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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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tatsächlich hätte tun können, aber es genügte ihm, den Impuls dazu verspürt zu haben. Noch niemals war ihm so etwas passiert. Wie hatte sie ihn nur so weit treiben können?
    Mit der schlafwandlerischen Sicherheit einer Frau, die auf einen Mann wütend ist, hatte sie genau in seiner offenen Wunde gebohrt. Ihr energisches „Wage es nicht!“ hallte ihm noch in den Ohren. Die Worte brachten ihn zur Besinnung, und er verließ fluchtartig den Raum, damit sie nicht sah, dass ihm Tränen der ohnmächtigen Wut in den Augen standen.
    Er setzte den Krug an seine Lippen, als er bemerkte, wie ein Raunen durch den Saal ging. Die Männer pfiffen und gaben anerkennende Laute von sich. Jack drehte den Kopf und sah Isabel in der Tür stehen.
    Auch das noch, was wollte sie noch von ihm?
    Er beobachtete, wie sie sich durch die grölenden Männer schlängelte, und als er sah, wie einige der Betrunkenen sie betatschten und ihr eindeutige Angebote machten, setzte er langsam seinen Bierkrug an. Sie hatte es verdient. Er würde ihr nicht helfen. Sie kam ja angeblich gut allein zurecht. Er hörte sie schimpfen und auf Männerhände klatschen. Wutschnaubend stand sie schließlich vor ihm.
    Vorerst ignorierte er sie. Sein neuer Kumpel stieß ihm in die Seite.
    „He, Mann. Mir scheint, da kommt ein Donnerwetter.“
    Er schien sie für seine Ehefrau zu halten, und Jack machte sich nicht die Mühe, diesen Irrtum aufzuklären.
    „Na und?“, sagte er lässig und nippte an seinem Bier.
    „Jack, bitte“, sagte Isabel und stützte die Hände auf seinem Tisch auf. Er merkte, dass sie seinen Blick suchte. Er hob den Kopf und sah sie kalt an. Sie zuckte zurück.
    „Kommst du jetzt bitte nach Hause, wir machen uns alle Sorgen um dich“, sagte sie kleinlaut.
    Er blickte in seinen Krug und schwieg. Er hatte keine Lust, nach ihrer Pfeife zu tanzen.
    „Es tut mir leid“, sagte sie leise.
    Ein Gefühl der Genugtuung stieg in ihm hoch. Sie hatte sich tatsächlich entschuldigt.
    „Mir auch“, sagte er eisig, ohne sie anzusehen.
    Er war noch nicht bereit. Er konnte jetzt noch nicht einfach so Arm in Arm mit ihr heimgehen, als wäre nichts gewesen. Irgendetwas in seinem Innern, das er selbst nicht benennen konnte, brannte wie Feuer. Doch ihm war klar, dass die Wunde nicht so schnell verheilen würde, wie Isabel es sich gewünscht hätte. Ihm fielen die Worte seines Saufkumpanen ein. Genüsslich lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.
    „Geh nach Hause, zänkisches Weib, ich komme später nach, wenn mir danach ist.“
    Er grinste den Mann neben sich an, und dieser kicherte idiotisch. Isabel bebte vor Zorn und starrte ihn an. Die Sache fing an, ihn zu amüsieren. Er machte eine ungeduldige Handbewegung.
    „Geh schon, geh schon. Und viel Spaß beim Rückweg.“
    Er funkelte sie schadenfroh an und setzte noch einen drauf, indem er geräuschvoll rülpste. Isabels Augen verwandelten sich in schmale Schlitze, und sie stemmte die Hände in die Hüften.
    „Du bist ein Schwein, Jack Rivers!“, sagte sie mit einer Leidenschaft, die er sich von ihr bei anderer Gelegenheit gewünscht hätte.
    Isabel stampfte wütend durch die Männerhorde, wobei sie wild auf mindestens tausend Hände einschlug. Die Männer grölten, und einige in seiner Nähe klopften Jack auf die Schulter vor Anerkennung und Vergnügen.
    Als Isabel gegangen war, kehrte wieder das gewohnte Gemurmel in die Wirtschaft ein. Sie zu erniedrigen war nur ein schwacher Trost, und Jack nahm deprimiert noch einen Schluck Bier, als ihm auffiel, dass zwei stockbetrunkene Kerle das Lokal verließen. Verdammt, dachte er, hoffentlich begegnete Isabel diesen düsteren Gesellen nicht. Er hatte gesehen, wie die beiden ihr gegenüber am zudringlichsten gewesen waren. Nun doch besorgt, legte er etwas Geld auf den Tisch und verabschiedete sich von seinem Saufkumpan, der mit dem Kopf in einer Bierlache auf dem Tisch lag und geräuschvoll schnarchte.
     
    Jack trat in die kühle Nachtluft und fasste sich an die feuchte Stirn, als ihm leicht schwindelig wurde. Er atmete tief durch und dehnte seine Gliedmaßen. Er hatte stundenlang auf diesem Stuhl gesessen und war nur zum Pinkeln gehen aufgestanden. Richtig betrunken war er nicht. Er hatte das dünne Bier langsam getrunken und höchstens vier Krüge bestellt. Oder waren es fünf gewesen? Eins hatte ihm sein Nachbar ausgegeben. Ach egal, dachte er, das Auto bleibt heute sowieso in der Garage. Er musste lachen und machte sich auf den Heimweg.
    Zwei Querstraßen vor

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