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Schilf im Sommerwind

Schilf im Sommerwind

Titel: Schilf im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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zurückgeworfen und als Echoimpulse auf einem Bildschirm sichtbar.«
    »Alle Achtung, das ist eine hervorragende Beschreibung.« Sam nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Dana in der Küche hantierte. Sie schien sich zunächst gefreut zu haben, ihn zu sehen, doch nun wirkte sie verschlossen, als sei sie mit ihren Gedanken anderswo. Trotzdem bildete er sich ein, dass sie froh war, wenn er sich mit den Mädchen unterhielt und ihr ein paar Minuten des Alleinseins verschaffte.
    »Kannst du eigentlich unter Wasser Gegenstände finden?«, wollte Quinn wissen.
    »Kommt darauf an.« Während er den Fisch im Blick behielt, lauschte er auf die Geräusche, die aus der Küche drangen.
    »Weil ich –«, begann Quinn, aber in dem Augenblick öffnete sich die Tür. Dana trat heraus und hielt ein großes hölzernes Salatbesteck hoch.
    »Würdest du so nett sein und den Salat anmachen? Als krönender Abschluss der Mühe, die du dir mit der Zubereitung gegeben hast?«
    »Ich habe Sam gerade etwas gefragt«, erwiderte das Mädchen patzig.
    »Ist schon in Ordnung. Wir können später weiterreden.« Er wollte helfen, merkte aber im selben Moment, dass er einen Fehler gemacht hatte. Quinns Miene verdüsterte sich plötzlich, dann wurde sie verkniffen. Es sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen, aber sie machte auf dem Absatz kehrt, rannte den Weg zwischen den Häusern entlang und war verschwunden.
    »Soll ich ihr nachgehen?«, fragte Sam.
    Dana sah angespannt aus, aber sie schüttelte langsam den Kopf. »Ist schon okay. Sie kommt zurück.«
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Nein. Ganz und gar nicht.«
    »Sie muss nur eine Weile alleine sein«, sagte Allie und sah Sam beschwichtigend an. »Das ist immer das Gleiche mit ihr.«
    »Dann fangen wir eben alleine an«, sagte Dana. »Ich werde Quinn etwas aufheben und warm stellen.«
    »Wenn du keine Goldmakrele magst, gebe ich dir etwas von meinen Makkaroni mit Käse ab«, bot Allie großzügig an. Sam war gerührt. Er folgte Dana und Allie ins Esszimmer und nahm auf dem Stuhl an der einen Schmalseite des Tisches Platz.
    Er wusste, dass der Platz für ihn bestimmt war, weil Dana eine kleine Tischkarte mit seinem Namen darauf gemalt hatte, eine Aquarellzeichnung von zwei Mädchen, die einen Jungen aus dem Newport Harbor zogen, mit einer Blue-Jay-Flotte im Hintergrund.
     
    Sam war ein angenehmer Gesellschafter. Dana, die auf Marks Platz saß, sah zu ihm hinüber, zu Lilys Platz. Er aß seinen Teller nicht nur leer, sondern bat sogar um Nachschlag. Vermutlich aus Höflichkeit, aber sie freute sich trotzdem darüber; was er wohl denken mochte, wenn er gewusst hätte, dass seine Platzkarte das Erste war, was sie seit Monaten gemalt hatte? Quinns leerer Platz sprang ins Auge, eine unübersehbare Herausforderung. Danas Blick fiel immer wieder darauf, und sie wünschte, das Mädchen würde zurückkommen.
    Allie redete für zwei. Sam stellte unermüdlich Fragen, als wären ihm verwaiste Mädchen und schweigsame, besorgte Tanten die liebste Tischgesellschaft. Hin und wieder stand Dana auf, schlenderte ins Wohnzimmer und hielt mit dem Fernglas nach Quinn Ausschau. Sie wusste, dass sich das für eine gute Gastgeberin nicht schickte, aber Sam behauptete die Stellung auch ohne sie. Er erkundigte sich, was Allie in diesem Sommer schon unternommen hatte, und hörte, ohne zu unterbrechen, zu, als sie von ihrem Schwimmunterricht erzählte.
    »Und wie hast du schwimmen gelernt?«, fragte sie.
    »Mein Bruder Joe hatte ein Boot. Er ist zehn Jahre älter als ich und nahm mich mit, wenn er in Newport rudern ging, weit hinaus, noch an Castle Hill vorbei. Er sagt, er hätte mich als Kind über Bord geworfen, und ich wäre hinter ihm hergeschwommen, zum Steg zurück.«
    Dana spitzte die Ohren. »Wirklich?« Lächelnd malte sie sich aus, wie Sam hinter dem Boot seines großen Bruders durch das Hafenbecken schwamm.
    Sam lachte sie vom anderen Ende des Tisches verschmitzt an. »Behauptet er zumindest. Es muss wohl stimmen – ich kann schwimmen, seit ich denken kann.«
    »Die Idee könnte auch auf Quinns Mist gewachsen sein«, sagte Allie. »Früher sind wir miteinander segeln gegangen, oft … sie hat es mir beigebracht. Darf ich in mein Zimmer gehen, Tante Dana?«
    »Natürlich.« Danas Lächeln erstarb, als sich Allie verabschiedete. Sie wusste, Allie würde ein Licht anzünden und ins Fenster stellen, das noch am Little Beach zu sehen war, um ihrer Schwester den Weg zu leuchten. Ihr Mund war

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