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Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Keneally
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zivil gekleidet in Hut und Mantel, es ihnen befahlen.
    Das Arbeitstempo, bemerkte Göth, könnte zu Verzögerungen führen, denn selbstverständlich dürften die Gettobewohner erst hergebracht werden, wenn Umzäunung und Wachtürme stünden. Er wolle sich nicht über das Arbeitstempo der Gefangenen da drüben beklagen, fuhr er fort. Tatsächlich beeindruckte es ihn insgeheim, daß weder die SS-Leute noch die Ukrainer sich an diesem bitterkalten Abend in ihre Unterkünfte verdrückt hatten.
    Pilarzik versicherte, alles sei in Wahrheit viel weiter vorgeschritten, als man erkennen könne: das Land sei terrassiert, die Fundamente trotz des Frostes ausgeschachtet und eine Menge Fertigteile schon vom Bahnhof heraufgetragen. Moderne Vorfertigung und ein fast unerschöpflicher Vorrat an Arbeitskräften machten es möglich, solche Barackenstädte fast über Nacht zu errichten, vorausgesetzt, das Wetter erlaubte es.
    Pilarzik schien zu glauben, Göth sei von diesem Anblick entmutigt, doch war das Gegenteil der Fall. Er konnte sich genau vorstellen, wie das hier mal aussehen würde. Und die Umzäunung? Nun, die war weniger eine Vorsichtsmaßnahme, als vielmehr eine geistige Stütze für die Häftlinge. Waren die Bewohner des Gettos von Podgorze erst einmal nach allen Regeln der Kunst von der SS behandelt worden, würden sie in den Baracken von Plaszow eine willkommene Zuflucht sehen. Selbst die, die sich, mit arischen Papieren versehen, außerhalb des Gettos herumtrieben, würden hier hereingekrochen kommen. Den meisten bedeutete der Stacheldraht nur ein Requisit, anhand dessen sie sich überzeugen konnten, daß sie gegen ihren Willen hier waren.
    Zeitig am folgenden Morgen fand in Scherners Büro eine Besprechung statt zwischen den Betriebsinhabern, den Treuhändern und Göth. Göth in seiner maßgeschneiderten Uniform schien den Raum zu dominieren. Er zweifelte nicht daran, daß er Bosch, Madritsch “und Schindler dazu überreden konnte, ihre jüdischen Arbeiter in seinem Lager unterzubringen. Ein flüchtiger Überblick hatte ihm auch schon gezeigt, daß im Getto sehr nützliche Berufe vertreten waren, mit denen sich etwas anfangen ließ: Juweliere, Polsterer, Schneider, die auf Weisung des Kommandanten Aufträge der SS, der Wehrmacht, der wohlhabenden deutschen Verwaltungsbeamten übernehmen könnten. Außer Madritschs Uniformschneiderei und Schindlers Emailwarenfabrik würde es noch einen metallverarbeitenden Betrieb, eine Bürstenwarenfabrik, einen Betrieb für die Säuberung und Reparatur verschlissener Uniformen und einen ähnlichen Betrieb für die Ausbesserung jüdischer Bekleidungsstücke aus dem Getto geben, die man an ausgebombte Volksgenossen im Reich verteilen konnte. Alle im Lager ausgeführten Arbeiten würden ihm persönlich einen Profit abwerfen, das wußte er von Lublin her, wo er mit Pelzen und Schmuck zu tun gehabt hatte; da hatte jeder seinen Anteil bekommen. Er war jetzt an dem Punkt in seiner Laufbahn angelangt, wo Pflichterfüllung und Bereicherung zusammenfielen. Oberführer Scherner hatte ihm gestern beim Abendessen ausgemalt, welche Goldgrube das Lager Plaszow für ihn werden könnte - für sie alle beide.Scherner eröffnete die Besprechung, indem er besonders die »Konzentration der Arbeitskräfte« hervorhob, so als sei dies eine funkelnagelneue Entdeckung der SS. Man habe die Arbeitskräfte direkt am Arbeitsplatz. Die Instandhaltung der Betriebe - dies besonders an Schindler und Madritsch gerichtet - erfolge kostenlos, Pacht brauche nicht bezahlt zu werden.
    Anschließend könnten die Herren einen Rundgang durch das geplante Lager machen. Dann stellte er den neuen Kommandanten vor. Der sagte, es sei ihm eine besondere Freude, künftig mit so tüchtigen Unternehmern zusammenzuarbeiten, die weithin den besten Ruf genössen.
    Auf einem Plan des Lagers zeigte er sodann, wo die neuen Betriebe errichtet werden sollten, nämlich neben dem Männerlager. Die Frauen würden etwa 2.00 Meter vom Arbeitsplatz entfernt untergebracht werden. Er selber denke nicht daran, sich in die eigentliche Betriebsführung einzumischen, seine Aufgabe beschränke sich darauf, den ordnungsgemäßen Ablauf des Lagerlebens zu garantieren; die Herren würden in ihrer Betriebspolitik ebenso ungestört sein wie jetzt in Krakau. Oberführer Scherner könne bestätigen, daß seine Anweisungen ihm ausdrücklich untersagten, sich in die Interna der Betriebe einzumischen.
    Der Oberführer habe schon mit Recht darauf hingewiesen, daß

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