Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
Brief sinken, plötzlich von Schwindel ergriffen. Jack stützte mich, führte mich zu Friedrichs Schreibtisch, und ich ließ mich auf dem Stuhl nieder.
„Mein Traum.“
„Der Geist des Indios wollte dir eine Botschaft geben“, sagte Karin. „Das ist gespenstisch.“
„Aber unsere einzige Chance“, rief Anette und warf aufgeregt die Arme in die Luft. „Wir können das Rätsel lösen und wieder nach Hause kommen, wenn wir richtig kombinieren. Brandau übergab Friedrich ein Artefakt, und er hat es irgendwo versteckt.“
„Das könnte unser Rückflugticket sein“, sagte Jack hoffnungsvoll.
„Was es wohl ist?“, fragte ich. „Vielleicht noch ein Ring. Es hat bestimmt etwas mit dem Muster auf meinem Ring zu tun.“
„Wie bitte?“, fragte Jack verständnislos.
„Na, das Symbol auf meinem Ring. Es hat uns das Tor geöffnet, aber er ist leider im 20. Jahrhundert geblieben.“
„Hattest du nicht noch einen Anhänger davon?“, fragte Anette.
Ich fuhr zusammen. Das kleine Schmuckstück hatte ich doch glatt vergessen.
„Ich habe ihn in meinen Rucksack getan“, sagte ich.
„So etwas habe ich aber nicht darin gefunden“, wandte Jack ein.
„Ich habe ihn in eine der kleinen Vordertaschen getan, hast du auch da nachgesehen?“
„Nein. Dann muss er noch drin sein“, sagte Jack, und ich sprang auf, um es sofort nachzuprüfen.
Die anderen folgten mir. Ich fand den Anhänger tatsächlich in der linken kleinen Tasche und drückte ihn erleichtert an mich.
„Dann ist der Schmuck auch daran schuld, dass ich in derselben Zeit gelandet bin wie ihr, weil ich deinen Rucksack auf den Schultern hatte, als es passierte“, rief Jack und lachte über die plötzliche Erkenntnis.
„Gott sei Dank, wer weiß, wo ich ohne diesen Bezug zu euch gelandet wäre.“
„Dann müssen wir das zweite Tor finden“, sagte Anette. „Vielleicht passt der Anhänger hinein.“
Schlagartig verdüsterte sich unsere Stimmung. Wir hatten nicht den geringsten Verdacht, wo wir danach suchen sollten.
Anna hatte die schlimme Nachricht zumindest körperlich gut verkraftet. Nach dem ersten Schreck verstand sie es geschickt, ihren Kummer zu verbergen. Als Ehefrau eines bekannten Kaufmanns durfte sie sich keine Blöße geben. Sie hatte am Ende doch noch auf Jack gehört und darauf verzichtet, Friedrich noch einmal anzusehen. Manchmal konnte er wirklich überzeugend sein. Meine Befürchtungen wegen der Beerdigung zerstreuten sich etwas. Sie würde es schaffen, diese tapfere Frau.
Wir machten mit ihr jeden Tag einen ausgedehnten Spaziergang und plauderten dabei ein bisschen. Ich hatte den Eindruck, es tat ihr gut, denn sie wirkte mit jedem Mal entspannter.
Morgen würde die Beerdigung sein, und wir hatten alle nichts dem Anlass Entsprechendes anzuziehen. Da Jack von Friedrich einen Lohn bekam und Barbara ebenfalls über ein festes Einkommen verfügte, konnten wir es uns leisten, einkaufen zu gehen. Wir saßen alle in derselben Falle, daher machte auch Jack keine Unterschiede, wer von uns die flüssigen Mittel beisteuerte. Ausgestattet mit einem großzügigen Betrag, wollten wir Frauen gemeinsam losziehen. Jack wollte seinen Einkauf lieber allein tätigen. Mit einer Frau einkaufen gehen sei die Hölle, erklärte er, aber mit vier Frauen gleichzeitig, würde ihn schlagartig um drei Jahre altern lassen.
Ich kaufte mir ein schwarzes Kleid, das ich später, unter Zuhilfenahme von weißen Spitzen und Bändern, in ein hübsches Alltagskleid verwandeln konnte. Die Dame im Geschäft behandelte uns wie Außerirdische, da wir nicht wussten, was man bei einer Beerdigung üblicherweise trug. Sie bestand darauf, dass wir unbedingt eine Perücke tragen sollten.
„Aber ich habe doch so viel eigenes Haar“, protestierte ich, während ich mir vorstellte, wie man darunter schwitzen musste.
„Ihr seid eine Ausnahme, edle Frau, bei Euch kann man mit der Brennschere etwas nachhelfen, und es wird genügen. Aber Ihr dort ...“, sie zeigte mit gerümpfter Nase auf Karin, deren Haar zwar inzwischen etwas gewachsen, doch von Natur aus glatt war, was eine grobe Modeverfehlung darstellte.
Wir kauften drei Perücken. Ich war die einzige mit Naturlocken und zum ersten Mal froh darüber. Dann suchten wir noch feine Handtäschchen aus und schwarze Schuhe. Ich wählte ein paar kräftige, in Hinblick auf den bevorstehenden Winter. Die Verkäuferin war einem Herzanfall nahe, doch ich ließ mich nicht beirren, denn unter dem langen Kleid würden sie gar nicht
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