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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Laurel den Kopf zur Seite und legte ihre Wange an seine Brust. Unter einem dichten Haarpelz verschob sich mit jeder tröstlichen Bewegung seines Arms hartes, festes Muskelfleisch. Sein Herz klopfte kraftvoll und gleichmäßig und bewies ihr damit unmißverständlich, dass er wirklich am Leben war.
    Nach einem Moment hob Laurel den Kopf und blickte Cruz an. Er betrachtete sie mit einer Mischung aus Argwohn und Finsternis und Wärme, die ihr ganz schön einheizte.
    Gott steh mir bei, falls Cruz jemals beschließt, mich zu verführen, dachte sie entsetzt.
    »Danke«, sagte Cruz sanft.
    Sie zuckte zusammen, als hätte er ihr einen Schlag versetzt. Die Schärfe, mit der er sie durchschaute, schockierte sie.
    »Was ist los?« fragte er.
    »Ich mag es nicht, wenn du meine Gedanken liest.«
    »Habe ich das denn getan?«
    »Ich habe nur gedacht, wie gut...« Plötzlich wurde Laurel bewußt, was sie sagte, so dass sie sich unterbrach. »Wofür hast du dich bei mir bedankt?»
    »Dafür, dass du mich so siehst, wie ich bin, und nicht vor mir zurückschreckst. Ich habe selbst lange gebraucht, bis ich mit mir halbwegs im reinen war. Verdammt, eigentlich arbeite ich immer noch daran.«
    »Himmel«, stöhnte Laurel. »Warum bist du nicht einfach dumm und abstoßend und häßlich und alt?«
    »Drei von vier Punkten habe ich ja wohl bereits erfüllt«, erwiderte er. »Und was das Alter betrifft, so sorgt schon die Zeit dafür.«
    Laurel lachte hilflos auf.
    Er wußte, dass er es nicht sollte, aber er konnte nicht anders. Er beugte sich zu ihr hinab und strich mit den Lippen über ihre Schläfe.
    »Und jetzt pack deine Sachen ein«, befahl er heiser. »Was auch immer du tun wirst, auf jeden Fall kannst du eine Zeitlang nicht hierher zurück.«
    »Ich weiß.«
    Sie wandte sich ab, blickte aber noch einmal über die Schulter zu dem Hünen, der an ihrem Arbeitstisch lehnte und die Hälfte einer modernen Ritterrüstung trug. Cruz Rowan war der letzte Mann auf Erden, der ihr gefallen sollte, aber er tat es, und sie war ehrlich genug, es sich einzugestehen.
    »Im Kühlschrank ist noch ein Eisbeutel«, sagte sie heiser und wies mit der ausgestreckten Hand auf das Gerät.
    »Meinst du, ein bißchen Abkühlung täte mir gut?«
    »Deine Rippen würden es vielleicht zu schätzen wissen.«
    Cruz lächelte. »Danke, Süße.«
    Normalerweise haßte es Laurel, wenn ein Mann ihr einen Kosenamen gab. Aber wenn er sie lächelnd »Süße« nannte, gefiel es ihr. Sehr sogar.
    Ich verliere allmählich den Verstand, sagte sie sich. Aber unter den gegebenen Umständen bin ich nicht sicher, ob Verstand mir überhaupt noch von Nutzen ist.
    Während Cruz den Eisbeutel holte, suchte Laurel die Werkzeuge zusammen, die in ungewöhnlicher Unordnung auf dem Arbeitstisch verstreut waren. Sie erinnerte sich nicht daran, ein solches Durcheinander verursacht zu haben, aber wer sollte es sonst gewesen sein. Es herrschte ein mittleres Chaos.
    Während sie die vertrauten Geräte an die vertrauten Stellen in dem lederbezogenen Kasten steckte, hatte sie langsam nicht mehr das Gefühl, durch einen Traum zu laufen. Der Kasten, in dem ihre losen Edelsteine lagen, saß nicht richtig. Sie rückte ihn zurecht, schob denjenigen mit dem Werkzeug daneben und schüttelte die Tasche vorsichtig.
    Alles blieb an seinem Platz. Laurel verschloß sie sorgsam und warf sich den Tragegurt über die Schulter.
    Als sie sich wieder zu Cruz umdrehte, stellte sie überrascht fest, dass es ihm gelungen war, sich ohne Hilfe anzuziehen.
    »Wird es länger als eine Woche dauern?« fragte sie.
    Cruz blickte von dem Knopf auf, den er gerade mit einer Hand zu schließen versuchte.
    »Bis das Ei gefunden ist?« fragte er zurück.
    »Ja.«
    »Wenn ja, dann steckt unser Klient bis zum Hals in der Scheiße. Pack weiter. Wir müssen los.«
    »Ich bin fertig.«
    Cruz kniff die Augen zusammen. »Das ist alles? Und was ist mit Kleidern?«
    »Ich brauche keine anderen Kleider, um über den Berg zu fahren.«
    »Und was machst du dann?«
    »Mir fällt schon etwas ein.«
    Das bezweifelte Cruz nicht.
    Was Laurel nicht wußte, war, dass ihm bereits etwas eingefallen war.
    Und er war größer als sie.

14
    Claire Toth schob die Steppdecke auf dem riesigen Bett zurück, türmte die Kissen auf und entkleidete sich. Der Zimmerservice käme in einer halben Stunde mit dem von ihr bestellten nächtlichen Snack. Swann müßte jeden Augenblick mit dem Ei zurück sein und sie wollte keine Zeit verlieren, wenn er kam. Sie brannte

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