Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
seinen Rock aus und breitete ihn auf der Wiese aus.
„Leg dich hier drauf“, sagte er und kniete sich neben sie.
Sie tat wie befohlen und fing an zu weinen.
„Ich kann doch nicht hier draußen ohne Barbara das Kind bekommen“, schluchzte sie.
Er nahm sie in die Arme, streichelte ihr Haar, sprach beruhigend auf sie ein und wünschte sich, das würde auch jemand mit ihm tun.
Er hatte keine Ahnung, was er jetzt machen sollte. Anna atmete hektisch, und er hatte Angst, sie würde anfangen zu hyperventilieren. Was hatten die Frauen erzählt? Es gab die Eröffnungsphase. Die war schmerzhaft. Dann ging es los mit den Presswehen. Oh Gott, Presswehen! Er geriet in Panik. Wo war das nächste Telefon? Aber dann fiel ihm ein, der Einzige, den man hier anrufen konnte, war Gott.
Er bettete ihren Kopf auf ihren zusammengerollten Umhang, befahl ihr, die Knie anzuwinkeln und die Schenkel zu öffnen. Er kam sich unendlich blöd dabei vor, und sie tat es auch nicht. Beharrlich schüttelte sie den Kopf und sah ihn mit verängstigten Augen an. Ihr Gesicht hatte sich rot gefärbt, und er wusste nicht, ob vor Scham oder Schmerz. Aber es half alles nichts, er musste wissen, wie weit es schon war.
„Mach keinen Quatsch“, fuhr er sie an und erkannte, dass sie diesen Ausdruck anscheinend nicht verstand.
Aber nein, er hatte vor Schreck Englisch gesprochen.
„Stell dich nicht so an“, sagte er auf Deutsch. „Soll ich dir nun helfen, oder nicht?“
Sie konnte nicht antworten, denn sie wurde von einer neuen und sehr heftigen Wehe geschüttelt. Schamlos nutzte er ihre Wehrlosigkeit aus, winkelte ihre Beine an und raffte ihre Röcke über die Knie. Mit einem Ruck entledigte er sie ihrer langen, mit Rüschen besetzten Unterhose. Der Stoff riss mit einem lauten Geräusch.
Anna wollte protestieren, doch eine neue Wehe überrollte sie. Stöhnend auf die Ellbogen gestützt, verkrampfte sie sich. Es ging verdammt schnell, die Abstände betrugen keine drei Minuten. Eine Spontangeburt, auch das noch! Warum konnte sie sich nicht achtzehn Stunden Zeit lassen, wie die Frau eines Freundes aus Mexiko? Er hörte Barbaras Stimme in seinem Hirn.
„Du musst atmen, wie Barbara es dir erklärt hat“, sagte er mit bebender Stimme.
Sie begann mit einem merkwürdigen Atemrhythmus, und er wusste nicht, ob sie es richtig machte.
„Gut so!“
Immerhin machte sie irgendetwas. In einem dicken Schwall ergoss sich plötzlich das Fruchtwasser aus ihrem Schoß. Jack gab einen Schreckenslaut von sich und konnte mit einer eleganten Hüftdrehung gerade noch der Flut ausweichen.
Anna machte japsende Geräusche, und Jack erinnerte sie ans richtige Atmen. Dann kam eine neue Wehe. Er kniete sich ins Nasse und sah beherzt zwischen ihre Beine. Erschüttert beobachtete er, wie Anna sich langsam weitete.
Jesus Christ! Wie konnte sich etwas, was einem Mann stets schmal und eng vorkam, nur so unglaublich dehnen?
Schwarze Haare ließen sich blicken und verschwanden wieder.
„Ich sehe es, ich sehe es“, rief er begeistert. Immerhin war es seine erste Geburt. Er hatte zwar als Kind schon einmal bei einer fohlenden Stute zugeschaut, doch er glaubte nicht, dass das zählte. Anna holte tief Luft, kniff die Augen zu und presste.
„Ja, weiter so, du schaffst es, pressen, pressen.“
Das Köpfchen schaute heraus und glitt wieder zurück. Er feuerte Anna an, die mit aller Kraft presste. Beim vierten Mal blieb es ein Stückchen draußen. Er hielt die Hände darunter, doch es rutschte nicht weiter. Was, zum ...?
„Mach weiter, weiter“, rief er, doch Anna war völlig kraftlos. Sie weinte und sagte, sie könne nicht mehr pressen.
„Das geht doch nicht! Du kannst jetzt nicht aufhören. Wir können es doch nicht einfach wieder reinstecken!“
Doch Anna ließ sich schwer atmend nach hinten sinken. Er versuchte, das Köpfchen zu fassen, doch es rutschte weg. Verdammt! Wo blieb die nächste Wehe?
In diesem Moment rollte eine neue Wehe über Anna.
„Es ist schon beinahe draußen, los jetzt, Anna, noch einmal richtig pressen!“
Sie stöhnte auf, dann presste sie erneut unter einer Salve anfeuernder Worte. Hektisch wischte er sich seine Handflächen an seinen Oberschenkeln ab, in der Hoffnung, sie ein bisschen sauberer zu bekommen, denn die Arbeit am Wagenrad hatte trotz des anschließenden Händewaschens Spuren hinterlassen. Das Kind rutschte ein Stück heraus, und er griff ebenso entschlossen wie vorsichtig zu. Plötzlich spürte er, dass es etwas um den Hals
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