Schimmernder Rubin
Kontrolle zu verlieren. Die Erregung darüber, den Tod eines Menschen angeordnet zu haben, machte sie trunken.
»Alexej ist gar kein richtiger Schwuler«, sagte sie heiser. »Er mag kleine Jungs oder große Jungs oder Mädchen oder Astlöcher in einem Zaun. Aber vor allem mag er Macht.«
»Genau wie du«, sagte Swann. »Politische, sexuelle, körperliche Macht. Ganz egal. Solange es Macht ist, macht es dich an.«
Toth lachte tief in ihrem Hals und spreizte die Beine, reizte ihn sogar in dem Augenblick, in dem sie ihm zeigte, dass sie ihm vertraute, ihr nicht weh zu tun. Nicht wirklich. Nicht wie ihr in der Vergangenheit weh getan worden war.
»Bist du dir da ganz sicher, Schatz?« schnurrte sie.
»Todsicher, Baby. Das ist es, was mir an dir gefällt. Wann siehst du Hudson das nächste Mal?«
»Was bist du, mein Zuhälter?«
»Was immer ich sein muss.«
»Du musst wesentlich mehr sein, als du dafür bekommst«, erwiderte sie.
Swann lachte und streichelte Toth weiter, ohne sich jemals dem Knoten zu nähern, der sie ebensoleicht öffnen würde wie das Ei.
Toth wußte, dass sie Swann bestrafen sollte, indem sie wieder kalt wurde. Sie wußte es, aber schaffte es nicht. Nicht heute Abend. Es gäbe nie wieder eine Nacht wie diese mit Swann. Und sie würde sowohl die Nacht als auch ihn zur Gänze zu nutzen wissen.
»Morgen früh«, sagte sie.
»Wird er das Geld haben?«
»Das hoffe ich für ihn. Das Zeug, das Alexej bisher zu Papier gebracht hat, ist das reinste Dynamit. Alles über das erste Geschäft zwischen Hudsons Petrochemiefabrik und dem Sowjetstaat, in dem es um die Konzession für den Vertrieb von Düngemitteln ging.«
»Das ist doch ein alter Hut«, sagte Swann. Er zwickte genau an der richtigen Stelle in ihr Fleisch und wurde durch ein Keuchen belohnt. »Das interessiert doch niemanden mehr.«
Toth schloß die Augen und genoß die Fähigkeiten eines Mannes, der mit ihr spielte, wie es ihr am besten gefiel, der sie immer irgendwo zwischen Lust und Schmerz gefangenhielt und sie wissen ließ, dass es beide Möglichkeiten gab.
»Und ob es die Leute interessieren wird«, sagte sie heiser. »Außerdem gibt es eine detaillierte Beschreibung davon, wie Hudson International die entscheidende Technologie für eine Nervengasfabrik in Libyen geliefert hat. Hudson weiß noch nicht einmal, dass ihm die Russen auf die Schliche gekommen sind.«
»Dann sei besser vorsichtig, wenn du ihm diese Nachricht überbringst«, sagte Swann. »Er ist alt. Vielleicht ist der Schock zuviel für sein Herz.«
Toth öffnete die Augen wie zwei mitternächtliche Sicheln.
»Das halte ich für unwahrscheinlich«, sagte sie und fügte hinzu: »An Potenz mangelt es ihm nicht.«
»Hast du es ihm wenigstens anständig besorgt?«
»Das war gar nicht nötig. Er kam bereits in seinen Shorts, als ich ihm seine Akte vorlas.«
Swann lachte und spreizte Toths Fleisch mit seinem Daumen und Zeigefinger.
»Hudson tut mir beinah leid«, sagte er. »Es dauert bestimmt eine Woche, bis er ihn wieder hochkriegt.«
»Er war schon nach fünf Minuten wieder da«, erwiderte Toth und räkelte sich.
»Beeindruckend.«
»Er läßt sich seit zehn Jahren mit rumänischen Sexualhormonen versorgen.«
»Muss eine Roßkur sein, wenn es stimmt, was man sich darüber erzählt.«
»Ja. Und wie bei Heroin kann man nicht mehr aufhören, wenn man einmal angefangen hat. Je länger man die Hormone nimmt, um so mehr braucht man davon.«
»Wunderbar«, freute Swann sich.
»Ich versuche herauszufinden, wie ich dieses Wissen gegen ihn verwenden kann.«
»Du erpreßt die Leute richtig gerne, nicht wahr?« fragte Swann. »Das macht dich zu einer guten Reporterin.«
»Öffentliche Berichterstattung ist keine echte Macht. Die echte Macht liegt darin, irgendein armes Schwein wie Hudson glauben zu machen, dass man seine Geheimnisse veröffentlicht. Er wird durch zehn Reifen springen, nur damit das nicht passiert. Der Spaß besteht darin, die Reifen extra für ihn zu entwickeln.«
»Ist es das, was du mit dem Kerl gemacht hast, der meine Tochter nervt? Hast du ihm ein paar Reifen gebastelt und zugesehen, wie er sprang?«
Toth sah Swann aus zusammengekniffenen Augen an und überlegte zum ersten Mal, ob er vielleicht vermutete, was sie getan hatte.
Swann sah seine Finger an. Sein Blick verriet nichts anderes als Lust auf Sex.
Toth spannte sich lächelnd an, um ihn daran zu erinnern, wie es sein würde, wenn sie schließlich die gegenseitige Folter aufgaben. Sie wurde
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