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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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wiederhaben.«
    Der Kapitän musterte Nailer nachdenklich. Eine Weile herrschte bedrückendes Schweigen.
    » Du armer Kerl«, murmelte der Kapitän schließlich.
    » Ich?«, fragte Nailer verwirrt. » Wieso das?«
    Der Kapitän lächelte angespannt. » Du weißt, dass Miss Nita einem der mächtigsten Handelsklans im Norden angehört?«
    » Und wenn?«
    » Okay, lassen wir das.« Der Kapitän seufzte. » Miss Nita wäre bestimmt sehr erfreut zu wissen, dass ein Schiffsbrecher ihr so treu ergeben ist.«
    Nailer spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. So, wie der Kapitän es sagte, klang es, als sei er ein ausgehungerter Straßenköter, der sich an Nitas Fersen geheftet hatte, um hin und wieder etwas zu beißen zu erhaschen. Er wollte etwas erwidern, damit der Kapitän einen anderen Eindruck von ihm bekam. Damit er ihn ernst nahm. Der Kapitän sah einen Schiffsbrecher mit Kolonnentattoos und Narben von der harten Arbeit vor sich. Ein Junge, dessen Rippen sich unter der Haut abzeichneten. Sonst nichts. Eine Strandratte.
    Nailer starrte ihn an. » Nita hat mich anfangs auch so angeschaut wie Sie. Aber das hat sich geändert. Deshalb gehe ich mit Ihnen. Aus keinem anderen Grund. Kapiert?«
    Der Kapitän besaß den Anstand, verlegen dreinzuschauen. Er wandte den Blick ab und wechselte das Thema. » Wie hast du Miss Nita denn kennengelernt?«
    » Sie ist von einem Unwetter ans Ufer gespült worden. Und Pima und ich haben sie gerettet. Sie hat verdammt viel Glück gehabt.«
    » Und Glück ist etwas, das deinesgleichen zu schätzen weiß«, sagte der Kapitän.
    » Meinesgleichen. Ja, Schiffsbrecher sind auf Glück angewiesen. Wenn man auf den Wracks arbeitet, bleibt einem nicht viel anderes.«
    » Was ist mit Geschicklichkeit? Und harter Arbeit?«
    Nailer lachte. » Das hilft. Aber damit kommt man nur so weit. Im Unterschied zu Ihnen – Sie haben einen tollen Job und leben wie die Bonzen.«
    » Dafür habe ich auch sehr hart gearbeitet.«
    » Trotzdem, Sie sind da reingeboren worden.« Nailer gab nicht nach. » Pimas Mutter arbeitet tausendmal härter als Sie, und sie wird es auch nie annähernd so gut haben wie die Leute hier auf dem Klipper.« Er zuckte mir den Achseln. » Wenn Sie nicht unter einem glücklichen Stern geboren sind, dann weiß ich auch nicht.«
    Der Kapitän setzte zu einer Antwort an, hielt dann inne und nickte. » Wahrscheinlich kommt dir sogar unser Unglück wie Glück vor.«
    » Solange Sie nicht tot sind«, sagte Nailer. » Aber das war’s dann auch schon.«
    » Na ja, so bald möchte ich nicht sterben.«
    » Das will niemand.«
    Der Kapitän grinste. » Du bist ja ein richtiges Orakel!« Er stand auf. » Irgendwann wirst du mir mal die Hand lesen müssen. Im Moment kann ich dir wenigstens voraussagen, dass ich dich an Bord behalten werde.« Er sah Nailer von oben bis unten an. » Aber erst mal musst du dich waschen, und dann bekommst du ein paar ordentliche Kleider und eine warme Mahlzeit.« Er schob Nailer zur Tür hinaus und durch den schmalen Gang. » Und dann bringen wir dir bei, wie man mit einer Pistole umgeht.«
    » Wirklich?« Nailer versuchte seine Begeisterung zu verbergen.
    » In einer Hinsicht hatte dein Halbmensch recht: Wenn wir Miss Nita zurückholen wollen, werden wir kämpfen müssen. Pyce wird sie nicht so einfach ziehen lassen.«
    » Meinen Sie, Sie können es mit ihm aufnehmen?«
    » Aber klar. Pyce hat uns überrumpelt, aber das wird ihm kein zweites Mal gelingen.« Er klopfte Nailer auf die Schulter. » Mit etwas Glück ist Miss Nita bald wieder bei uns und in Sicherheit.«
    Das Schiff hatte inzwischen das offene Meer erreicht und hob und senkte sich träge. Außerhalb der Bucht war der Wellengang spürbar stärker. Nailer musste sich Mühe geben, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Der Kapitän beobachtete ihn aufmerksam. » Daran wirst du dich bald gewöhnt haben. Wenn die Tragflügel erst einmal ausgefahren sind, ist es fast wie auf festem Boden.«
    Nailer war sich da nicht so sicher. Das Deck kippte unter ihm weg, und er wurde gegen eine Wand geschleudert. Der Kapitän verkniff sich ein Grinsen und schritt den Korridor entlang – ihm schien das alles nichts auszumachen.
    Nailer schwankte ihm hinterher. » Käpt’n?«
    Candless wandte sich um.
    » Dieser Pyce mag ja ein fieser Typ sein, aber unterschätzen Sie meinen Vater nicht. Er sieht vielleicht aus wie ich, dünn und mit jeder Menge Narben. Aber er ist verdammt gefährlich! Er zerdrückt Sie wie eine Kakerlake,

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