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Schilf im Sommerwind

Schilf im Sommerwind

Titel: Schilf im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Glaubst du, da lag der Hund begraben?«
    »Ich denke schon. In gewisser Hinsicht fand sie seine Tätigkeit nicht gerade beeindruckend. Ich glaube nicht, dass sie Anlass für schwerwiegende Konflikte bot, aber bisweilen wurde Lily deshalb schon wütend. Aber wie dem auch sei, sie wusste, wie viel Mark an dem neuen Boot lag, und wollte, dass er glücklich war.«
    Dana rupfte selbstvergessen Unkraut in dem Garten neben der Steintreppe aus. Gedanken wirbelten durch ihren Kopf: an das Boot, das Geld, die Grundstückserschließungen, Lilys Glück, Marks Glück. Hatte Lily gedacht, beides sei ein und dasselbe, und wenn ja, war es das wirklich gewesen? Was wusste Dana schon von der Ehe? Sie unterdrückte den Gedanken an Jon. Doch die aufgestauten Gefühle lasteten schwer auf ihr, und so zupfte sie weiter Unkraut aus, um sich abzureagieren, und wechselte das Thema.
    »Sie liebte unser kleines Boot«, sagte sie.
    »Ich weiß. Ich erinnere mich an den Sommer, als ihr beide Geld verdient habt, um es zu kaufen. Ihr wart die gewieftesten Geschäftsfrauen, die dieser Strand jemals gesehen hat.«
    Lächelnd dachte Dana an die Zeit, als sie Zeitungen ausgetragen, Hummer gefangen und Hotdogs verkauft hatten. Ihre Laune besserte sich schlagartig, und sie stand auf, das ausgerupfte Unkraut in der Hand. »Ich muss los, das Abendessen mit dem Ozeanographen absagen. Aber wenigstens ist mir die Lust vergangen, Quinn eine Tracht Prügel zu verpassen.«
    »Du willst das Essen absagen?«
    »Findest du, ich sollte nicht?«
    »Hm, ich meine ja nur. Diejenige, die ihn ohne dein Wissen eingeladen hat, war ganz schön mutig; vielleicht ist es wichtig für sie.«
    Dana musterte schweigend das Gesicht ihrer Freundin. Die Sommermonate in der Sonne hatten erste kleine Fältchen hinterlassen. Sonnenlicht drang durch das Blätterdach und verlieh Marnies langen schwarzen Haaren Glanz. Die beiden Freundinnen hatten im Lauf der Jahre oft an dieser Stelle gestanden, genau wie ihre Mütter vor ihnen. »Woher weißt du das alles?«
    »Reines Erfahrungslernen – durch Versuch und Irrtum. Und ich gehe davon aus, dass Kinder auch nicht auf den Kopf gefallen sind und manchmal besser wissen als die Erwachsenen, was sie brauchen.«
    »Schon verstanden.«
    »Manchmal aber auch nicht. Als Cameron mir beispielsweise damit in den Ohren lag, dass sie sich ein Pferde-Tattoo machen lassen wollte, nur weil sie Pferde liebt. Aber ich finde, einen Ozeanographen zum Abendessen einzuladen, das gehört zur ersten Kategorie. Vielleicht wollte Quinn ihn aus einem bestimmten Grund hier haben, aber das kannst du nur herausfinden, wenn er kommt.«
    »Vorausgesetzt, es war wirklich Quinn, die ihn angerufen hat.«
    Marnie hob die Augenbrauen. »Na, dann werde ich mich mal auf den Heimweg machen und deine kleinen Krebsfängerinnen im Auge behalten.«
    »Würdest du ihnen bitte ausrichten, dass ich zum Supermarkt fahre und möchte, dass sie nach Hause kommen? Sie sollten lernen, dass sie, wenn sie jemanden zum Essen einladen, auch für ihn kochen müssen.«
    »Dana, bleibst du wirklich hier?«
    »Auf jeden Fall bis zum Ende des Sommers. Im Herbst beginnt in Frankreich die Schule; die Mädchen sind noch angemeldet.«
    Marnie nickte bekräftigend. »Na gut, wenn du meinst. Du bist der Boss und nicht unsere beiden alten Mütter.«
    »Ich bin sicher, Martha und Annabelle wären entzückt, wenn sie dich hören könnten.«
    Marnie umklammerte Danas Hand. »Deine Mutter hat damit angefangen. Sie hat Lily und mich ›die beiden jungen Mütter‹ genannt. Als Lily siebenunddreißig wurde, fand sie, das wäre übertrieben, aber deine Mutter meinte, nein, halt an der Position fest, solange du kannst, bis Quinn und Allie eigene Kinder haben.«
    »Solange du kannst …« Dana spürte, wie ein Schauer über ihren Rücken rann.
    »Dana, sie können von Glück sagen, dass sie dich haben.«
    »Danke, dass du das gesagt hast, Marnie.«
    Die beiden alten Freundinnen umarmten einander, dann überquerte Marnie die Straße, um Quinn und Allie nach Hause zu schicken.

[home]
    7
    D ana stand am Herd und dachte darüber nach, wie gerne Lily gekocht hatte. Dana hatte ihr Kupfertöpfe aus Paris geschickt – dieselben, die sie jetzt benutzte – und jedes Mal bemerkt, mit wie viel Liebe ihre Schwester die Mahlzeiten zuzubereiten pflegte. Sie nahm sich Zeit, um die Zutaten sorgfältig abzumessen, holte frische Kräuter aus dem Garten. Dana sah Lily wieder vor sich, wie sie sich an der niedrigen Steinmauer

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