört, dass sie im Dunkeln sehen konnten; Tool hatte sich jedenfalls bei schwachem Licht nie unbehaglich gefühlt. Jetzt hatte Nailer plötzlich entsetzliche Angst, er könnte in der Finsternis gesehen werden. Sie würden ihn ganz bestimmt entdecken und seinem Vater überantworten. Er würde

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