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Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Keneally
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zusammen und Listen, die über Leben und Tod entschieden, über Verbleib im Lager oder Transport in die Todesfabriken und ließ sich bestechen. Mandel allerdings konnte ihn unter Druck setzen und erreichte, daß er auf die Liste derer kam, die zur Emalia geschickt wurden, um Schrott zu holen. Zu Schindler drang er dann allerdings nicht vor, daran hinderte ihn Bankier. Herr Schindler sei beschäftigt. In der folgenden Woche erschien Mandel wiederum. Und wiederum ließ Bankier ihn nicht zum Herrn Direktor. Beim dritten Mal wurde er dann deutlich: »Sie möchten wohl das zionistische Geld holen? Nun, daraus wird nichts. Sie haben es abgelehnt, und jetzt ist es weg. So ist nun mal das Leben, Herr Mandel!«
    Mandel zog ab. Er glaubte, Bankier habe bereits einen Teil des Geldes für sich abgezweigt, doch darin irrte er. Bankier war nur vorsichtig. Das Geld kam am Ende doch noch zu den Zionisten nach Plaszow, denn die Quittung mit Alta Rubners Unterschrift wurde von Sedlacek an Springmann übergeben. Das Geld wurde offenbar für die Unterstützung von Juden verwendet, die von auswärts kamen und in Krakau nicht auf Hilfe zählen konnten. Man weiß nicht genau, ob der größere Teil für Lebensmittel ausgegeben wurde, wie Stern riet, oder für falsche Papiere und Waffen. Schindler hat sich darum nie gekümmert. Nichts davon jedenfalls diente zum Loskauf von Frau Schindler oder der Brüder Danziger. Auch die 30 000 Kilo Küchenutensilien, die Schindler im Jahre 1943 großzügig verteilte, um zu verhindern, daß das Nebenlager Emalia geschlossen wurde, sind davon nicht bezahlt worden.
    Und auch nicht die gynäkologischen Instrumente im Wert von 16 000 Zloty, die Schindler auf dem schwarzen Markt besorgen mußte, weil eine seiner Arbeiterinnen schwanger wurde — Schwangerschaft bedeutete sicheren Tod. Und ebenfalls nicht der reparaturbedürftige Mercedes, den Schindler dem Untersturmführer John abkaufte, als er weitere dreißig Gefangene aus Plaszow für die Emalia anforderte. Johns Freund, Untersturmführer Scheidt, beschlagnahmte das für 11 Zloty gekaufte Fahrzeug schon tags darauf wieder. Schindler war zunächst wütend, meinte später aber, es sei ihm ein Vergnügen gewesen, diesen beiden Herren einen Dienst erwiesen zu haben.
     
    Kapitel 26
    Raimund Titsch leistete Zahlungen anderer Art. Dieser stille, blasse österreichische Katholik, der seit seiner Verwundung im Ersten Weltkrieg (manche meinten auch von Kindheit an) hinkte, war zehn Jahre älter als Schindler und Göth. Er leitete Madritschs Uniformschneiderei im Lager Plaszow, die 3000 Näherinnen und Mechaniker beschäftigte. Eine seiner Zahlungsformen bestand darin, daß er mit Göth Schach spielte. Der Kommandant rief häufig bei Madritsch an und bestellte Titsch zu einer Partie in sein Büro. Die erste dieser Partien endete nach einer halben Stunde damit, daß Göth mattgesetzt wurde. Titsch sah mit Erstaunen, daß Göth vor Wut über die Niederlage schier platzte. Er schnallte das Koppel um, setzte die Mütze auf und stürmte aus dem Büro, so daß der entsetzte Titsch glaubte, Göth wolle sich durch Erschießung der ersten Gefangenen, die ihm über den Weg liefen, für seine Niederlage rächen. Titsch änderte im folgenden seine Taktik und verstand es, eine Partie über Stunden hinzuziehen und zu verlieren. Wenn die Gefangenen Titsch zu einer seiner Schachpartien in die Lagerverwaltung hinken sahen, wußten sie, daß der Nachmittag gerettet war.
    Titsch beschränkte sich allerdings nicht darauf, vorbeugend Schach zu spielen. Er fotografierte auch. Aus dem Fenster seines Büros, gelegentlich auch in den Werkstatträumen, knipste er die Häftlinge in den gestreiften Kitteln beim Schieben der Loren, bei der Essensausgabe, beim Ausheben von Fundamenten und Abzugsgräben. Auf manchem dieser Bilder sieht man die Verteilung eingeschmuggelter Brotrationen in Madritschs Werkstatt. Er kaufte nämlich mit Zustimmung von Madritsch und von dessen Geld Brot, das er auf Lastwagen unter Textilien versteckt ins Lager schmuggelte. Und die Verteilung dieser runden Schwarzbrotlaibe auf der den Wachtürmen abgewendeten Seite von Madritschs Baracken hielt Titsch im Bilde fest.
    Er knipste SS-Leute und Ukrainer beim Exerzieren, beim Sport und bei der Arbeit. Er knipste ein Arbeitskommando unter dem Ingenieur Karp, auf den bald darauf die Hunde gehetzt wurden, die ihm die Genitalien abbissen und schwere Verletzungen am Oberschenkel zufügten. Eine Aufnahme des Lagers gibt die

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