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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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aus dem Zimmer. Ich war erleichtert, obwohl ich nicht wusste, ob er allein war oder ob ihn ein ganzes Inquisitionsgericht begleitete. Anna erhob sich und blickte in die Runde.
    „Ich gehe hinunter und rede allein mit ihm. Schließlich fühlte ich das Gleiche wie er, als ich eure Geschichte hörte. Am besten wartet ihr hier und trinkt etwas Kaffee.“
    Wir nickten, dankbar darüber, dass irgendjemand in diesem Chaos eine Entscheidung traf. Nach ein paar Minuten kam Karin zurück. Anna hatte sie zurückgeschickt, und sie sah nicht viel glücklicher aus als vorher. Mir schwante Böses. Sie ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen und seufzte.
    „Johannes ist total verunsichert“, sagte sie schwach. „Einerseits kann er sich nicht vorstellen, dass wir ihn belügen würden, aber andererseits kann er die Geschichte nicht glauben. Ich habe ihm gesagt, dass ich bei ihm bleiben werde, und da hat er mich wenigstens umarmt. Ich glaube, nur meinetwegen ist er zurückgekommen, und nur meinetwegen ist er überhaupt bereit, mit Anna zu sprechen.“
    „Aber das ist doch eine gute Nachricht. Anna kann ihn vielleicht überzeugen, uns zu glauben“, sagte ich tröstend, denn ich machte mir ernsthafte Sorgen um Karin.
    Jeden Moment konnte sie einen Nervenzusammenbruch erleiden. Sie nickte fast unmerklich und goss sich aus der inzwischen servierten Kanne Kaffee in eine Tasse. Johannes steckte in einem Zwiespalt. Falls er sich für den Aberglauben anstatt unserer seltsamen Geschichte von einer Zeitreise entscheiden würde, dann wäre Karin in seinen Augen eine Hexe, und er könnte nicht mit ihr leben, selbst wenn er sie nicht verraten würde.
    Wir warteten etwa eine Stunde, lasen mehr oder weniger die Zeitung oder schauten aus dem Fenster, als plötzlich die Tür aufging und Johannes den Raum betrat.
    Jack baute sich wie eine schützende Wand vor uns auf. Die beiden Männer standen sich eine Weile gegenüber, bis auf Johannes Gesicht langsam ein breites Lächeln entstand.
    Er reichte Jack die Hand, dieser schlug ein, und wir wurden Zeuge einer dramatischen Männerumarmung. Ein Stein in der Größe Gibraltars fiel mir vom Herzen, und ich umarmte Anette, der die Tränen übers Gesicht kullerten. Karin und Barbara lagen sich ebenfalls in den Armen, und Johannes blickte sich fragend um.
    „Ist jemand gestorben?“, fragte er ahnungslos.
    „Wir dachten, du kommst vielleicht nicht allein zurück ...“, sagte Jack und brach ab, als er sah, wie Johannes Gesicht jede Spur von Farbe verlor.
    „Aber das würde ich doch nie tun, meine Damen, niemals!“, sagte er entrüstet. Er ging zum Fenster, an dem Karin stand, und streichelte ihr sanft über das Gesicht. „Das hast du mir zugetraut?“, fragte er leise.
    „Nein, oder vielleicht doch? Ich weiß es nicht, dieses Jahrhundert ist so fremd für uns, Johannes. Ich hatte Angst, dass du mich jetzt nicht mehr lieben kannst.“
    Er nickte verstehend, strich ihr das Haar aus dem Gesicht und trocknete ihre Tränen.
    „Ich würde dich immer lieben, selbst wenn du eine Hexe wärst.“
    „Entschuldigt bitte, aber ich würde gerne wissen, was Anna dir erzählt und was dich schließlich überzeugt hat, uns zu glauben“, wollte Anette wissen.
    „Hauptsächlich zeigte sie mir den Inhalt eines Kastens. Sehr merkwürdige Dinge wie ein buntes Buch und schwarze Augengläser.“
    Er lachte, und ich bedauerte, dass wir nicht schon früher darauf gekommen waren. Johannes blickte Jack tadelnd an.
    „Karins Cousin, du bist nicht einmal mit ihr verwandt.“
    Jack hob entschuldigend die Hände.
    „Ich bin nicht mal Engländer“, erklärte er. „Aber was hätte ich sonst sagen sollen? Ein Mann, der mit vier Frauen unterwegs ist, fällt selbst in der Zukunft auf.“
    Johannes nickte lachend.
    „Aber es spricht für deine Ehre, Jack, dass du dich wie ein Edelmann um die Damen kümmerst.“
    „Vielen Dank, das ist doch selbstverständlich.“
    Jack grinste, als wären die anwesenden Vertreter des anderen Geschlechts sein privater Harem und er der gönnerhafte Emir. Johannes betrachtete Jack ungläubig, als hätte er plötzlich einen ganz anderen Menschen vor sich.
    „Du kommst also aus den Kolonien und stammst von den Wilden ab?“
    Es klang nicht spöttisch, sondern ehrlich interessiert. Jack nickte und erklärte in kurzen Worten, wie die Indianer den Siedlern zahlenmäßig unterlegen waren und nach einigen blutigen Kriegen schließlich ihr Land verloren. Johannes schwieg betroffen und lauschte erstaunt

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