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Schillerhoehe

Schillerhoehe

Titel: Schillerhoehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Schaewen
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warf den abgenagten Apfelgriebs in einen Abfalleimer. »Wenn Dollinger und Selldorf nur Papiertiger wären, wür­ den sie die Spielregeln einhalten. Entweder es steckt bei ihnen noch etwas ganz anderes dahinter oder der Mörder ist aus einem anderen Kaliber.«
      Melanie Förster hatte sich hingesetzt und lehnte sich mit der Armbrust in der Hand lässig zurück. »Wissen Sie was? Ich sehe es mittlerweile genauso. Wir soll­ ten mit unseren Überlegungen ganz von vorne anfan­ gen.«
      Peter Struve setzte sich hin. Er versuchte, sich ein Lächeln abzuringen. Es fiel ihm nicht schwer, den Vor­ schlag der Kollegin zu akzeptieren. Im Gegenteil. Ihre direkte Art gefiel ihm. Er war gespannt, welche Idee sie mitzuteilen hatte. »Warum sind wir eigentlich hier unten?«, fragte er sie.
      »Es gibt ein paar Neuigkeiten. Diese Waffen sind Unikate. Sie werden nur von zwei oder drei Firmen in Deutschland hergestellt. Aufgrund von Beschreibun­ gen im Internet konnten die Ballistiker das Baujahr der Modelle feststellen, die für den Bau der Selbstschuss­ anlage verwendet worden waren: 1995.«
      Sie zeigte den beiden Kollegen eine leichte Kratzspur am Griff der Waffe. »Da war mal ein Metallplättchen oder etwas Ähnliches drauf. Unsere Leute konnten an dem verkratzten Holz den Abdruck einer winzigen 95 rekonstruieren. Es muss sich um eine Jahreszahl han­ deln, wie der Vergleich mit anderen Armbrüsten dieser Art ergeben hat. Außerdem schreibt das Waffengesetz vor, dass sich die Besitzer von Armbrüsten registrie­ ren lassen müssen.« Auch das hatte die Kommissarin überprüft. Sie hielt eine Liste in der Hand. »In unserer Gegend hat nur der Schützenverein Affalterbach einen Bestand solcher Waffen. Das Interessante ist, dass sie alle aus dem Jahr 1995 stammen. Damals hat es offen­ bar ein Team gegeben, das in einer speziellen Liga an Wettkämpfen teilnahm.
      Peter Struve schlug mit der Faust auf den Tisch. »Na, das nenn ich Schwabenfleiß. Frau Förster, das ist end­ lich etwas Konkretes, da machen wir weiter.« Zwar traute er der Spur noch nicht so ganz, wahrschein­ lich hatte der Schützenverein überhaupt nichts mit den Mordwaffen zu tun. Eine Verbindung zum ersten Mord würde sich nur ergeben, wenn jemand aus dem Schützenverein etwas mit dem Deutschen Literatur­ archiv zu tun hatte, oder die Waffen an einen Archiv­ Mitarbeiter verkauft worden waren. Trotzdem, das war besser als nichts. Führte die Spur zum Täter, würde der sich schwarz ärgern, einen derart deutlichen Hinweis gegeben zu haben. Struve wandte sich nochmals betont freundlich an Melanie Förster: »Sehr gut. Sie haben uns möglicherweise entscheidend weitergebracht.«
      Struve hatte im Marbacher Kurier von einem Tag der offenen Tür beim Schützenverein Affalterbach gelesen. »Darf ich Sie zu einer Tasse Kaffee bei den Schützen am Apfelbach einladen?«, fragte er die Kollegin, die eifrig nickte. Und Littmann bat er: »Könnten Sie alle möglichen Informationen über diesen Armbrust­Be­ trieb aus dem Internet ziehen? Vielleicht gibt es inte­ ressante Aspekte.«
      Littmann schaute unwillig, freute sich dann aber doch, wieder in sein Büro zurückkehren zu können, wo er seine Ruhe hatte. »Okay, mach ich, Herr Kol­ lege. Viel Spaß beim Kaffeetrinken.«
    Das Mittagessen mit Paula und den Kindern schmeckte Norbert Rieker nicht. Das lag nicht an den durchaus würzigen Linsen mit Spätzle und Saitenwürstle, die es gab. Zu viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Sein Verstand sagte ihm, er müsse mit Gianna Schluss machen. Ihr und ihrem Handschriftenhänd­ ler gehörte das Handwerk gelegt. Aber er hatte selbst Fehler begangen. Er trank gerade zum Nachtisch einen leckeren Grappa, als ihm die Handschriften einfielen, die er Selldorf in den Koffer gesteckt hatte. Das war vor einer Stunde, und er hatte immer noch nicht die Polizei angerufen. Wenn er jetzt Alarm schlug, würde ihn die Polizei innerhalb der nächsten Stunde fassen. Unwahrscheinlich, dass er bis dahin die Handschrif­ ten entdeckt hätte. Was wäre, wenn die Polizei Sell­ dorf damit anträfe? Der Verdacht würde wahrscheinlich nicht auf ihn fallen. Was hatte er schon mit dem Lite­ raturarchiv zu tun? Und falls Selldorf erzählen würde, er habe ihn erpresst? Man konnte ihm nichts nachwei­ sen, da war er sich sicher.
      Sollte sich doch die Polizei mit der Frage beschäfti­ gen, wie dieser Selldorf an die Handschrift gekommen war. Ein kleiner, anonymer

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