Schillerhoehe
Kommissar, dass sich ihm jemand genähert hatte. Er drehte sich um und sah Franz Schäufele. »Der Eingang ist eigentlich auf der anderen Seite«, brummte Schäufele mit unbewegter Miene. »Kann ich Ihnen viel leicht behilflich sein?«
»Ach, Herr Schäufele, so ein Zufall«, sagte Struve überrascht. »Was machen Sie denn hier? Wir dachten, Sie würden nur auf die Keller unter der Schillerhöhe aufpassen.«
»Ich bin Sportschütze, Herr Kommissar«, ant wortete Schäufele, der sein Gegenüber erst jetzt erkannte. »Entschuldigen Sie, aber ich bin für die Geräte zuständig und muss an solchen Tagen alles im Blick haben.«
»Ja, ja, nur zu – lassen Sie sich durch uns nicht stören. Sie wollten bestimmt gerade selbst hinein, oder?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Dann muss ich Sie bitten, uns die Tür zu öffnen«, sagte der Kommissar mit bestimmtem Unterton.
»Braucht man für so etwas nicht einen Durchsu chungsbefehl? Ich frag nur aus juristischem Interesse.«
»Nicht, wenn Gefahr im Verzug ist.« Struve setzte sein Sonntagslächeln auf.
»Vielleicht kann Ihnen unser Vorsitzender auch wei terhelfen.«
»Der hat jetzt keine Zeit. Würden Sie uns bitte rein lassen?«
»Gerne, aber ich muss erst noch den Schlüssel holen, er ist in einem Schrank im Vereinsheim – ich bin gleich wieder bei Ihnen.«
Struve ahnte, dass Schäufele etwas mit dem Fall zu tun hat.
»Frau Förster wird sie begleiten.«
Schäufele nickte. »Aber gerne doch.«
Inzwischen traf Luca Santos auf dem Parkplatz des Schützenvereins ein. Er stieg aus, seine Blicke schweif ten über den Vorplatz. Hier irgendwo könnte Schäu fele stecken, dachte er. Ob der seine Schnüffeleien ernst nahm? Er blickte zum Geräteschuppen, dort hielt sich offenbar niemand auf. Jedenfalls fühlte er sich inmit ten der vielen Besucher sicher. Plötzlich spürte er einen harten, kalten Gegenstand im Rücken.
»Keine Dummheiten, da ist ein Schalldämpfer drauf.« Die Stimme klang gepresst. Es war die von Franz Schäu fele, wie Santos sofort erkannte.
»Was soll das? Hey?«, rief der Journalist, wurde aber von Schäufele nach vorne gestoßen.
»Los zu dem Wagen da vorne, aber dalli.«
»Es hat keinen Zweck. Es wissen schon zu viele in Marbach, dass Sie Dreck am Stecken haben. Wenn Sie jetzt weitermachen, verschlimmern Sie nur Ihre Lage.«
»Halts Maul, Junge!« Schäufele verstärkte den Druck der Pistole.
Sie hatten fast das Auto von Schäufele erreicht, da hupte jemand freundlich vom anderen Ende des Park platzes. Eine 2CVEnte fuhr heran, Santos erkannte Julia auf dem Beifahrersitz. Sie wirkte etwas reserviert und schaute ihn erschreckt an, während der Fahrer – es war Ralf, dieser Rockmusiker – ihn freudig winkend ansteuerte und offenbar begrüßen wollte.
»Verdammt!«, zischte Schäufele hinter ihm.
Luca bewegte sich nicht. »Tun Sie nichts, was Sie später bereuen würden«, flüsterte er, aber der Mann lachte nur hämisch und zog seinen Revolver hinter dem Rücken von Luca hervor.
»So, jetzt raus da!«, herrschte er Ralf mit vorgehal tener Waffe an.
Der Musiker stieg mit entsetztem Gesicht aus.
»Und du jetzt da rüber ans Steuer«, befahl Schäu fele Julia. Sie rückte auf den Fahrersitz, und Schäufele setzte sich neben sie.
»Jetzt hört ihr beiden Armleuchter mal gut her!«, rief Schäufele Ralf und Luca zu. »Diese junge Lady wird mit mir kommen – und ihr beiden haltet dicht, sonst knallts.« Er drückte den Revolver an Julias Kör per: »Und du fährst sofort los – aber keine Dummhei ten, na los, fahr schon!«
Fassungslos mussten die beiden mit ansehen, wie ihre Freundin hinter einer Wolke aus Schotter und Staub verschwand.
»Wer war dieser Typ?«, fragte Ralf. »Und was soll das, ich blicks gerade nicht.«
Luca kochte vor Wut. »Frag nicht so blöd, Mann, wir müssen die Polizei rufen. Schäufele ist wahrscheinlich ein Mörder, wir müssen die beiden bald finden, sonst steht es schlecht um Julia.«
Ralf kramte sein Handy hervor und wählte die 110. Er übergab das Telefon an Luca, der aufgeregt die Geschichte vom Mord an Erika Scharf und Schäufe les Flucht erzählte. Keine zwei Minuten später stan den Peter Struve und Melanie Förster auf dem Park platz. Wie sich herausstellte, hatte Schäufele auch die Polizistin mit der Waffe bedroht und in einen Putzraum gesperrt, bevor er
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