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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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wenn Sie nicht aufpassen.«
    Der Kapitän nickte. » Mach dir nicht zu viele Sorgen. Wenn es Pyces Leuten bisher noch nicht gelungen ist, mich umzubringen, wird dein Vater auch nicht mehr Glück haben.« Er wandte sich ab und ging mit Nailer auf das Deck hinauf.
    Gerade ging die Sonne auf, und der Wind zauste Nailer das Haar. Eine Welle goldenen Lichts schien über das Meer zu gleiten. Die Dauntless durchschnitt die funkelnden Wellen und nahm Kurs auf den weiten Ozean.
    Sie gingen auf die Jagd.

20
    Weiße Gischt schäumte über den Bug der Dauntless, und kühle, funkelnde Tropfen regneten auf Nailer herab. Er jauchzte laut und beugte sich weit über die Reling, als das Schiff in das nächste Wellental tauchte und dann wieder himmelwärts stürmte.
    Was am Horizont immer so ruhig und mühelos ausgesehen hatte, war ein wildes Abenteuer, wenn man sich an Bord des Schiffes selbst befand. Wellen brandeten ihm entgegen, gewaltige Wogen, die in gleißende Gischt zerstoben, als der leichte Rumpf sie zerteilte. Überall auf dem Schiff schufteten die Seeleute in der prallen Sonne, richteten Segel aus, führten Brandschutzübungen durch und räumten das Deck leer, um sich auf den Kampf vorzubereiten, der ihnen möglicherweise bevorstand.
    Die Dauntless patrouillierte wenige Seemeilen vor Orleans das blaue Meer, in der Hoffnung, einen Blick auf ihre potenzielle Beute zu erhaschen. Jedermann hoffte, dass es die Ray war, die Nita gefangen hielt. Mit diesem Schiff würde es die Dauntless problemlos aufnehmen können, aber vor der Pole Star hatten alle Angst. Candless würde das natürlich nie zugeben, aber Nailer war aufgefallen, wie sein Gesicht zu Stein erstarrte, als der Name des Schoners gefallen war.
    » Sie ist schnell, und sie hat Biss«, sagte Reynolds, als Nailer sie nach der Pole Star fragte. » Ihr Rumpf ist gepanzert, und außerdem ist sie mit Raketen und Torpedos bewaffnet. Wenn wir ihr begegnen, wird uns kaum Zeit für ein Stoßgebet bleiben!«
    Sie erklärte, dass die Pole Star ein Kauffahrer war, aber auch ein Kriegsschiff, das es auf seinem Weg über den geschmolzenen Pol nach Japan oft mit sibirischen oder Inuit-Piraten zu tun bekam. Die Piraten waren die erbitterten Feinde der Handelsflotten und nur allzu bereit, aus Rache für den Untergang ihrer Heimatländer eine ganze Ladung zu versenken. Es gab keine Eisbären mehr, und auch Seehunde waren äußerst selten geworden. Seit die Nordpassage eisfrei war, war jedoch ein anderes fettes Tier in den Polarregionen aufgetaucht: die Nordlandfahrer, die diese Abkürzung nach Europa und Russland nahmen und dann weiter nach Japan und über den Pazifik. Nachdem das Eis verschwunden war, waren aus den Sibirern und Inuit Meeresbewohner geworden. Sie machten Jagd auf ihre neue Beute, wie sie früher im eisigen Norden Jagd auf Seehunde und Bären gemacht hatten, und sie waren unersättlich.
    Die Pole Star ging solchen Aufeinandertreffen nicht aus dem Weg, ja, sie suchte sie sogar.
    Reynolds war, trotz Nailers Warnung, der Meinung, dass sie wohl eher der Ray begegnen würden. » Die Pole Star befindet sich auf der anderen Seite der Welt«, sagte sie.
    » Aber Nita …«
    » Miss Nita hat sich wahrscheinlich geirrt. Bei einem solchen Unwetter kann jeder einen Fehler machen.«
    » Nita ist nicht dumm.«
    Reynolds musterte ihn streng. » Das habe ich auch nicht behauptet. Ich habe gesagt, dass sie vielleicht einen Fehler begangen hat. Soweit wir wissen, hat die Pole Star gerade erst Tokio verlassen, und das auch nur, wenn der Wind günstig ist.«
    Die Arbeit auf Deck ging weiter. Nailer staunte, wie viele Abläufe an Bord automatisiert waren. Die Segel konnten mithilfe von elektronischen Winden gesetzt und eingeholt werden – der Strom dafür stammte aus Solarbatterien. Die Segel selbst waren nicht aus Stoff, sondern aus Solartuch, das Elektrizität in das System einspeiste, zusätzlich zu den Solarzellen, die sich auf dem Dach der Kajüte und der Brücke befanden. Aber trotz der Elektrizität und der Automatisierung führte Kapitän Candless immer wieder Übungen durch, wie Segel gerefft und die Handpumpen bedient wurden, wenn der Strom ausfiel. Er schwor, dass alle Technologie der Welt nichts helfen würde, wenn die Seeleute nicht ihren Kopf benutzten und ihr Schiff nicht kannten.
    Die Mannschaft der Dauntless kannte ihr Schiff.
    Matrosen kletterten die Masten hinauf und überprüften Winden und Ösen auf Rost oder Bruchstellen. Nailer schaute zu, wie Cat und ein anderer

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