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Schischkin, Michail

Schischkin, Michail

Titel: Schischkin, Michail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venushaar
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Antwort, Frage,
Antwort. Derweil weht es Schneeflocken zum Oberfenster herein. Wie das? Eben
war Sommer, und nun liegt Schnee. Durch das Fenster schaut man auf den Hof, wo
ihn irgendein Schwarzer unter Polizeiaufsicht mit einer großen eisernen Schaufel
vom Fußweg schippt. Das dünne Blech schrammt den Asphalt - nicht anders als in
Moskau. Und eben trifft der zweite Schwung fröstelnder GS zur Befragung ein:
Überwiegend Schwarze und Asiaten, eingemummt in Jacken und Schals, trampeln
über den frischen Schnee, und irgendjemandes Kind, ein kleiner Araber oder
Kurde, vielleicht auch Iraner, wer kennt sich da aus bei Fünfjährigen, müht
sich eifrig, eine Handvoll Schnee zusammenzuschieben und einen Schneeball
daraus zu formen, die Mama zischt ihn an und zerrt an seiner Hand. Frage,
Antwort, Frage, Antwort. Dann ist Pause, Kaffee aus dem Plastikbecher. Blick
durch ein anderes Fenster auf einen anderen Hof, auch hier Schnee, kleine
Negerlein werfen Schneebälle. Aber diese Kinder hatten wir doch eben erst, oder
ist schon wieder ein Jahr vergangen? Und wieder Frage, Antwort, Frage, Antwort.
Als ob man Selbstgespräche führt. Sich selbst Fragen stellt. Sich selbst
Antworten gibt.
     
    Vor dem
Einschlafen versucht der Dolmetsch ein wenig zu lesen, um auf andere Gedanken
zu kommen. Er möchte sich, bevor er das Licht löscht und das Kissen aufs Ohr
legt, noch einmal ans andere Ende des Reiches träumen: an Kyros' Seite
marschieren, den Euphrat zur Rechten, in fünf Tagesmärschen fünfunddreißig
Parasangen durch ödes Gebiet. In diesem Landstrich war der Boden ganz eben,
glatt wie das Meer, aber voll von Wermutpflanzen. Was sonst noch an Gehölz und
Schilfpflanzen dort wuchs, war alles wohlriechend wie Gewürz. Ein Baum stand
nirgends, aber alle möglichen wilden Tiere, sehr viele wilde Esel und
zahlreiche Strauße gab es dort, aber auch Trappen und Rehe. Diese Tiere wollten
die Reiter mehrmals verfolgen. Wenn aber einer die Esel verfolgte, liefen sie
voraus und blieben dann stehen; denn sie liefen viel schneller als die Pferde.
Wenn sich die Reiter wieder genähert hatten, taten sie das Gleiche. Daher war
es nicht möglich, sie zu fangen, außer wenn die Jäger sich in Zwischenräumen
aufstellten und sich bei der Jagd ablösten. Das Fleisch der gefangenen Tiere
war ähnlich dem Hirschwildbret, nur etwas zarter. Einen Strauß fing niemand;
die verfolgenden Reiter gaben es bald auf; denn weit enteilte er auf der
Flucht, wobei er sich der Füße zum Lauf bediente und sich mit den Flügeln, die
er wie ein Segel gebrauchte, vom Boden hob.
    Er klappt
das Buch zu, will einschlafen, da fängt im Kopf der Kreisel wieder an: Frage,
Antwort, Frage, Antwort. Wieder geht es um irgendwelche falschen Milizionäre,
die nur darauf aus sind, die Tür aufzubrechen, die Wohnung zu stürmen, das
Unterste zuoberst zu kehren, Nieren zu prellen, einen Arm zu brechen oder eine
Rippe. Und Petrus hat eine Frage: Sie sind als Kind mit Ihren Eltern auf
dem Schwarzmeerschiff Rossija gefahren
und entdeckten überall da, wo man es am wenigsten vermutete, zum Beispiel an
den Deckenlüftern, in erhabenen Frakturbuchstaben die Inschrift ADOLF
HITLER?
    Antwort: Stimmt.
    Frage: Ihr Sohn
kroch einmal, als Besuch da war, aus Langeweile unter den Tisch und zog den
Gästen der Reihe nach die Pantoffeln von den Füßen, und die Füße tasteten blind
suchend auf dem Parkett herum?
    Antwort: Stimmt.
    Frage: Ihrer
Mutter hat man, als sie aufgebahrt lag, einen Papierstreifen auf die Stirn
gelegt, worauf ein Gebet stand, und Ihnen kam plötzlich der Gedanke: Wer soll
das bloß lesen und wann?
    Antwort: Stimmt.
    Frage: In Perm
gibt es ein Flüsschen mit Namen Styx? Das über Nacht zugefroren war? Sie warfen
einen Knüppel auf das Eis, er hüpfte immer weiter, und das Eis hatte so einen
hohlen und luftigen Klang?
    Antwort: Stimmt.
Und wohin kraulte des Nachts nur immer dieses Mädchen, einen Arm nach vorn
unter das Kissen gestreckt, den anderen nach hinten geworfen, Handfläche nach
oben, und Sie hätten diese Hand so gern geküsst, fürchteten aber, das Mädchen
zu wecken?
     
    Gegen
Morgen erwachte der Dolmetsch schweißgebadet und mit pochendem Herzen: Er hatte
von der Galpetra geträumt, und alles lief ab wie damals: dass er in ihrem
Unterricht saß, zur Tafel gerufen wurde... Als wären nicht Jahrzehnte Leben
dazwischen gewesen! Nun lag er da, die Hand am Herzen, starrte an die
allmählich heller werdende Decke und suchte sich zu fassen.
    Wieso
musste er immer

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