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Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
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einhalten. Ein Pressetermin sei dazwischengekommen. Er sei sich nicht sicher, ob sie sich heute noch sehen könnten. Er arbeite an einem heißen Fall, sie möge ihm verzeihen, nur dieses eine Mal noch. Julia kannte das, und weil sie es kannte, aber ausgerechnet heute sehr persönlich nahm, verabredete sie sich dann doch noch mit Ralf. Denn der würde sich garantiert Zeit für sie nehmen.

    Das Mittagessen bestand für Peter Struve aus einem Döner, den er in einem Büro des Marbacher Polizeire­ viers hastig verschlang. Er hatte Marie gesagt, sie solle die Kartoffelpuffer für den Abend aufheben. Natür­ lich wäre er gerne bei ihr und seinem Lieblings gericht gewesen, aber jetzt blätterte er in den beiden vorläu­ figen Obduktionsberichten, die Littmann höchstper­ sönlich nach Marbach gebracht hatte. Struve musste beim Gedanken daran, dass sein ungeliebter Kollege aus seiner heiligen Büroruhe geschreckt wurde, grin­ sen. Sicherlich wurmte ihn dieser unfreiwillige Ausflug. Aber offenbar steckte mehr dahinter. Der Polizeipräsi­ dent Hans Kottsieper schickte gerne zusätzlich Leute raus, um die Ermittlungen vor Ort zu verstärken, wenn es sich bei den Ermordeten um Prominente handelte. Wahrscheinlich machte die Presse bereits Druck und wollte Ergebnisse sehen, vermutete Struve. Jedenfalls würde sich die Anwesenheit des Hektikers Littmann nicht gerade förderlich auf seine Nachforschungen aus­ wirken, da war er sich sicher.
      Peter Struve warf die Reste der Dönerverpackung in den Papierkorb. Ruhig blätterte er immer noch in den vorläufigen Obduktionsberichten. Er dachte an Sven Dollinger, war sich aber unschlüssig, ob er ihn verdächtigen sollte. Die möglichen Tatmotive des Direktors erschienen ihm nicht stark genug für einen Mord, geschweige denn für einen Doppelmord. Auch der Obduktionsbericht entlastete den Chef des Mar­ bacher Archivs. Erika Scharf war an einer Überdosis Antidopamin­Flavol gestorben. Die tödliche Wirkung war etwa eine Stunde nach der Einnahme eingetreten: also um 3 Uhr morgens. Damit stand fest, dass sie wäh­ rend des Restaurantbesuchs kein Schlafmittel bekom­ men hatte. Andere Substanzen konnten die Patholo­ gen im Körper der Ermordeten nicht finden. Fest stand aber: Erika Scharf hatte viel getrunken, in ihrem Blut waren 2,5 Promille Alkohol. Struve erinnerte sich an Sven Dollingers Aussage, der Württemberger habe ihr sehr gemundet. Vielleicht hatte er sie ja auch betrunken gemacht. Belastend für Dollinger erschien ihm die Tat­ sache, dass die Kollegen von der Streife den Mann nicht gehen sehen hatten, als dieser nach eigenen Aussagen angeblich das Hotel verließ. So tappte er im Dunkeln, und es blieb völlig unklar, was Dollinger zur Tatzeit unternommen hatte.
      »Also. Sie hatte viel getrunken, der Täter kam mit einer Spritze. So weit, so gut«, murmelte der Kom­ missar. »Wenn es nicht Dollinger war, wer dann?« Er dachte nach: Es musste jemand sein, der sie im Hotel erwartet oder sie später gezielt aufgesucht hatte.
      Er blätterte weiter im Obduktionsbericht. Dann quollen ihm fast die Augen über: »Verdammt noch mal!«, rief er in die Leere des Raums. Hatte ihm nicht Besold gesagt, es gäbe keine Spuren von Gewaltanwen­ dung? Jetzt las er laut, weil er wütend war: »Spuren von Gewaltanwendung sind erkennbar: Dünne Hämatome an den Handgelenken und eine Prellung am Unterkie­ fer.« Das hörte sich schon anders an. Wütend knallte er den Bericht auf den Schreibtisch. Er wollte schon zum Hörer greifen, um Besold anzurufen, da betrat Littmann mit zwei Pappbechern das Büro.
      »Na, kleine Koffein­Gehirnwäsche gefällig, Herr Kollege?«
      Mechanisch nahm Struve, in Gedanken immer noch beim Fall, den Kaffee entgegen. »Danke, die Dusche habe ich gerade schon gehabt. Der Mörder von Erika Scharf war offenbar nicht so zimperlich, wie wir gedacht haben.«
      Littmann nickte: »Ja, hab ich vorhin auch gelesen, da muss sie jemand im Zimmer besucht und überwäl­ tigt haben.«
      Struve nahm sich zwei Stück Zucker, die er auf einer Büroablage fand. »Kein Selbstmord, das dürfte jetzt klar sein. Was halten Sie von Dollinger?«
      Littmann setzte den Pappbecher ab. »Der knackt keine Türschlösser, aber es kann sein, dass er unter einem Vorwand in ihr Zimmer wollte. Sie hat ihm geöff­ net, und voilà, er hatte freie Bahn.«
      »Ja, aber warum? Ich traue Dollinger zu, eine Mil­ lion vor der Steuer in Sicherheit zu bringen, aber das

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