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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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Seemann die große Buckell-Kanone luden, die im Bug stand. Sie passten das Parasegel in den Lauf ein und kontrollierten das Monofilkabel, das in einer glänzenden Rolle neben der Kanone lag. Es war so dünn wie ein Spinnfaden und so stark wie Stahl.
    Falls sich irgendjemand Gedanken über die Besatzungsmitglieder machte, die an Land zurückgelassen worden waren, behielten sie es für sich. Der Kapitän murmelte, dass einige an Bord wahrscheinlich einen anderen Herrn vorgezogen hätten, aber das spielte kaum noch eine Rolle. Falls jemand mit seinem Schicksal haderte, so behielt er das für sich. Der harte Kern der loyalen Gefolgsleute um Candless sorgte dafür, dass niemand aus der Reihe tanzte, und so glitt die Dauntless durch den Golf und wartete auf ihre Beute.
    In der ersten Nacht hatte Nailer in einer weichen Koje geschlafen, und als er aufgewacht war, hatte ihm der Rücken wehgetan – er war es nicht gewohnt, in einer Matratze zu versinken, sondern lag für gewöhnlich auf Sand oder auf einigen wenigen Palmwedeln. Am zweiten Tag hatte er jedoch den Eindruck, dass er sich schon so sehr an die weiche Unterlage gewöhnt hatte, dass er sich fragte, wie er jemals würde schlafen können, wenn er wieder an den Strand zurückkehrte.
    Die Vorstellung bekümmerte ihn: wenn er wieder an den Strand zurückkehrte.
    Würde er überhaupt zurückkehren?
    Sein Vater und die Kolonne seines Vaters würden bestimmt auf ihn lauern, um Rache zu nehmen. Aber er konnte sich auch nicht darauf verlassen, dass er an Bord der Dauntless würde bleiben können. Er hing buchstäblich in der Luft.
    Eine kalte Dusche riss ihn aus seinen Gedanken. Das Schiff tauchte durch einen weiteren Wellenkamm, und er wurde ordentlich durchgeschüttelt. Er schlidderte über das Deck, bis seine Rettungsleine mit einem Ruck ihr Ende erreichte. Er war an der Reling festgebunden, um nicht über Bord gespült zu werden, doch die blaugrünen Wellen, die über den Bug und das geneigte Deck brandeten, machten ihm dennoch gehörig zu schaffen. Eine weitere Woge erfasste ihn. Nailer schüttelte sich das Meerwasser aus den Augen.
    Reynolds lachte, als sie sah, wie er sich aufrappelte. » Du solltest erst mal erleben, wie es ist, wenn wir richtig schnell fahren.«
    » Noch schneller?«
    » Aber klar!« Sie nickte bedächtig. » Irgendwann werden wir das Parasegel einsetzen, und dann wirst du schon sehen. Dann segeln wir nicht mehr, sondern fliegen.« Ihre Augen nahmen einen verträumten Ausdruck an.
    » Warum nicht jetzt?«
    Sie schüttelte den Kopf. » Dafür muss der Wind günstig sein. Man kann die Buckell-Kanonen nicht abfeuern, wenn man die Windverhältnisse nicht ganz genau kennt. Wir schicken erst Drachen hinauf, um sicherzugehen, und wenn die Winde hoch oben und auch die Strömung passen, dann kann es losgehen.« Sie deutete auf die Kanone. » Dann lassen wir unser wildes Mädchen hier von der Leine, und das Schiff schießt aus dem Wasser.«
    » Und wir fliegen.«
    » Und wie!«
    Nailer zögerte und sagte dann: » Das würde ich gerne einmal erleben.«
    Reynolds sah ihn forschend an. » Vielleicht hast du ja Glück. Wenn wir fliehen müssen, werden wir vielleicht alle zusammen über den Ozean abschmieren.«
    Nailer atmete tief durch. » Nein. Nachdem wir Nita gerettet haben. Ich möchte mit Ihnen kommen. Wohin Sie auch fahren.«
    » Sei vorsichtig, was du dir wünschst! Auf der Dauntless wird hart gearbeitet.«
    » Ist das alles?« Nailer verzog das Gesicht. » Vor harter Arbeit habe ich keine Angst.«
    » Warum stehst du dann auf Deck herum und spielst Wellenreiter?«
    Nailer sah ihr in die Augen. » Ich mache alles, was Sie wollen, wenn Sie mich einstellen. Sie müssen es nur sagen. Ich bin es gewohnt, hart zu arbeiten.«
    Reynolds grinste. » Dann werden wir dich wohl mal den Mast raufschicken müssen.«
    Nailer zuckte nicht mit der Wimper. » Das mach ich.«
    Der Kapitän trat zu ihnen. » Was gibt es hier zu bereden?«
    Reynolds lächelte. » Nailer möchte einen Job.«
    Der Kapitän sah ihn nachdenklich an. » Viele Leute wollen auf einem Klipper arbeiten. Es gibt ganze Klans, die das organisieren. Familien erkaufen sich das Recht, als Deckhelfer aufgenommen zu werden, und hoffen, sich dann hochzudienen. Meine Familie arbeitet seit drei Generationen auf Klippern. Da ist die Konkurrenz groß!«
    » Ich krieg das hin«, beharrte Nailer.
    » Hmm«, war alles, was der Kapitän erwiderte. » Vielleicht sollten wir diese Unterhaltung verschieben, bis wir

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