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Schiffsmeldungen

Titel: Schiffsmeldungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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Yark, als sie aus dem Zwielicht ins grüne Abendglühen traten. Meer und Himmel wie gefärbtes Glas. Der Leuchtturm auf der Landzunge schleuderte seinen Strahl, Wohnungsfenster erblühten hellorange.
    »Hörste das?« sagte Yark und blieb auf dem Pfad stehen. Den Arm warnend ausgestreckt, die Finger gespreizt.
    »Was?« Nur das saugende Ziehen des Meeres unten. Er wollte nach Hause.
    »Die See. Hab’ eine große gehört. Sie baut ’ne Dünung auf.« Lauschend standen sie unter dem bernsteinfarbenen Himmel. Das Gestrüpp nur schwarzes Gewirr, das Kliff eine Grabstele.
    »Dort! Schau dir das an!« Yark packte Quoyle am Handgelenk, zog dessen Arm mit seinem eigenen mit, deutete nach Nordosten auf die Bucht hinaus. Draußen auf dem sich verdunkelnden Wasser schimmerte ein blauer Feuerball. Der Blitz des Leuchtturms mähte über die Bucht, offenbarte nichts, und in der verdutzten Dunkelheit danach rollte der sonderbare Schein weiter, rollte und verblaßte.
    »Das is’ ein Wetterleuchten. Hab’ ich oft gesehn. Es kommt ein Unwetter.« Obwohl der trügerische Himmel klar war.
     
    An der Straße vor dem Haus der Burkes entlang parkten Pkws und Lkws, und durchs Fenster konnte er Leute in der Küche sehen. Er trat in Musik. Wavey spielte auf ihrem Akkordeon »Joe Lard«, und Dennis zupfte auf seiner Gitarre. Wer sang? Beety holte Pfannen aus dem Ofen, rief einen Witz. Schallendes Gelächter. Mavis Banks erzählte Mrs. Buggit von einer Frau in St. John’s, die an einer Brustdrüsenentzündung litt. Ken und sein Kumpel lehnten mit verschränkten Armen an der Wand und sahen den anderen zu. Denn sie waren in einem geistigen Toronto, auf einer raffinierten Party anstatt bei einem alten Küchentratsch.
    »Dad.« Bunny zerrte sanft an Quoyle, der gerade seine Jacke auszog, flüsterte eindringlich. »Ich hab’ so gewartet und gewartet, daß du nach Hause kommst. Dad, du mußt in mein Zimmer raufkommen und schauen, was Wavey uns mitgebracht hat. Komm, Dad. Sofort. Bitte.« Ganz aufgeregt. Er hoffte, es waren keine Wachsmalstifte. Fürchtete noch mehr Brokkolibäume. Der Kühlschrank war damit gepflastert.
    Quoyle ließ sich durch die Gesellschaft zerren, sein Blick fing Waveys Blick auf, Waveys Lächeln, ach, nur ihm galt es, und hinauf in Bunnys Zimmer. Auf der Treppe kam ihm ein Bild. War die Liebe etwa wie eine Tüte gemischter Bonbons, die herumgereicht wurde und aus der man sich mehr als einmal bedienen durfte? Manche brannten vielleicht auf der Zunge, andere erinnerten an Nachtduft. Manche waren innen gallebitter, manche vermischten Honig mit Gift, manche waren schnell hinuntergeschluckt. Und zwischen den gewöhnlichen Lakritz- und Pfefferminzbonbons ein paar seltene; eines oder zwei mit tödlichen Nadeln im Herzen, ein anderes, das Ruhe und sanfte Lust brachte. Schlossen seine Finger sich um dieses?
    Herry und Sunshine lagen auf dem Boden. Marty schob einem Husky-Welpen eine Schüssel mit Wasser hin. Weißes Fell, der Schwanz zusammengerollt wie ein Farn. Der Welpe raste auf Bunny zu, packte die Schlaufe ihres Schnürsenkels und zog.
    »Es ist ein weißer Hund.« Konnte es kaum aussprechen. Beobachtete sie aus dem Augenwinkel.
    »Sie ist ein Schlittenhund, Dad. Wavey hat sie von ihrem Bruder bekommen, der züchtet Schlittenhunde.«
    »Ken? Ken züchtet Schlittenhunde?« Er wußte, daß es nicht Ken war, bemühte sich aber, es zu begreifen. MANN ÄUS-SERST ÜBERRASCHT, WEISSEN HUND IN ZIMMER SEINER TOCHTER ZU SEHEN.
    »Nein, der andere Bruder. Oscar. Der die Robbe als Haustier hält. Weißt du noch, wie wir die Robbe gesehen haben, Dad? Aber Ken hat uns rübergefahren. Und Oscar zeigt mir, wie man sie abrichtet, wenn sie groß genug ist. Und ich fahre dann mit ihr, Dad. Wenn sie will. Und ich frage Skipper Al, ob er mir hilft, einen Komatik zu bauen. Das ist der Schlitten, Dad. Wir haben bei Oscar einen gesehen. Ich werde Hundeschlittenrennfahrer, wenn ich groß bin.«
    »Ich auch«, sagte Sunshine.
    »Das ist das schönste, was ich je gehört habe. Meine Hundeschlittenmädchen. Habt ihr ihr schon einen Namen gegeben?«
    »Warren«, sagte Bunny. »Warren die Zweite.«
    »Warren die Zweite«, sagte Herry.
    Quoyle sah, daß er sein Leben womöglich in Gesellschaft einer Hundedynastie aus Warrens verbringen würde.
    »Dad«, flüsterte Bunny. »Herry bekommt auch einen Hund. Den Bruder von Warren der Zweiten. Morgen. Verrat’s ihm aber nicht. Es ist nämlich ein Geheimnis.«
    Quoyle ging nach unten, um die Tante und dann

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