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Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
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des Heims drang Schlagermu­ sik. Luca erkannte die Melodie ›Lieder der Nacht, für uns gemacht‹ von Marianne Rosenberg. Es würde ihm leicht fallen, sich unter die Gäste zu mischen. Bei dieser Gelegenheit konnte er seinen Durst löschen. Schäufele werde er schon irgendwie im Blick behalten.
      »Ein Bitter Lemon, bitte!«, rief Santos dem Mann am Ausschank zu, der mit Kopfschütteln antwortete und inmitten des Lärms einen genervten Eindruck machte. »Also gut, eine Apfelschorle«, schob er nach. Die Band begann mit ›Er gehört zu mir, wie mein Name an der Tür‹, offenbar mochten die Affalterbacher die Rosen­ berg­Songs, einige Paare tanzten, andere Gäste unter­ hielten sich gut gelaunt. Luca Santos schlürfte an sei­ nem Getränk. Plötzlich sah er, wie ein dicker Typ mit Glatzkopf und olivgrüner Anglerweste auf Schäufele zuging, der sich lebhaft mit ein paar Leuten in der Nähe des Eingangs unterhielt. Der Mann schaute kurz zu Schäufele, der unterbrach sofort sein Gespräch und folgte dem Dicken nach draußen.
      Luca Santos bezahlte sein Getränk und schlich hin­ ter den beiden Männern her. Als er nach draußen trat, sah er sie in einem Schuppen verschwinden. Santos lief über den Parkplatz zur anderen Seite des Holzhauses. Vorsichtig blickte er durch ein Fenster. Er sah kaum etwas, drinnen war es dunkel, der Strahl einer kleinen Taschenlampe bewegte sich. Der Lichtschein fiel auf verschiedene Möbel und Behälter, Santos konnte aber nicht erkennen, was dort gelagert wurde. Die meis­ ten Schränke waren verschlossen, nur für einen kurzen Moment blickte er auf einen Stahlschrank. Er war sich nicht sicher, aber es schien ihm, als ob er eine Schleu­ der oder einen Bogen und Pfeile gesehen hätte. Selt­ sam, dachte er, dass in einem modernen Schützenver­ ein solche alten Waffen aufgehoben wurden. Aber hatte nicht die Pförtnerin im Literaturarchiv erzählt, dass Dietmar Scharf von Pfeilen durchbohrt worden war? Lucas Puls beschleunigte sich. Er wollte noch etwas näher ans Fenster herantreten, schreckte jedoch durch ein lautes Scheppern zurück. Zu dumm, er hatte einige Schaufeln umgerissen. Der Lichtkegel einer Taschen­ lampe fiel auf ihn. Luca duckte sich und tauchte in ein Gebüsch ab. Er rannte, so schnell er konnte, an den Rand des Parkplatzes, knickte aber um und stürzte in ein Dreckloch.
      »Verdammter Mist!«, fluchte er und robbte von dort zwischen den geparkten Wagen zum Vereins­ heim zurück. Völlig verdreckt stand er vor der Tür. Er sah, wie zwei Männer mit einer Taschenlampe den Parkplatz absuchten. Er musste weg, aber Schäufele und der andere standen vor seinem Wagen. Santos beschloss, sich erst einmal auf der Toilette vom gröbs­ ten Dreck zu befreien und sich anschließend unauffäl­ lig aus dem Staub zu machen. Problemlos erreichte er den Sanitärtrakt, stellte jedoch fest, dass alle Toiletten besetzt waren. Santos nahm sich einige Papierhandtü­ cher, befeuchtete sie leicht und wischte sich den nassen Lehm von der Hose und seiner Lederjacke ab.
      Jemand riss ruckartig die Tür auf. Franz Schäufele
    trat ein, um sich die Hände zu waschen. In dem engen Raum begegneten sich ihre Blicke.
      »Ah, der Mann von der Zeitung«, stellte Schäufele freundlich fest und ging an ihm vorbei zum Urinal.
      Mist, er kennt mich, dachte Luca Santos. »Tja, der Marbacher Kurier lässt koi Feschdle aus«, antwortete er und setzte ein Lächeln auf.
      Schäufele blickte zu ihm herüber und musterte ihn. »Na, Sie hats aber ganz schön erwischt. Ausge­ rutscht?«
      Luca schaute kurz in den Spiegel, immer noch kleb­ ten Lehmspritzer an seinem Gesicht. Seine Jeans hatte mehr braune als blaue Stellen, damit hatte er nicht gerechnet. Er wusste nicht, was er sagen sollte, um sich nicht zu verraten. »Ja, ausgerutscht«, sagte er. »Viel­ leicht sollte der Verein den Parkplatz mal befestigen.« Etwas Unverfänglicheres kam ihm nicht über die Lip­ pen.
      Der stämmige Schäufele zog seinen Reißverschluss hoch und schob sich zu ihm ans Waschbecken. Luca trat zur Seite, Schäufele roch nach Bier.
      »Reporter sind schon neugierige Menschen, gell?«, meinte Schäufele und blickte ihn mit einem prüfenden Gesichtsausdruck an.
      Luca musste schlucken. »Berufskrankheit«, entfuhr ihm als Entgegnung. Er versuchte, wieder zu lächeln, merkte aber, dass seine Gesichtszüge entgleisten.
      Schäufele wusch sich die Hände. »Ich kann mir vor­ stellen, dass man

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