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Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Keneally
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Plaszow nach Auschwitz müssen. Und während der pistolenschwingende
    Hauptsturmführer glaubt, Plaszow verdanke sein Bestehen seinem administrativen Genie, sind es doch in Wahrheit die blutspuckenden Häftlinge, denen der Fortbestand des Lagers zu verdanken ist.
    Kapitel 25
    Manchen Leuten kam es jetzt so vor, als werfe Schindler mit Geld um sich wie ein krankhafter Glücksspieler. Selbst seine Gefangenen, die ja nicht viel von ihm wußten, ahnten, daß er sich ihretwegen ruinieren würde, falls es denn nicht anders ging. Später - nicht damals, damals nahmen sie seine Gaben hin, wie ein Kind Weihnachtsgeschenke von den Eltern entgegennimmt —, später also sagten sie, es sei ein Glück für sie gewesen, daß er ihnen treuer war als seiner Frau. Aber nicht nur die Gefangenen ahnten etwas von Schindlers Besessenheit, sondern auch so mancher Bürokrat.
    So ließ ein gewisser Dr. Sopp, SS-Arzt am Krakauer Gefängnis, Schindler durch einen polnischen Mittelsmann wissen, er habe ihm ein Geschäft vorzuschlagen. Im Gefängnis Montelupich saß eine Frau Helene Schindler, die, wie Sopp wußte, mit Oskar Schindler nicht verwandt war, doch ihr Mann hatte Geld in die Emalia investiert. Ihre arischen Papiere waren dubios, und Sopp brauchte nicht eigens darauf hinzuweisen, daß Frau Schindler in Gefahr war, nach Chujowa Gorka geschafft zu werden. Gegen einen bestimmten Betrag sei er aber bereit, zu bescheinigen, daß Frau Schindler zu einem Kuraufenthalt von unbestimmter Dauer nach Marienbad müsse.
    Der Mediziner forderte, wie Schindler von ihm selber hörte, 50000 Zloty. Den Preis herunterhandeln zu wollen, war sinnlos. Sopp betrieb dieses Geschäft seit drei Jahren und wußte genau, wieviel er im Einzelfall fordern konnte. Schindler beschaffte das Geld noch am selben Nachmittag, wie Sopp richtig vorgesehen hatte; er wußte, daß Schindler über Schwarzmarktgelder verfügte.
    Schindler verlangte, daß ihm die Frau persönlich von Dr. Sopp im Montelupich-Gefängnis übergeben werde. Er selber wolle sie dann zu Freunden in der Stadt fahren. Sopp hatte nichts dagegen, und so bekam Frau Schindler denn in ihrer eiskalten Zelle unter einer matt brennenden Glühbirne das Attest ausgehändigt.Ein pedantischerer Mensch als Schindler hätte sich die verauslagten 50 000 Zloty wohl von dem Geld zurückgenommen, das Sedlacek aus Budapest brachte; das waren insgesamt 150 000 eingeschmuggelte Reichsmark. Doch Schindler gab alles Geld, das er auf diese Weise erhielt, an seine jüdischen Kontaktpersonen weiter, ausgenommen jene Summe, von der er den Cognac für Göth kaufte. Es war übrigens nicht immer einfach, das Geld loszuwerden. Als Sedlacek ihm im Sommer 1943 50 Reichsmark brachte, fürchteten die Zionisten im Lager Plaszow, denen Schindler das Geld anbot, eine Falle. Henry Mandel, Schweißer und Mitglied in der Hitach Dut, der zionistischen Arbeiterjugend, an den Schindler sich zuerst wandte, wollte damit nichts zu tun haben.
    Schindler zeigte einen hebräisch geschriebenen Brief aus Palästina vor, aber das bewies nichts. Ein Provokateur würde genau solch einen Brief haben. Zudem war die Summe von RM 50 000 - 100 000 Zloty -einfach zu groß, als daß man hätte glauben können, sie werde einem zur freien Verfügung übergeben.
    Schindler versuchte es sodann bei einem anderen Mitglied der Hitach Dut, bei Alta Rubner.
    Schließlich lag das Geld die ganze Zeit über im Kofferraum seines Wagens vor dem Verwaltungsgebäude des Lagers. Alta Rubner beriet sich mit Mandel, und beide schlugen vor, das Geld durch Kontaktpersonen dem polnischen Untergrund zukommen zu lassen. Der mochte entscheiden, ob man Geld von Schindler nehmen dürfe oder nicht. Schindler suchte sie zu überzeugen, daß es mit dem Geld seine Richtigkeit habe; das Gespräch fand in Madritschs Uniformschneiderei statt, und die Nähmaschinen übertönten diese nun heftiger werdende Auseinandersetzung. Schindlers Beteuerungen fanden keinen Glauben, und er nahm das Geld wieder mit.
    Später jedoch, als Stern den beiden versichert hatte, der Brief sei authentisch und Schindler mit der Übergabe des Geldes beauftragt, entschlossen sie sich, es anzunehmen. Allerdings wußten sie, daß Schindler nicht noch einmal mit diesem Geldbetrag nach Plaszow kommen würde. Mandel wandte sich also an Marcel Goldberg, einen Schreiber in der Lagerverwaltung, ehedem ebenfalls Mitglied der Hitach Dut, unterdessen aber durch seine Arbeit korrumpiert -er stellte die Listen der Arbeitskommandos

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