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Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Keneally
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Individuen, der Bestechung besonders brutaler SS-Leute, um ihren Eifer zu dämpfen.
    Schindler ließ sich in einen Sessel fallen. Springmann schaute ihn an. Er war stark beeindruckt. Man würde nach Istanbul berichten, würde die Zionisten in Palästina, dus Joint Distribution Committee zu noch größeren Anstrengungen auffordern. Und selbstverständlich diese Informationen Churchill und Roosevelt zukommen lassen. Im übrigen, sagte Springmann, habe Schindler durchaus recht, wenn er daran zweifle, daß die Leute seinen Informationen glaubten, es sei ja auch alles unglaublich. »Und darum bitte ich Sie dringend, selber in Istanbul mit unseren Leuten dort zu sprechen.«
    Schindler willigte nach kurzem Zögern ein. »Das müßte gegen Ende des Jahres passieren«, sagte Springmann. »Und bis dahin halten Sie in Krakau Verbindung zu Dr. Sedlacek.«
    Sedlacek holte Schindler zum Abendessen im Hotel Geliert ab. Von ihrem Tisch hatten sie Ausblick auf die Donau, die beleuchteten Lastkähne, die Lichter von Pest jenseits der Donau.
    Die Stadt wirkte wie vom Kriege unberührt, und Schindler fühlte sich wie ein Tourist.
    Nachdem er sich den ganzen Nachmittag über zurückgehalten hatte, trank er jetzt Unmengen Ochsenblut.
    Beim Essen setzte sich ein österreichischer Journalist, ein Dr. Schmidt, mit seiner Freundin zu ihnen. Schindler bewunderte den Schmuck der Dame, verlor aber den Spaß an diesen Tischgenossen, als er merkte, daß die von nichts weiter als Spekulationsgeschäften redeten.
    Sedlacek meinte, Schindler sei deshalb so verstimmt, weil ihm hier eine Art Spiegelbild vorgehalten wurde, jedenfalls sagte er, nachdem die beiden gegangen waren: »Stehen Sie in näherer Verbindung zu diesem Schmidt?«
    »Ja.«
    »Das sollten Sie aber nicht. Der Mann ist ein Bandit.«
    Sedlacek unterdrückte ein Lächeln.
    »Woher wissen Sie, daß er auch nur einen Pfennig des Geldes abliefert, das Sie ihm geben?«
    »Er bekommt Prozente.«
    Schindler brütete ein Weilchen vor sich hin. »Ich will keine Prozente. Bieten Sie mir ja keine an!«
    »Einverstanden.«
     
    Kapitel 19
    Schindler saß noch in dem Güterzug von Budapest, wo er die baldige Räumung des Krakauer Gettos vorhergesagt hatte, als sich von Lublin her bereits der Mann Krakau näherte, der diese Räumung vornehmen und das geplante Zwangsarbeitslager Plaszow leiten sollte: Untersturmführer Göth. Göth war etwa acht Monate jünger als Schindler, hatte aber mehr mit ihm gemein als nur das Geburtsjahr. Auch er war als Katholik aufgewachsen, war erst seit 1938 kein praktizierender Christ mehr, und seine Ehe war gescheitert. Er war ebenfalls Absolvent eines Realgymnasiums, ein Mann der Praxis, kein großer Denker und hielt sich doch für einen Philosophen.
    Er stammte aus Wien und war schon 1930 der NSDAP beigetreten. Als die Partei 1933 in Österreich verboten wurde, gehörte er schon zur SS. 1940 trug er die Rangabzeichen eines Oberscharführers, und 1941 wurde er Untersturmführer, also Offizier. Als Führer eines Sonderkommandos nahm er an Aktionen im dichtbevölkerten Getto von Lublin teil und bewährte sich so, daß ihm die Liquidierung des Krakauer Gettos anvertraut wurde.
    Göth war von athletischer Statur, hatte ein offenes, angenehmes Gesicht, langgliedrige muskulöse Hände. Er hing sehr an seinen Kindern aus zweiter Ehe, die er in den vergangenen drei Jahren nur selten gesehen hatte. Gelegentlich spielte er mit den Kindern von Offizierskameraden. Er konnte auch ein sentimentaler Liebhaber sein, hatte einen ebenso unstillbaren sexuellen Appetit wie Schindler, aber anders als dieser mißhandelte er nicht selten seine Mätressen. Auch homosexuelle Neigungen waren ihm nicht fremd. Seine beiden Ehefrauen wußten aus Erfahrung, daß er zu Grausamkeiten neigte, sobald die erste Liebesglut erloschen war. Er hielt sich für sensibel, was er auf seine Herkunft aus einer Familie von Druckern und Buchbindern zurückführte, und nicht selten bezeichnete er sich als Literaten.
    Befragt, hätte er geantwortet, daß er seinem neuen Kommando mit freudiger Erwartung entgegensah, denn die Liquidierung des Gettos mochte mit einer Beförderung belohnt werden; doch war der Dienst beim Sonderkommando nicht spurlos an ihm vorübergegangen.
    Seit zwei Jahren litt er unter Schlaflosigkeit, und wenn es möglich war, blieb er bis zum frühen Morgen auf und schlief dann in den Mittag hinein. Er war zum Trinker geworden und glaubte, jede Menge Alkohol zu vertragen. Und was ein Kater ist, wußte

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