Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
Vom Netzwerk:
uns kommen?«
    Tool blieb stehen. Sein Blick glitt über die Mannschaft, und dann sah er Nailer aus einem gelben Auge an. » Ich habe Sadna versprochen, dass ich dich beschützen werde. Aber wenn du eine solche Dummheit begehst, ist das deine Sache. Wenn du dein Leben auf dem Meer riskierst, will ich nichts damit zu tun haben. Sieht ganz so aus, als hättest du jetzt ’ne neue Kolonne. Was ich Sadna schuldig war, hab ich bezahlt.«
    » Aber was ist mit Nita?«
    Tool atmete tief durch. » Sie ist nur ein kleines Mädchen. Diese Leute halten Sie für mordsmäßig wertvoll. Aber sie ist nur ein Mensch, der irgendwann sterben wird – wenn nicht jetzt, dann später.« Er machte eine Handbewegung, die das ganze Schiff einschloss. » Komm mit mir oder bleibe und schließ dich diesen Leuten an. Das ist deine Entscheidung. Aber du solltest wissen, dass das Fanatiker sind. Die werden für ihre Miss Nita sterben. Wenn du mit ihnen gehst, musst du genauso dazu bereit sein.«
    Nailer zögerte. Bei Tool wäre er sicher. Sie könnten überallhin gehen.
    Nitas Gesicht tauchte in seinen Gedanken auf, ihre selbstgefällige Miene, als sie darüber gespottet hatte, dass er nicht mit Messer und Gabel aß. Andererseits hatte sie sich um ihn gesorgt, als seine Schulter entzündet und er für sie nur eine kleine Strandratte gewesen war. Und schließlich der Blick in ihren Augen, als sie sich im Gestrüpp versteckt hatten. Ihre Hand auf seiner Wange.
    » Ich gehe mit ihnen«, sagte er mit fester Stimme.
    Tool musterte ihn lange. » Soso. Na, du beißt wie ’ne Dogge und lässt niemals los. Wie dein Vater.« Nailer wollte etwas erwidern, doch Tool brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. » Gib dir keine Mühe, ist doch offensichtlich. Lopez hat sich auch nie von etwas aufhalten lassen.« Tool bleckte die Zähne. » Pass auf, dass du dich nicht in etwas verbeißt, das größer ist als du, Nailer. Ich habe schon erlebt, wie Jagdhunde einen großen Komododrachen in die Ecke getrieben haben. Das ganze Rudel ist dabei umgekommen, weil sie nicht begriffen haben, dass sie aufgeben müssen. Dein Vater ist schlimmer als ein Drache. Wenn er dich erwischt, wird er dich töten. Ein Kauffahrer ist kein Kriegsschiff, was auch immer sein Kapitän denken mag.«
    Nailer setzte zu einer Entgegnung an, um zu zeigen, wie sicher er seiner Sache war, doch etwas in Tools Augen ließ ihn verstummen. » Ich habe verstanden. Ich werde vorsichtig sein.«
    Tool nickte und wollte sich abwenden, doch irgendetwas ließ ihn innehalten. Nach kurzem Zögern ging er vor Nailer in die Hocke und sah ihm aus nächster Nähe in die Augen; sein Atem stank nach Kampf und Blut.
    » Hör mir gut zu, mein Junge. Die Wissenschaftler haben mich geschaffen, und sie haben dafür Gene von Hunden und Tigern, von Menschen und Hyänen genommen. Trotzdem werden sie mich immer für ihren Hund halten.« Tool sah zum Kapitän hinüber und grinste. » Wenn es zum Kampf kommt, dann versuch nicht, den Killer in dir zu unterdrücken. Du bist genauso wenig Richard Lopez, wie ich ein folgsamer Hund bin. Unsere Gene bestimmen nicht über unser Schicksal, ganz gleich, was andere vielleicht glauben.«
    Tool richtete sich auf und ging davon. » Viel Glück, mein Junge. Lass dich nicht unterkriegen!«
    Der Kapitän schaute zu, wie der Halbmensch den Landungssteg hinunterhinkte. » Eine seltsame Kreatur, wirklich.«
    Nailer antwortete nicht. Die Anker wurden gelichtet, der Landungssteg wurde eingezogen und verschwand im Rumpf des Klippers. Tool entfernte sich immer schneller. Nailer fühlte sich plötzlich sehr einsam. Er wollte Tool etwas hinterherrufen. Ihm nachlaufen … Stattdessen sah er sich auf dem Schiff um, schaute der Mannschaft bei der Arbeit zu – eine Arbeit, von der er nicht das Geringste verstand. Sie kannten einander, und jeder Handgriff war ihnen vertraut. Er kam sich entsetzlich fehl am Platze vor.
    Helle Segel entfalteten sich und flatterten im Wind. Der Baum schwang über das Deck, und die Seeleute duckten sich unter ihm durch. Die Segel füllten sich mit Luft, und das Schiff krängte leicht unter dem Druck. Es setzte sich langsam in Bewegung, von der immer stärker werdenden Morgenbrise vorwärtsgetrieben.
    Der Kapitän bedeutete Nailer, ihm zu folgen. » Komm mit nach unten, mein Junge. Ich möchte dich mal genauer anschauen.«
    Nailer wollte auf Deck bleiben, um dem Treiben der Mannschaft zuzuschauen und vielleicht noch einen Blick auf Tool drüben auf der Plattform zu

Weitere Kostenlose Bücher